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City of Lost Souls

City of Lost Souls

Titel: City of Lost Souls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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er alles für seinen Bruder Jonathan gegeben hat, so wirst auch du alles für deinen Jonathan geben. Oder bist du dazu nicht bereit?
    »Ich mache das nicht nur für ihn«, erklärte Simon leicht verwirrt. »Aber, okay, ich werde alles tun, was immer Ihr verlangt.«
    Wenn ich deinen Wunsch erfülle, gelobst du dann, mich nicht mehr zu belästigen?
    »Ich denke nicht, dass das ein Problem sein dürfte«, sagte Simon.
    Also gut, beschied der Engel. Ich werde dir verraten, was ich verlange. Ich verlange dieses blasphemische Mal auf deiner Stirn. Ich werde dir das Kainsmal nehmen, denn es war nie deine Aufgabe, es zu tragen.
    »Ich … aber wenn Ihr mir das Mal nehmt, dann könnt Ihr mich töten«, meinte Simon. »Das Kainsmal ist schließlich das Einzige, das zwischen mir und Eurem himmlischen Zorn steht, oder?«
    Der Engel schwieg einen Moment, um darüber nachzudenken. Ich werde geloben, dir keinen Schaden zuzufügen. Ob du nun das Mal trägst oder nicht.
    Simon zögerte.
    In dem Augenblick verfinsterte sich die Miene des Engels. Das Gelübde eines himmlischen Engels ist das Heiligste, das diese Welt kennt. Wagst du es wirklich, mir zu misstrauen, Tageslichtler?
    »Ich … « Simon zauderte einen qualvollen Moment lang. Vor seinem inneren Auge sah er Clary, die sich auf die Zehenspitzen gestellt hatte und ihm die Stele an die Stirn drückte. Außerdem erinnerte er sich daran, wie das Kainsmal zum ersten Mal seinen Dienst verrichtet hatte. Als die pure Energie mit tödlicher Kraft durch ihn hindurchfuhr, hatte er sich wie ein Blitzableiter gefühlt. Dieses Mal war ein Fluch, der ihm furchtbare Angst einjagte und andere vor ihm erzittern ließ. Er hasste es. Und dennoch … jetzt, da er es aufgeben sollte, dieses Zeichen, das ihn zu etwas Besonderem machte …
    Simon musste schlucken. »Okay. Ja. Ich bin einverstanden.«
    Der Engel lächelte – ein Furcht einflößendes Lächeln, als würde man direkt in die Sonne blicken. Dann gelobe ich, dir keinen Schaden zuzufügen, Simon Makkabäus.
    »Lewis«, sagte Simon. »Mein Nachname ist Lewis.«
    Aber du bist vom Blute und Glauben der Makkabäer. Es heißt, die Makkabäer seien von Gottes Hand gezeichnet. Auf jeden Fall bist du ein himmlischer Krieger, Tageslichtler, ob es dir nun gefällt oder nicht, erwiderte der Engel und setzte sich in Bewegung.
    Simons Augen begannen zu tränen, denn Raziel schien den Himmel mit sich zu ziehen wie ein Tuch, in schwarzen, silbernen und wolkenweißen Wirbeln. Die Luft um ihn herum erbebte. Plötzlich blitzte über ihm etwas auf, wie gleißendes Metall, dann bohrte sich ein Objekt klirrend neben Simon in den Boden.
    Im feuchten Sand steckte ein Schwert, das nach nichts Besonderem aussah – einfach nur ein abgewetztes altes Eisenschwert mit einem schwarz angelaufenen Heft. Die Klinge war zerklüftet, als hätte sich Säure in die Kanten gefressen; lediglich die Spitze schien messerscharf zu sein. Die Waffe sah nach einem Fundstück bei einer archäologischen Grabung aus, das noch nicht sorgfältig gereinigt worden war.
    Im nächsten Moment wandte der Engel sich wieder an Simon:
Es begab sich aber, als Josua bei Jericho war, dass er seine Augen erhob und sich umsah; und siehe, ein Mann stand ihm gegenüber, der hatte ein bloßes Schwert in seiner Hand. Und Josua ging zu ihm und sprach zu ihm: Gehörst du uns an oder unsern Feinden? Er sprach: Nein, sondern ich bin der Fürst über das Heer des Herrn; jetzt bin ich gekommen!
Fragend warf Simon einen Blick auf den nicht besonders vielversprechenden Gegenstand auf dem Boden: »Und das soll dieses Schwert sein?«
    Dies ist das Flammenschwert des Erzengels Michael, Fürst über das Heer des Herrn. Es besitzt die Kraft des Himmlischen Feuers. Wenn ihr euren Feind damit trefft, wird es alles Böse in ihm ausbrennen. Überwiegt das Böse in ihm, weil er eher ein Geschöpf der Hölle als des Himmels ist, so wird das Schwert ihm zugleich den Lebensatem nehmen. Auf jeden Fall wird es den Bund mit eurem Freund zertrennen. Und es kann nur jeweils einem von beiden Schaden zufügen.
    Simon bückte sich und hob das Schwert auf. Die Berührung jagte einen elektrischen Schlag durch seinen Arm, bis hinauf in sein pulsloses Herz. Instinktiv hob er die Waffe und die Wolkendecke über ihm teilte sich. Ein Lichtstrahl fuhr vom Himmel in das matte Metall des Schwerts herab und ließ es sirren.
    Der Engel musterte Simon mit kühlem Blick. Der wahre Name dieses Schwertes kann von deiner kümmerlichen, menschlichen

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