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City of Lost Souls

City of Lost Souls

Titel: City of Lost Souls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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sei erschöpft und müsse sich unbedingt hinlegen; daraufhin hatte ihr Bruder nur stumm genickt und sie mit einer geistesabwesenden Handbewegung nach oben geschickt. Während Clary jeden Winkel des Zimmers absuchte, tauchten vor ihrem inneren Auge immer wieder Bilder von Jace auf – wie er sie angesehen hatte, als fühlte er sich hintergangen, als würde er sie nicht mehr kennen. Doch es hatte keinen Zweck, jetzt darüber nachzudenken. Natürlich konnte sie sich auf die Bettkante setzen, die Hände vors Gesicht schlagen und heiße Tränen vergießen beim Gedanken an das, was sie getan hatte, doch damit wäre niemandem gedient. Sie war es Jace und sich selbst schuldig weiterzumachen. Weiterzusuchen. Wenn sie doch nur eine Stele finden könnte …
    Clary hob gerade die Matratze an, um den Bereich zwischen der Auflage und dem Bettgestell zu überprüfen, als es plötzlich an der Tür klopfte. Resigniert ließ sie die Matratze fallen, zumal sie auch dort keine Stele hatte finden können. Dann ballte sie die Hände zu Fäusten, holte tief Luft, marschierte zur Tür und riss sie auf.
    Sebastian stand im Rahmen. Zum ersten Mal trug er etwas anderes als seine übliche schwarze und weiße Kleidung – zwar noch immer seine schwarze Hose und Stiefel, aber darüber eine Uniformjacke aus scharlachrotem Leder, die mit kunstvoll verschlungenen, goldenen und silbernen Runen versehen war und von einer Reihe Metallschnallen zusammengehalten wurde. An beiden Handgelenken schimmerten silberne Armbänder und an seinem Finger funkelte der Morgenstern-Ring.
    Verwundert blinzelte Clary ihn an. »Rot?«
    »Für Zeremonien«, erwiderte Sebastian. »Farben haben für uns Nephilim eine andere Bedeutung als für Menschen«, fuhr er fort und sprach das letzte Wort voller Verachtung aus. »Du kennst doch den alten Schattenjäger-Kinderreim, oder etwa nicht?
    Schwarz für die Jagd in tiefer Nacht
Weiß für Tod und Totenwacht
Gold für die Braut im Hochzeitskleid
Und Rot für Magie und Zauberzeit.
    »Schattenjäger heiraten in Gold?«, fragte Clary. Im Grunde war ihr das egal, aber sie versuchte, Sebastian abzulenken, während sie sich so in den Spalt zwischen Tür und Rahmen schob, dass er nicht an ihr vorbeisehen und das Chaos bemerken konnte, in das sie Jace’ normalerweise aufgeräumtes Zimmer verwandelt hatte.
    »Tut mir leid, wenn ich deine Träume von einer Hochzeit in Weiß vernichtet habe«, grinste Sebastian. »Apropos, ich hab hier was zum Anziehen für dich«, fügte er hinzu und brachte ein gefaltetes Kleidungsstück zum Vorschein, das er bis dahin hinter dem Rücken verborgen hatte.
    Clary nahm es entgegen und faltete es auseinander: ein langes Kleid aus fließendem, scharlachrotem Stoff, das einen seltsamen goldenen Glanz besaß, wie der Rand einer Flamme.
    »Unsere Mutter hat dieses Kleid immer bei den Zeremonien des Kreises getragen, ehe sie unseren Vater hintergangen hat«, erklärte Sebastian. »Zieh es an. Ich möchte, dass du es heute Nacht trägst.«
    »Heute Nacht?«
    »Na ja, du kannst ja wohl schlecht in den Sachen, die du jetzt trägst, bei der Zeremonie auftauchen.« Sein Blick streifte über Clarys Körper, von den nackten Füßen über das verschwitzte Trägerhemd, das an ihrer Haut klebte, bis hin zu ihrer staubigen Jeans. »Es ist wichtig, wie du heute Nacht aussiehst … welchen Eindruck du auf unsere neuen Gefolgsleute machst. Also zieh es an.«
    Clarys Gedanken überschlugen sich förmlich. Die Zeremonie heute Nacht. Unsere neuen Gefolgsleute. »Wie viel Zeit hab ich … um mich umzuziehen?«, fragte sie.
    »Eine Stunde, wenn überhaupt. Wir sollten um Mitternacht an der Weihestätte sein. Die anderen werden sich dort versammeln. Und es empfiehlt sich nicht, zu spät zu kommen.«
    Eine Stunde. Mit pochendem Herzen warf Clary das Kleid auf das Bett, wo es wie ein Kettenhemd schimmerte und glänzte. Als sie sich wieder umdrehte, stand Sebastian noch immer in der Tür, ein schiefes Lächeln im Gesicht. Es sah so aus, als beabsichtigte er, dort stehenzubleiben und zu warten, während Clary sich umzog. Resolut versuchte Clary, die Tür zu schließen.
    Doch Sebastian packte sie am Handgelenk. »Heute Nacht wirst du mich mit Jonathan ansprechen. Jonathan Morgenstern. Dein Bruder.«
    Clary jagte ein Schauer über den Rücken und sie senkte rasch den Blick, damit Sebastian den Hass darin nicht sehen konnte. »Von mir aus«, murmelte sie.
    Als Sebastian gegangen war, schnappte Clary sich eine von Jace’ Lederjacken,

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