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City of Lost Souls

City of Lost Souls

Titel: City of Lost Souls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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genau, dass das nicht stimmt«, entgegnete er – und dann presste er seinen Mund hart auf ihre Lippen.
    Einen Moment lang fühlte Clary sich nach Idris zurückversetzt, als Sebastian sie auf dem Hügel oberhalb der Ruinen des niedergebrannten Fairchild-Herrenhauses geküsst und sie den Eindruck gehabt hatte, in tiefe Dunkelheit zu fallen, in einen endlosen Tunnel. Damals hatte sie gedacht, dass mit ihr irgendetwas nicht stimmen würde … dass sie niemanden außer Jace küssen könnte … dass sie völlig verkorkst war.
    Doch inzwischen wusste sie es besser. Sebastians Mund bewegte sich über ihren Mund, hart und kalt wie eine Rasierklinge, und im nächsten Augenblick stellte Clary sich auf die Zehenspitzen und biss ihm kräftig in die Lippe.
    Sebastian schrie auf und drehte sich von ihr weg, eine Hand an seinem Mund. Clary schmeckte sein Blut, wie bitteres Kupfer; es tropfte ihm vom Kinn, während er sie ungläubig anstarrte. »Du … «, setzte er an.
    Aber Clary wirbelte herum und trat ihm mit voller Kraft in den Magen, der nach ihrem vorherigen Faustschlag hoffentlich noch empfindlich war. Als Sebastian sich zusammenkrümmte, stürmte sie an ihm vorbei, in Richtung Glastreppe. Doch bevor sie die Stufen erreichte, spürte sie, wie er sie erneut am Kragen packte, sie herumschleuderte wie einen Baseballschläger und dann mit voller Wucht gegen die Mauer schmetterte. Der Aufprall ließ Clary auf die Knie sinken und verzweifelt nach Luft schnappen.
    Wütend marschierte Sebastian auf sie zu, ballte und dehnte die Hände an seinen Hüften; seine Augen glänzten schwarz und Furcht einflößend wie bei einem Hai.
    Clary wusste, dass sie eigentlich Angst hätte haben sollen, aber eine kalte, klare Wut hatte sie erfasst. Sie hatte das Gefühl, alles in Zeitlupe wahrzunehmen, und sie erinnerte sich an den Kampf in dem Prager Trödelladen und daran, wie sie in ihre eigene Welt eingetaucht war, in der all ihre Handlungen so präzise ineinandergegriffen hatten wie das Räderwerk einer Uhr. Als Sebastian sich zu ihr hinunterbeugte, drückte Clary sich vom Boden ab, machte eine Scherenbewegung mit den Beinen und fegte ihm die Füße unter dem Körper weg.
    Sebastian stürzte nach vorn, doch Clary rollte sich blitzschnell auf die Seite und sprang auf die Beine. Dieses Mal versuchte sie erst gar nicht fortzulaufen. Stattdessen schnappte sie sich die Porzellanvase vom Tisch und zog sie Sebastian über den Schädel, als dieser sich gerade aufrappelte. Die Vase zersplitterte in tausend Scherben und verteilte Wasser und Blätter in alle Richtungen, während Sebastian rückwärtstaumelte und sich ein dunkler Blutfleck in seinem silberhellen Haar ausbreitete.
    Er stieß ein heiseres Knurren aus und warf sich mit einem Sprung auf sie. Clary hatte das Gefühl, von einer Abrissbirne getroffen zu werden: Sie flog rückwärts auf den Tisch, krachte durch die Glasplatte hindurch und fiel in einem Hagel aus Scherben auf den Boden. Als Sebastian auf ihr landete und ihren Rücken in die Glassplitter drückte, schrie sie vor Schmerz auf. Mit wutverzerrten Lippen holte er aus und schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Blut und Tränen schossen ihr in die Augen und nahmen ihr die Sicht; sie würgte und hustete und dann riss sie das Knie hoch und rammte es ihm in den Magen. Aber es hatte den Anschein, als würde sie gegen eine Wand treten.
    Sebastian packte ihre Hände und drückte sie mit eisernem Griff neben ihre Hüften. »Clary, Clary, Clary«, stieß er keuchend hervor. Wenigstens hatte sie ihn ganz schön außer Puste gebracht. Blut rann in einem dünnen Strom aus einer Wunde an seiner Schläfe und färbte seine Haare scharlachrot. »Wirklich nicht schlecht. In Idris hattest du als Kämpferin nicht viel drauf«, höhnte er.
    »Lass mich los … «
    Doch er senkte den Kopf und seine Zunge schoss ruckartig hervor. Clary versuchte noch, das Gesicht wegzudrehen, aber er war schneller und leckte ihr grinsend das Blut von der Wange. Sein Grinsen ließ seine Lippe aufplatzen, sodass weiteres Blut von seinem Kinn tropfte. »Du hast mich gefragt, zu wem ich gehöre«, flüsterte er heiser. »Ich gehöre zu dir. Dein Blut ist mein Blut, deine Knochen sind meine Knochen. Schon bei unserer allerersten Begegnung bin ich dir bekannt vorgekommen, stimmt’s? Genau wie du mir.«
    Fassungslos starrte Clary ihn an. »Du hast völlig den Verstand verloren.«
    »Aber so steht es in der Bibel, im Hohelied Salomos: ›Du hast mir das Herz genommen, meine

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