City of Lost Souls
Richtung der Tür. Mit der anderen Hand schnappte er sich Jocelyns festliches Kleid vom Bett und drückte es Clary in die Arme. »Es ist schon spät und allmählich verliere ich die Geduld. Wenn du nicht in zehn Minuten wieder hier draußen bist, komm ich rein und helf dir. Und glaub mir: Das wird dir nicht gefallen.«
»Ich hab einen Mordshunger«, sagte Maia. »Ich fühle mich, als hätte ich seit Tagen nichts gegessen.« Sie öffnete den Kühlschrank und schaute hinein. »Igitt.«
Jordan zog sie zurück, schlang die Arme um sie und drückte ihr zärtlich die Nase in den Nacken. »Wir könnten was bestellen: Pizza, Thailändisch, Mexikanisch, was immer du willst. Solange es nicht mehr als fünfundzwanzig Dollar kostet.«
Lachend drehte Maia sich zu ihm um. Sie trug eines seiner T-Shirts, das selbst ihm zu groß war und ihr fast bis zu den Knien reichte. Ihre Haare hatte sie zu einem wilden Knoten hochgesteckt. »Wow, hast du heute deine Spendierhosen an?«, grinste sie.
»Für dich ist mir nichts zu teuer.« Jordan umfasste ihre Taille, hob sie hoch und setzte sie auf einen der Barhocker an der Küchentheke. »Du kannst einen Taco haben«, sagte er und küsste sie.
Seine Lippen schmeckten süß und leicht nach Pfefferminze, vermutlich von der Zahnpasta. Maia spürte wieder dieses elektrisierende Prickeln – wie immer, wenn Jordan sie berührte – , das tief in ihrem Inneren begann und dann schlagartig durch ihren ganzen Körper schoss. Sie lachte leise an seinem Mund und verschränkte die Arme in seinem Nacken. Doch plötzlich durchschnitt ein schriller Klingelton das angenehme Gefühl, das sich in ihr ausbreitete …
Jordan löste sich von ihr und murmelte: »Mein Handy.« Während er Maia festhielt, fummelte er mit der anderen Hand auf der Küchentheke herum, bis er das Telefon fand. Inzwischen hatte das Klingeln zwar aufgehört, trotzdem warf er stirnrunzelnd einen Blick auf das Display: »Ein Anruf der Praetor.«
Normalerweise rief die Wolfsgarde nicht an – oder zumindest nur dann, wenn es sich um eine äußerst dringliche Angelegenheit handelte. Maia seufzte und setzte sich aufrecht. »Ruf sie zurück.«
»Okay.« Jordan, der das Handy schon halb zum Ohr geführt hatte, nickte und sprach dann mit gedämpfter Stimme ins Telefon. Maia rutschte vom Barhocker und schlenderte langsam zum Kühlschrank, an dem die Speisekarten der verschiedenen Lieferservices mit Magneten befestigt waren. Sie griff danach, blätterte sie durch, bis sie die Karte ihres Lieblings-Thailänders fand, und drehte sich mit dem Zettel um.
Jordan stand in der Mitte des Wohnzimmers; er war kreidebleich und hatte das Handy in seiner Hand offenbar völlig vergessen. Maia konnte eine blecherne, weit entfernte Stimme hören, die aus dem Gerät drang und Jordans Namen rief.
Sofort ließ Maia die Speisekarte fallen und lief zu ihm. Sie nahm ihm das Telefon aus der Hand und legte es auf den Sofatisch, nachdem sie das Gespräch beendet hatte. »Jordan? Was ist passiert?«
»Mein Zimmergenosse … Nick … erinnerst du dich an ihn?«, stammelte er mit einem ungläubigen Ausdruck in den grünbraunen Augen. »Du hast ihn zwar nicht persönlich kennengelernt, aber … «
»Ich hab die Fotos von ihm gesehen«, bestätigte Maia. »Ist ihm was passiert?«
»Er ist tot.«
»Aber … wie das denn?«
»Jemand hat ihm die Kehle aufgerissen und ihm dann sämtliches Blut ausgesaugt. Man nimmt an, dass er seinen Schützling aufgespürt hatte und sie ihn getötet hat.«
»Maureen?«, fragte Maia geschockt. »Aber sie war doch noch ein kleines Mädchen.«
»Jetzt ist sie jedenfalls eine Vampirin.« Gequält holte Jordan Luft. »Maia … «
Die junge Werwölfin starrte ihn an. Seine Augen waren glasig, seine Haare wild durcheinander. Plötzlich stieg Panik in ihr auf: Küssen, kuscheln und sogar Sex waren eine Sache, aber jemanden zu trösten, der vor Kummer kaum Luft bekam, war etwas völlig anderes. Es bedeutete, dass man eine Bindung einging, dass man sich sorgte, dass man den Schmerz des anderen lindern wollte … und Gott gleichzeitig dafür dankte, dass das schlimme Geschehen – worum es sich dabei auch immer handeln mochte – nicht dem geliebten Menschen zugestoßen war.
»Jordan«, sagte Maia sanft, stellte sich auf die Zehenspitzen und schlang die Arme um ihn. »Es tut mir so leid.«
Jordans Herz schlug schnell an ihrer Brust. »Nick war doch erst siebzehn.«
»Er war ein Praetor, genau wie du«, gab Maia leise zu bedenken. »Er
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