City of Lost Souls
sucht bereits nach ihm.« Jocelyn beugte sich vor und musterte sie mit besorgten Augen. »Clary, lass ihn gehen. Clary, Süße … «
»Lass sie in Ruhe«, hörte Clary Isabelles scharfe Stimme. Und sie hörte auch, wie ihre Mutter protestierte, aber jedes Wort schien wie aus großer Entfernung zu ihr zu dringen, als würde sie ein Theaterstück von der letzten Sitzreihe aus verfolgen. Alles um sie herum war vollkommen unwichtig, für sie zählte nur eines: Jace. Jace, der in Flammen aufgegangen war. Tränen brannten in ihren Augen. »Jace, verdammt noch mal«, stieß sie mit heiserer Stimme hervor. »Du bist nicht tot!«
»Clary«, setzte Simon sanft an. »Die Chance war sehr gering … «
Lass ihn los . Das war die eigentliche Bitte hinter Simons Worten, doch sie konnte es nicht. Wollte es nicht.
»Jace«, wisperte sie. Sein Name war wie ein Mantra, genau wie er sie einst in Renwicks Ruine in den Armen gehalten und ihren Namen wieder und wieder gemurmelt hatte. »Jace Lightwood … «
Plötzlich erstarrte sie. Da! Eine Bewegung, die so winzig war, dass sie eigentlich kaum als eine Bewegung bezeichnet werden konnte: das Flattern einer Wimper. Clary beugte sich vor, verlor dabei fast das Gleichgewicht und presste ihre Hand auf den zerrissenen scharlachroten Stoff seiner Jacke, als könnte sie die Wunde in seiner Brust heilen – die Wunde, die sie ihm selbst zugefügt hatte. Stattdessen spürte sie etwas unter ihren Fingerspitzen, so wundervoll, dass sie es einen Moment lang selbst nicht begreifen konnte: den Rhythmus von Jace’ Herzschlag.
Epilog
Zunächst spürte Jace nichts. Dann nahm er die Finsternis wahr – und in der Finsternis einen brennenden Schmerz. Es schien, als hätte er Feuer geschluckt, das ihm die Luftröhre zuschnürte und seine Kehle versengte. Verzweifelt schnappte er nach Luft, nach einem kühlen Atemzug, der das Feuer löschen würde. Dann riss er ruckartig die Augen auf.
Um ihn herum war nur Dunkelheit und Schatten: ein dämmriger Raum, der ihm irgendwie bekannt vorkam und dann auch wieder nicht, mit mehreren Bettenreihen und einem Fenster, durch das fahles, bläuliches Licht fiel. Er selbst lag in einem der Betten, mit zurückgeschlagener Decke. Ein zerknülltes Laken hatte sich wie ein Seil um seine Hüften und Beine gewunden. Seine Brust schmerzte, als würde ein schweres Gewicht darauf lasten. Als er mit der Hand suchend daran herumtastete, stieß er auf einen dicken Verband, der fest um seinen nackten Oberkörper gewickelt war. Erneut holte er keuchend Luft, einen weiteren kühlen Atemzug.
»Jace.«
Die Stimme war ihm so vertraut wie seine eigene; dann ergriff jemand seine Hand und verschränkte die Finger mit seinen. Aus einem Reflex heraus, der auf Liebe und Vertrauen beruhte, erwiderte Jace den Händedruck.
»Alec«, brachte er hervor, beinahe geschockt vom Klang seiner eigenen Stimme. Sie hatte sich überhaupt nicht verändert. Dabei hatte er das Gefühl, als wäre sie versengt, geschmolzen und neu erschaffen worden wie Gold in einem Schmelztiegel – doch neu erschaffen als was? War es möglich, dass er wirklich wieder er selbst war? Schwerfällig schaute er zu Alecs besorgten blauen Augen und dann wurde ihm klar, wo er sich befand: auf der Krankenstation des Instituts. Zu Hause. »Es tut mir leid … «
Eine schlanke, schwielige Hand strich ihm über die Wange und eine zweite Stimme meldete sich zu Wort: »Nicht … es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest.«
Langsam ließ Jace die Lider sinken. Das Gewicht lastete noch immer auf seiner Brust: eine Mischung aus Wundschmerz und Schuldgefühlen. »Izzy.«
Die junge Schattenjägerin hielt die Luft an. »Du bist es wirklich, oder?«
»Isabelle«, setzte Alec an, als wollte er sie warnen, Jace nicht aufzuregen.
Doch Jace griff nach ihrer Hand. Er schaute sie an und konnte Izzys dunkle Augen im dämmrigen Licht schimmern sehen. Und er bemerkte die hoffnungsvolle Erwartung auf ihrem Gesicht. Dies war Isabelle, wie nur ihre Familie sie kannte: liebevoll und fürsorglich.
»Ich bin es wirklich«, krächzte Jace und räusperte sich. »Ich könnte es durchaus verstehen, wenn du mir nicht glauben würdest, aber ich schwöre beim Erzengel, Izzy, ich bin es wirklich.«
Alec schwieg, verstärkte aber den Griff um Jace’ Hand. »Du brauchst es nicht zu schwören«, sagte er schließlich und berührte mit der anderen Hand die Parabatai -Rune in der Nähe seines Schlüsselbeins. »Ich weiß es. Ich kann es spüren.
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