City of Lost Souls
wie eine wütende Bärenmutter, die von ihrem Jungen getrennt wurde, dann denk dran, dass ich das alles nur für dich getan habe.«
Jordan war kaum wieder eingeschlafen, als es erneut an der Haustür hämmerte. Er rollte sich auf die Seite und stöhnte. Der Wecker an seinem Bett zeigte 04.00 Uhr in blinkenden gelben Ziffern.
Weiteres Hämmern. Widerwillig schwang Jordan sich auf die Beine, streifte die Jeans über und taumelte in den Flur. Verschlafen riss er die Wohnungstür auf. »Was ist denn jetzt schon wieder … «, stieß er hervor, doch die Worte erstarben ihm auf den Lippen.
Maia stand vor ihm im Treppenhaus. Sie trug Jeans und eine karamellbraune Lederjacke und hatte die Haare mit bronzefarbenen Stäbchen hochgesteckt. Eine einzelne Locke hatte sich aus dem Knoten befreit und baumelte gegen ihre Schläfe.
Jordan juckte es in den Fingern, die Locke wieder hinter Maias Ohr zu schieben. Doch stattdessen versteckte er die Hände in den Hosentaschen.
»Nettes Hemd«, bemerkte Maia trocken, warf einen vielsagenden Blick auf Jordans nackte Brust und rückte den Rucksack auf ihrer Schulter zurecht.
Jordans Herz machte einen Satz. Hatte sie vor, die Stadt zu verlassen? Wollte sie aus New York weggehen, um von ihm fortzukommen?
»Hör zu, Jordan … «, setzte Maia an.
»Was’n los? Wer is’n da?« Die Stimme, die im nächsten Moment hinter Jordan ertönte, klang rau und so zerknittert wie das Bett, dem sie vermutlich gerade entstiegen war.
Jordan sah, wie Maia der Mund offen stehen blieb. Als er ihrem Blick über seine Schulter folgte, stand dort Isabelle, nur mit einem von Simons T-Shirts bekleidet, und rieb sich die Augen.
Maia klappte vernehmlich den Mund zu. »Ich bin’s«, erwiderte sie nicht besonders freundlich. »Bist du … besuchst du Simon?«
»Was? Nein, Simon ist gar nicht da.«
Halt die Klappe, Isabelle, dachte Jordan panisch.
»Er ist … « Die junge Schattenjägerin machte eine vage Handbewegung. »Ausgegangen.«
Maias Wangen nahmen eine dunkelrote Tönung an. »Hier stinkt’s ja wie in einer Bar.«
»Das ist Jordans billiger Tequila«, erläuterte Isabelle abschätzig. »Das kommt davon … «
»Und ist das auch sein T-Shirt?«, fragte Maia.
Isabelle schaute an sich herab und dann wieder zu Maia. Erst jetzt schien ihr zu dämmern, was das andere Mädchen dachte, und sie sprudelte hektisch hervor: »Oh. Nein. Maia … «
»Also zuerst hat Simon mich mit dir betrogen und nun du und Jordan … «
»Simon hat auch mich mit dir betrogen«, entgegnete Isabelle. »Aber zwischen mir und Jordan … da läuft nichts. Ich bin hergekommen, um mit Simon zu reden, aber er war nicht da. Deshalb hab ich beschlossen, mich in seinem Zimmer aufs Ohr zu hauen. Und genau das werde ich jetzt auch wieder tun.«
»Nein, warte«, sagte Maia scharf. »Vergiss Simon und Jordan. Ich hab Neuigkeiten und das geht auch dich an.«
Isabelle hatte bereits die Hand an Simons Zimmertür, erstarrte aber mitten in der Bewegung. Ihr verschlafenes Gesicht erbleichte. »Jace«, sagte sie leise. »Bist du deshalb da?«
Maia nickte.
Isabelle sank gegen die Tür. »Ist er … ?« Ihre Stimme brach. Dann setzte sie erneut an. »Hat man ihn gefunden … ?«
»Er ist von sich aus zurückgekommen. Wegen Clary«, sagte Maia und schwieg einen Moment. »Und er hatte Sebastian dabei. Es kam zum Streit, bei dem Luke verletzt wurde. Er schwebt in Lebensgefahr.«
Ein leises, trockenes Röcheln drang aus Isabelles Kehle. »Jace? Jace hat Luke verletzt?«
Doch Maia wich ihrem Blick aus. »Ich hab keine Ahnung, was genau passiert ist. Ich weiß nur, dass Jace und Sebastian Clary holen wollten, dass es zu einem Kampf gekommen ist und dass Luke schwer verletzt wurde.«
»Clary … ?«
»Der geht’s gut. Sie ist bei Magnus, zusammen mit ihrer Mutter.« Maia wandte sich an Jordan: »Magnus hat mich gebeten, dich aufzusuchen. Er konnte dich wohl trotz mehrfacher Versuche telefonisch nicht erreichen. Magnus möchte, dass du ihm einen Kontakt zu den Praetor Lupus herstellst.«
»Einen Kontakt zu den Praetor … « Jordan schüttelte den Kopf. »Man kann die nicht einfach anrufen: 0800-WERWOLF – Service-Hotline. So funktioniert das nicht.«
Maia verschränkte die Arme. »Und wie erreichst du sie dann?«
»Ich habe einen Mentor. Er setzt sich mit mir in Verbindung, wenn er es für nötig hält. In Notfällen kann ich ihn auch anrufen … «
»Das hier ist ein Notfall.« Maia schob die Daumen durch die Gürtelschlaufen ihrer
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