City of Lost Souls
befreundet sein.«
»Ich will nicht nur mit dir befreundet sein. Ich liebe dich, Maia. Ich habe dich schon immer geliebt und werde dich immer lieben. Aber einfach nur mit dir befreundet zu sein … das würde mich umbringen.«
Maia schaute hinaus auf den Ozean. Die Sonne tauchte gerade über der Wasseroberfläche auf und die Strahlen ließen das Meer lila, golden und blau aufleuchten. »Hier ist es wirklich wunderschön.«
»Das ist auch der Grund, warum ich regelmäßig hergekommen bin. Ich konnte oft nicht schlafen und hab mir dann hier den Sonnenaufgang angesehen.« Seine Stimme klang leise.
»Und kannst du jetzt schlafen?«, fragte Maia und wandte sich ihm wieder zu.
Jordan schloss die Augen. »Maia … wenn deine Antwort Nein lautet und du nichts außer Freundschaft willst … dann sag es einfach. Reiß das Pflaster mit einem Ruck ab, okay?«
Maia betrachtete ihn: Er wirkte gefasst, als wappnete er sich für einen Tiefschlag. Seine Wimpern warfen Schatten auf seine Wangenknochen und an seiner Kehle leuchteten blasse Narben auf der dunklen Haut – Überbleibsel von Wunden, die sie ihm zugefügt hatte. Ruhig öffnete sie den Sicherheitsgurt und rutschte über die Sitzbank auf ihn zu. Sie hörte, wie Jordan überrascht keuchte, doch er rührte sich nicht von der Stelle, als sie sich vorbeugte und ihn auf die Wange küsste. Maia holte tief Luft und atmete seinen Duft ein: dieselbe Seife, dasselbe Shampoo, aber kein Zigarettenqualm mehr, der in der Kleidung hing. Derselbe Junge. Sie hauchte ihm kleine Küsse auf die Wange, bis hinunter zum Mundwinkel, und dann rückte sie noch näher an ihn heran und drückte ihre Lippen sanft auf seinen Mund.
Jordans Lippen öffneten sich unter Maias Berührung und er stöhnte tief in der Kehle. Werwölfe gingen normalerweise nicht besonders zärtlich miteinander um, doch Jordans Hände lagen leicht auf Maias Hüften, als er sie anhob und auf seinen Schoß setzte. Dann schlang er die Arme um sie, während ihr Kuss intensiver wurde.
Das Gefühl seines Körpers, die Wärme seiner Arme, die sie durch seine Cordjacke spüren konnte, sein schneller Herzschlag, der Geschmack seines Mundes, das Aufeinandertreffen von Lippen, Zähnen und Zunge – all das raubte Maia fast den Atem. Sie schob die Hände in seinen Nacken und schmiegte sich an ihn, während ihre Finger mit seinen Haaren spielten, so seidenweich und dicht, wie sie sie in Erinnerung hatte.
Als sie sich schließlich voneinander lösten, hatten Jordans Augen einen glasigen Glanz. »Darauf habe ich seit Jahren gewartet«, sagte er.
Behutsam fuhr Maia ihm mit dem Finger über das Schlüsselbein. Sie konnte spüren, wie ihr eigenes Herz raste. Ein paar Minuten lang waren sie nicht zwei Werwölfe auf geheimer Mission gewesen, sondern einfach nur zwei Teenager, die in einem Wagen am Strand knutschten. »Hast du dir den Kuss so ungefähr vorgestellt?«
»Es war viel besser.« Ein Lächeln umspielte Jordans Mundwinkel. »Bedeutet das … ?«
»Na ja«, erwiderte Maia. »So was zählt nicht unbedingt zu den Dingen, die man mit Freunden macht, oder?«
»Ach nein? Ich fürchte, das werd ich Simon sagen müssen. Er dürfte schwer enttäuscht sein.«
»Jordan!« Maia knuffte ihn leicht gegen die Schulter, lächelte dabei aber … genau wie er: Ein ungewöhnlich breites, überglückliches Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Sie beugte sich vor, drückte ihr Gesicht in seine Halsbeuge und atmete seinen Geruch ein, zusammen mit der frischen Morgenluft.
Ihr Kampf führte sie mitten über den zugefrorenen See, während die Eisstadt in der Ferne wie eine Fackel leuchtete. Ein Engel mit goldenen Schwingen und ein Engel mit Schwingen, die wie schwarze Flammen glühten. Clary stand auf der Eisfläche, während um sie herum Blut und Federn vom Himmel fielen. Die goldenen Federn brannten wie Feuer auf ihrer Haut, doch die schwarzen Federn waren kalt wie Eis.
Ruckartig schreckte Clary aus dem Schlaf hoch; ihr Herz schlug wie wild und ihre Beine und Arme hatten sich in der Bettdecke verheddert. Sie setzte sich auf und schob die Decke bis zur Taille hinunter. Sie befand sich in einem Raum mit weiß verputzten Wänden, aber ohne Fenster – eine Pendelleuchte aus schwarzem Glas an der Decke bildete die einzige Lichtquelle. Das Bett, in dem sie saß, war aus schwarzem Holz und sie trug noch dieselbe Kleidung wie in der Nacht zuvor. Rasch glitt sie aus dem Bett, stellte die nackten Fußsohlen auf einen kalten Steinboden und schaute
Weitere Kostenlose Bücher