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City of Lost Souls

City of Lost Souls

Titel: City of Lost Souls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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sie auf den ersten Blick erscheinen«, bemerkte Jocelyn hinter ihr.
    Erschrocken zuckte Isabelle zusammen, dann funkelte sie Clarys Mutter an. »Das ist echt nicht der geeignete Ort, um sich an andere heranzuschleichen.«
    Doch Jocelyn verschränkte nur die Arme vor der Brust und hob eine Augenbraue. »Hodge hat dir doch sicher beigebracht, wie man sich der Adamant-Zitadelle richtig nähert«, sagte sie. »Schließlich steht sie allen Schattenjägerinnen offen, die gute Beziehungen zum Rat unterhalten.«
    »Selbstverständlich hat er das«, erwiderte Isabelle hochmütig, zermarterte sich insgeheim aber das Hirn, bis sie sich wieder erinnerte. Nur diejenigen, in deren Adern das Blut der Nephilim fließt … Sie griff sich in die Haare und zog eines der metallenen Essstäbchen heraus. Als sie dessen Boden drehte, klickte es und ein schmaler Dolch mit einer Tapferkeitsrune auf der Klinge kam zum Vorschein.
    Entschlossen hob Isabelle die Hände über die Schlucht. »Ignis aurum probat«, intonierte sie und schnitt sich mit dem Dolch die linke Handfläche auf. Ein kurzer, brennender Schmerz schoss durch ihren Arm; dann quoll Blut aus der Wunde, ein rubinroter Strom, der in die tiefe Schlucht tropfte.
    Plötzlich blitzte ein blaues Licht auf, gefolgt von einem lauten Quietschen: Die Zugbrücke senkte sich langsam herab.
    Mit einem Lächeln wischte Isabelle die Klinge an ihrer Kampfmontur ab. Eine weitere Drehbewegung verwandelte den Dolch in ein dünnes Metallstäbchen zurück, das sie sich wieder ins Haar steckte.
    »Weißt du auch, was das bedeutet?«, fragte Jocelyn, die Augen auf die herabgleitende Brücke geheftet.
    »Was?«
    »Das, was du gerade gesagt hast. Das Motto der Eisernen Schwestern.«
    Die Zugbrücke hatte sich fast vollständig gesenkt. »Es bedeutet ›Gold prüft man im Feuer‹.«
    »Richtig«, bestätigte Jocelyn. »Aber dabei geht es nicht nur ums Schmieden oder Metallbearbeitung. Diese Worte bedeuten auch, dass Widrigkeiten die Charakterstärke eines Menschen prüfen. In schwierigen Zeiten, in Zeiten der Not und Dunkelheit zeigt sich, wer ein leuchtendes Vorbild sein kann.«
    »Ach, wirklich?«, meinte Izzy. »Dann will ich dir mal was sagen: Ich hab die schwierigen, dunklen Zeiten gründlich satt. Vielleicht will ich ja gar nicht leuchten.«
    Mit einem lauten Dröhnen krachte die Zugbrücke vor ihren Füßen auf den Felsvorsprung. »Wenn du auch nur ein bisschen von deiner Mutter hast«, erwiderte Jocelyn, »bleibt dir gar nichts anderes übrig.«

9 Die Eisernen Schwestern
    Alec hob den Elbenlichtstein hoch über seinen Kopf, sodass die leuchtend hellen Strahlen zwischen seinen Fingern hindurchschienen und mal diesen und mal jenen Bereich der ehemaligen U-Bahn-Station City Hall ausleuchteten. Als eine Maus quiekend über den staubigen Bahnsteig huschte, zuckte er erschrocken zusammen. Er war zwar ein Schattenjäger und hatte sich schon an einigen dunklen Orten herumgetrieben, aber diese stille, verlassene Haltestelle hatte etwas an sich, das ihn frösteln ließ.
    Vielleicht spürte Alec aber auch nur den kalten Hauch seiner Treulosigkeit – denn er hatte im selben Moment, in dem Magnus aufgebrochen war, ebenfalls seinen Wachposten auf Staten Island verlassen und die nächste Fähre genommen. Er hatte nicht lange darüber nachgedacht, sondern einfach gehandelt, ganz automatisch. Wenn er sich beeilte, war er bestimmt wieder da, bevor Isabelle und Jocelyn von den Eisernen Schwestern zurückkehrten und ehe irgendjemand seine Abwesenheit bemerken konnte.
    »Camille!«, rief Alec laut. »Camille Belcourt!« In der Ferne hörte er ein helles Lachen, das von den Wänden der Haltestelle widerhallte. Und dann stand sie urplötzlich am oberen Ende der Treppe, eine Silhouette im grellen Schein des Elbenlichts. »Alexander Lightwood«, sagte sie. »Komm doch herauf.« Dann verschwand sie.
    Alec folgte den tanzenden Lichtstrahlen seines Elbensteins die Stufen hinauf und fand Camille dort wieder, wo sie ihn auch bei seinem ersten Besuch empfangen hatte – in der Vorhalle der U-Bahn-Station. Sie hatte sich in ein langes, tailliertes Samtkleid aus einer längst vergangenen Epoche gehüllt und trug die weißblonden Haare hochgesteckt, während ihre Lippen dunkelrot schimmerten. Alec ging davon aus, dass sie wohl sehr schön sein musste, obwohl er nicht gerade ein Kenner auf dem Gebiet weiblicher Reize war. Außerdem trug die Tatsache, dass er sie hasste, auch nicht unbedingt positiv zu seinem Urteilsvermögen bei.

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