City - V3
Andrews.
»Nein«, war Websters knappe, abweisende Antwort.
Webster betrachtete die Gesichter in der Runde. Manche schienen die Wahrheit hinter Websters
starrem Nein zu ahnen.
»Es tut mir leid, meine Herren«, waren Websters letzte Worte.
Andrews erhob sich schwerfällig von seinem Stuhl. »Ich danke Ihnen, Herr Vorsitzender.«
Webster saß in seinem Stuhl, sah, wie die Männer den Raum verließen und fühlte die Kälte und
Leere des Zimmers, als sie gegangen waren.
Sie werden mich kreuzigen dachte er. Sie werden mich an den Pranger stellen und ich habe keine
Möglichkeit, mich zu verteidigen. Keine einzige.
Er erhob sich von seinem Stuhl und blickte durch das Fenster in den Garten, der von der
Nachmittagssonne vergoldet wurde.
Man konnte es ihnen einfach nicht sagen.
Paradies! Eden in erreichbarer Nähe! Und zugleich das Ende der Menschheit! Das Ende aller Träume
und Ideale, das Ende der ganzen Rasse.
Das grüne Licht auf seinem Schreibtisch leuchtete auf. Webster nahm wieder seinen Platz vor dem
Gerät ein.
»Was gibt es?« fragte er.
Ein Gesicht erschien auf dem winzigen Bildschirm.
»Die Hunde haben eben gemeldet, daß Joe, der Mutant, in Ihr Haus gekommen ist. Jenkins hat ihn
eingelassen.«
»Joe. Sind Sie sicher?«
»Die Hunde haben es gemeldet, und die irren sich nie.«
Das Gesicht verschwand von dem Bildschirm. Webster blieb gedankenvoll sitzen.
Mit unsicheren Fingern griff er nach dem Gerät und drehte die Nummernscheibe, ohne
hinzusehen.
Sein Haus erschien auf dem Bildschirm. Das Haus in Nordamerika stand auf einem oft von Winden
umbrausten Hügel.
Fast tausend Jahre war es alt. Viele Generationen der Webster hatten dort ihr Leben zugebracht
und waren auch dort gestorben.
Hoch in dem blauen Himmel über dem Haus flog eine Krähe.
Webster vermeinte den Schrei des Vogels durch den Wind zu hören.
Alles war in Ordnung - zumindest schien es so. Das Haus lag verträumt in der morgendlichen Sonne.
Auch die Statue stand noch immer auf der kleinen Rasenfläche - das Denkmal seines Vorfahren, der
vor langer Zeit zwischen den Sternen verschollen war. Allen Webster war der erste Mensch gewesen,
der das Sonnensystem verlassen hatte. Er wollte zum Centauri - wie jetzt auch die Expedition vom
Mars.
Keine Bewegung zeigte sich um das Haus. Alles sah wie ausgestorben aus.
Webster schaltete das Gerät aus. Das Bild verschwand.
Jenkins wird schon allein zurechtkommen, dachte er. Wahrscheinlich besser als ein Mensch.
Schließlich hat sich ja tausendjährige Weisheit in seinem Metallkörper aufgespeichert.
Vermutlich wird er mich bald anrufen, um Bericht zu erstatten.
Er wandte sich wieder dem Gerät zu und wählte eine andere Nummernfolge.
Nach kurzem Warten erschien ein Gesicht auf dem Bildschirm.
»Was ist los?« kam die Frage.
»Mir wurde eben berichtet, daß Joe -«
John Culver nickte. »Ich hörte bereits davon und werde sofort nachprüfen.«
Das Gesicht des Weltsicherheits-Chefs zeigte einen nachdenklichen Ausdruck. »Vielleicht werden
sie jetzt weich. Wir haben Joe und die anderen ziemlich in die Enge getrieben. Die Hunde haben
ausgezeichnete Arbeit geleistet.«
»Aber ich habe noch keine Anzeichen dafür bemerkt«, protestierte Webster. »Unsere Berichte
sprechen nicht dafür.«
»Seit mehr als hundert Jahren haben sie keinen Atemzug getan, ohne daß wir darüber unterrichtet
wurden«, erklärte Culver.
»Alles, was sie getan haben, ist schwarz auf weiß festgehalten worden. Jede Bewegung wurde uns
gemeldet, und wir konnten Gegenmaßnahmen ergreifen. Zuerst dachten sie wohl an Zufall, aber
inzwischen wissen sie, daß es nicht so ist. Vielleicht geben sie sich jetzt geschlagen.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Webster ernst. »Wenn diese Burschen merken, daß sie den kürzeren
ziehen, dann ist äußerste Vorsicht geboten.«
»Ich werde sie im Auge behalten«, versicherte Culver. »Ich halte Sie auf dem laufenden.«
Das Bild verschwand, und der Schirm war wieder nichts als ein viereckiges Stück Glas. Webster
betrachtete es nachdenklich.
Die Mutanten waren keineswegs geschlagen - weit entfernt davon. Webster wußte das ebenso wie
Culver, und dennoch -
Warum war Joe zu Jenkins gekommen? Warum hatte er sich nicht mit der Regierung hier in Genf in
Verbindung gesetzt?
Wollte er etwa sein Gesicht wahren und die Verhandlungen durch einen Roboter einleiten?
Schließlich kannte er Jenkins ja lange genug.
Wenn das der Fall war, hatte Webster alle Ursache, stolz zu sein Stolz auf Jenkins und auf
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