City Vampire - Frankfurt im Morgengrauen
ehrlich betroffen.
„ Muss es nicht. Es ist schon lange her, über hundert Jahre. Und er ist freiwillig gegangen.“
„Und … haben Sie schon einmal einen Menschen verwandelt?“
„Nein “, Janus war ganz offensichtlich sehr überrascht – über Laras direkte Frage und seine eigene Offenheit. „Es hat sich … nie ein Anlass ergeben.“
Lara dachte über seine Worte nach und beide schwiegen eine ganze Weile. „Meine Güte“, sagte sie schließlich, „ich habe Sie doch hoffentlich nicht zu sehr bedrängt mit meiner ganzen Fragerei, oder?“, plötzlich wirkte sie sehr verunsichert.
Janus lächelte nachgiebig. „ Ganz und gar nicht“, versicherte er ihr, „ich freue mich über Ihr Interesse. Und ich hoffe natürlich, ich konnte Ihre Vorurteile ausräumen.“
„Nun, die meisten zumindest “, Lara lachte, „wobei ich noch nicht überzeugt bin, dass alle Vampire so umgänglich sind wie Sie.“
„Das wahrscheinlich nicht “, stimmte Janus ihr zu. „Aber unter den Menschen gibt es auch schwarze Schafe.“
„Ja, das ist wahr “, Lara seufzte und warf einen Blick auf ihre Uhr. „Oh je, es ist spät geworden. Ich sollte nach Hause gehen. Morgen wird ein langer Tag.“ Sie stand auf und auch Janus erhob sich.
„Lara …“ er suchte nach den richtigen Worten. „Ich weiß nicht, ob das vielleicht unschicklich ist, weil ich Ihr Klient bin, aber … am kommenden Wochenende findet in der Art Bar eine Lesung statt.“
„ Eine Lesung? Wer liest denn?“ Es amüsierte sie, wie Janus herumdruckste.
„ Frank Schätzing.“
Lara erstrahlte augenblicklich. „Oh! Tatsächlich? Das ist einer meiner Lieblingsautoren!“
„Wirklich?“ Janus lächelte stolz. „Da können Sie mal sehen. Trotz des Altersunterschieds von mehreren hundert Jahren haben wir denselben Büchergeschmack.“ Er legte den Kopf schief und sah sie fragend an. „Also, ich hatte geplant, die Lesung zu besuchen und ich wollte Sie fragen, ob Sie mich vielleicht begleiten möchten.“
Lara zögerte einen Moment. Es war noch nicht lange her, dass sie mit Klaus Schmidt über Männer gesprochen hatte, über Dates und Beziehungen … aber dass sie ihre nächste Verabredung mit einem Vampir haben würde, damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.
„ Ja“, willigte sie schließlich ein. „Sehr gern sogar.“
Janus strahlte. „Perfekt. Ich hole Sie ab. Samstag um acht? Die Lesung beginnt um neun.“
„Samstag um acht.“ Lara nickte zustimmend und freute sich.
Unglaublich. Sie hatte ein Date mit einem Vampir.
Kapitel 11
Gutgelaunt fuhr Lara am nächsten Morgen direkt zu dem Schneider, dessen Adresse Julia ihr am Tag zuvor gegeben hatte. Schon von außen wirkte sein Laden äußerst extravagant. Goldene Buchstaben auf der Schaufensterscheibe, als Halbrund arrangiert, verkündeten den Namen: Tonio Campagnini . Als Lara die Tür öffnete, ertönte anstatt einer Ladenglocke Händels „Messias“ über einen kleinen Lautsprecher an der Decke. Irritiert blickte Lara sich um. An den Wänden standen Reihen von Kleiderständern, Schuhregalen und Kleiderpuppen. Die ausgestellten Kleidungsstücke waren elegant, exquisit und aus teuren Materialien gefertigt. Nach wenigen Augenblicken trat ein Mann aus den hinteren Räumen nach vorn. Nein, er trat nicht vor, vielmehr schwebte er herein.
„Guten Tag, Teuerste“, begrüßte er sie und strahlte dabei von einem Ohr zum anderen. Seine Zähne waren so ebenmäßig und makellos weiß, dass Lara sich unwillkürlich fragte, wie viel er dafür wohl hatte hinblättern müssen. Ein kleiner, dunkler Spitzbart auf der Oberlippe betonte das breite Lächeln noch, und am rechten Ohr trug er einen auffallend großen Ohrring, einen diamantenen Hänger, silbern eingefasst. Das schwarze Haar war über der Stirn zu einer Tolle frisiert und im Nacken etwas länger, die Augen von einem ungewöhnlichen Hellbraun. Er trug ein samtenes, altmodisches Wams, das mit Goldfäden durchwirkt war und darunter eine weiße Bluse mit hohem Kragen. Im ersten Moment erinnerte er Lara an einen Piraten. Als ihr bewusst wurde, dass sie ihn anstarrte, räusperte sie sich und stellte sich vor.
„Mein Name ist Lara Winter “, begann Sie. „Ich bin Privatdetektivin. In der Nähe eines Tatorts wurde das hier gefunden.“ Sie zog den in ein Plastiktütchen verpackten Holzknopf aus ihrer Jackentasche und reichte ihn dem Schneider. „Erkennen sie diesen Knopf?“
Tonio Campagnini nahm das Tütchen entgegen und betrachtete den
Weitere Kostenlose Bücher