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City Vampire - Frankfurt im Morgengrauen

City Vampire - Frankfurt im Morgengrauen

Titel: City Vampire - Frankfurt im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth St. John
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kleinen Gegenstand darin eingehend.
    „Aber ja“, murmelte er nach einer Weile. „ Eine meiner ganz speziellen Arbeiten. Ein Mantelknopf. Oh mein Gott. Ist dem Träger etwas geschehen?“, fragte er schockiert. Es wirkte ein wenig aufgesetzt.
    „Dem Träger eher nicht, nein “, fuhr Lara fort und ließ sich den Knopf zurückgeben. „Aber er könnte ein wichtiger Zeuge sein.“ Sie vermied es, von einem Verdächtigen zu sprechen, das schreckte die Leute nur ab. Zeuge jedoch, das klang hilfsbereit, wichtig und positiv. „Können Sie mir sagen, wer diese Knöpfe oder das Kleidungsstück, an dem der Knopf befestigt war, bei Ihnen in Auftrag gegeben hat?“
    Tonio Campagnini betrachtete Lara misstrauisch. Er hatte eine neue Kundin erwartet, niemanden, den er einen Gefallen tun sollte.
    „ Sicher“, antwortete er dennoch. Er machte eine elegante Drehung auf dem Absatz und ging zu dem Tresen an der rückwärtigen Wand. An einer riesigen altmodischen Registrierkasse blieb er stehen und zog den Hebel durch. Mit einem lauten 'Ring' sprang die Kasse auf. Tonio Campagnini zog ein kleines ledergebundenes Büchlein hervor und begann, darin zu blättern. „Es ist noch nicht lange her“, sagte er, während er nach dem Eintrag suchte. Ein paar Minuten vergingen.
    „Wäre es nicht einfacher, einen, äh, Computer zu benutzen?“, frag te Lara vorsichtig.
    Tonio Campagnini hob den Kopf und bedachte sie mit einem stirnrunzelnden, verständnislosen Blick. „Technik schwächt die Kreativität“, sagte er ernst. Er hob die Arme und wies in einer ausladenden Geste auf all die Kleidungsstücke um ihn herum. „So etwas hier erschafft man nicht, wenn einem Computer und Bits und Bytes und all dieser Kram die Sinne vernebeln.“ Er ließ die Arme wieder sinken. In einer fast schon liebevollen Geste strich er über das Buch. „Außerdem sind handgeschriebene Seiten so wunderschön.“
    „Okay “, räumte Lara ein. Mehr fiel ihr dazu auch nicht ein. Als der Schneider – völlig selbstvergessen – keine Anstalten machte, weiterzublättern, hob sie die Augenbrauen: „Und? Wer war der Käufer?“
    „Ach so, ja.“ Tonio Campagnini vertiefte sich wieder in die Seiten seines kleinen Büchleins. „Hier ist es ja“, rief er kurz darauf triumphierend. „Oh.“ Dem Triumph in seiner Stimme folgte Enttäuschung. „Wie schade. Ich fürchte, ich werde Ihnen den Namen nicht geben können.“
    „Und wieso nicht?“ In Laras Stimme schwang unverhohlene Ungeduld mit.
    „Weil er mir seinen Namen nicht genannt hat.“
    „Wie bitte?“, Lara war fassungslos. „Was soll das heißen?“
    „Das heißt, dass ich den Verkauf des maßgefertigten Mantels zwar dokumentiert habe, unter Käufer aber 'anonym' steht. Ein Bargeschäft.“ Tonio Campagnini klang beleidigt. „Hören Sie, ich respektiere die Privatsphäre meiner Kunden. Das ist sozusagen das Lebenselixier eines Mannes in meinem Metier. Ich bediene die Sehnsucht der Menschen nach Extravaganz und etwas Besonderem – dafür respektiere ich Ihren Wunsch nach Anonymität.“ Er steckte das Buch zurück in die Kasse und schob die Lade zu. „Außerdem, wenn Sie zu Woolworth gehen, schreibt auch niemand Ihren Namen auf. Vor allem wenn Sie bar zahlen.“
    „Können Sie mir den Käufer wenigstens beschreiben?“, fragte Lara. „Irgendetwas, hatte er ein besonderes Merkmal oder die Haarfarbe vielleicht …“
    Der Schneider kniff die Augenbrauen in scheinbar immenser Konzentration zusammen.
    „Hm …“, brummte er nachdenklich, „ja, ich denke schon. Er hatte auf jeden Fall dunkles Haar. Und eine markante Nase. Er war groß.“
    „Wären Sie bereit, mir bei d er Erstellung eines Phantombilds behilflich zu sein?“, fragte Lara hoffnungsvoll. Sie selbst besaß zwar kein besonderes Zeichentalent, doch hatte sie eine Software, die diesen Mangel ziemlich gut kompensierte.
    Der Schneider seufzte theatralisch. „Ich weiß nicht …“, sagte er, „wissen Sie, ich habe wirklich außerordentlich viel zu tun …“
    „Und ich habe außerordentlich gute Beziehungen zur hiesigen Polizei “, sagte Lara eisig. „Ich bin mir sicher, dass man es dort zu schätzen weiß, dass Sie ein aufrechter Mensch sind und uns bei der Suche nach einem wichtigen Zeugen gerne unterstützen.“
    Der Blick des Schneiders verdunkelte sich. „ Nun ja“, sagte er schließlich säuerlich. „Ich helfe immer gern.“
    Lara lächelte ihn so freundlich an, als sei er die Zuvorkommenheit in Person gewesen. „Das freut

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