City Vampire - Frankfurt im Morgengrauen
ein Anruf, und noch eine zweite Nachricht.
Und alle waren von Klaus Schmidt gewesen.
Ungeachtet der frühen Morgenstunde wählte Lara sofort seine Nummer.
„Lara!“, ertönte seine Stimme aus dem Lautsprecher. „Mein Gott, geht es dir gut? Ich habe hundertmal bei dir angerufen!“ Falls der ältere Kommissar noch geschlafen hatte, so hörte man es ihm nicht an. Vielleicht war es auch das Adrenalin, das ihn so wach klingen ließ. „Es ist etwas Furchtbares passiert.“
„Ich weiß “, sagte Lara traurig. „Ich habe davon gehört.“ Sie machte eine kurze Pause, dann fuhr sie fort: „Ich weiß, es ist noch früh, aber … können wir uns treffen? Gleich?“
Schmidt zögerte einen Moment , bevor er antwortete. „In Ordnung. Möchtest du vielleicht herkommen?“
„Gern “, stimmte Lara zu. „Ich bin in fünfzehn Minuten da.“ Dann legte sie auf.
Janus stand neben ihr, er hatte das Gespräch mitbekommen.
„Lara, ich weiß nicht …“, begann er. „Willst du wirklich schon so nah an einen Menschen heran?“ Er legte ihr sanft die Hand auf die Schulter.
„Ich muss “, erklärte Lara und presste die Lippen aufeinander. „Ich muss persönlich mit ihm reden. Ich muss wissen, was die Polizei denkt.“ Sie sah ihn eindringlich an. „Das ist wichtig für uns beide.“
Janus fuhr sich durch die Haare. „Verdammt, ich wünschte, ich könnte an deiner Stelle mit ihm reden.“
„Dir wird er nichts sagen “, erwiderte Lara trocken und trat dicht vor ihn. „Keine Sorge“, versprach sie und bemühte sich, ihre Stimme zuversichtlich klingen zu lassen. „Ich habe genug getrunken. Und ich habe das Gefühl, mich wirklich voll unter Kontrolle zu haben. Ehrlich, ich kriege das hin.“
„Ich meine ja nur …“ Janus war noch nicht ganz überzeugt. „Dieser Schmidt ist ein Freund von dir. Du würdest es dir niemals verzeihen, wenn …“
„Das wird nicht passieren “, unterbrach ihn Lara mit fester Stimme „Niemals.“ Und dann, etwas weicher, fügte sie hinzu: „Vertrau mir.“
„Das tue ich ja “, entgegnete Janus, „das tue ich wirklich. Ich weiß nur, wie das sein kann. Der Durst, meine ich.“
„Ich kann dir nicht erklären, warum das so ist“, meinte Lara schließlich, „aber ich bin mir sicher, mich im Griff zu haben. Keine Ahnung, vielleicht ist das so ein Hellseher-Ding.“ Sie musste über ihre eigene Wortwahl lachen, denn sie hatte sich in ihrem Leben als Mensch niemals selbst als Hellseher bezeichnet.
Janus atmete tief durch. „Okay , geh zu ihm. Aber wenn du auch nur den geringsten Zweifel hast …“
„Nehme ich die Beine in die Hand und bringe mich so schnell es geht ganz weit weg von ihm .“
Kapitel 28
Fünfzehn Minuten später hielt sie vor Klaus Schmidts Haus. Noch eine Stunde bis zum Sonnenaufgang. Der Kommissar bewohnte ein hübsches Einfamilienhaus im Stadtteil Bockenheim mit einem kleinen Rasenstück vor der Haustür und einer überdachten Terrasse auf der Rückseite. Lara war schon einmal hier gewesen, doch das war schon lange her. Schmidt hatte seinen sechzigsten Geburtstag hier gefeiert und dazu seine ihm am nächsten stehenden Kollegen eingeladen.
Lara brauchte nicht zu klingeln; er hatte das Auto vorfahren ge hört und erwartete sie bereits.
„Hallo, Kleines “, sagte Schmidt zur Begrüßung. Er schien sichtlich erleichtert, sie wohlauf zu sehen. „Komm erst mal rein.“ Sie gingen ins Wohnzimmer, wo Schmidt auf die gemütlich aussehende Couch deutete. Warmes Licht erfüllte den Raum.
„Wo ist deine Frau?“, fragte Lara.
„ Noch im Bett“, antwortete Schmidt.
„Es tut mir leid, dass ich hier so früh am Morgen reinplatze. Aber ich wollte nicht warten“, erklärte sie entschuldigend.
„Ach, ist okay.“ Schmidt winkte ab. „Setz dich und mach es dir gemütlich. Möchtest du was trinken?“
„Nein, danke.“ Lara nahm Platz und legte ihre Jacke über die Armlehne. „Ich habe es eben erst in den Nachrichten im Radio gehört“, sagte sie nun. „Da habe ich dich sofort angerufen.“
„Hm “, brummte Schmidt und setzte sich Lara gegenüber. „Ich dachte schon … weil du nicht zu Hause warst und nicht ans Telefon gegangen bist, dass er dich auch erwischt hat.“
Lara lief ein Schauer über den Rücken. Oh ja. Das hatte er auch .
„Nein, ich war bei einem Freund “, begann Lara zu erzählen und sah Schmidt mit Unschuldsmiene an. „Ich war sehr krank. Keine Ahnung, was da mit mir los war, aber vorgestern Abend ging es mir
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