Claifex: Nefilim KI
haben. Ich gehörte nicht dazu.«
Das Mädchen wurde kurz rot und blickte nervös zu Boden. Susannah verbarg mit einer Hand ein rasches Grinsen.
Ich biss mir auf die Lippen und nickte verständnisvoll. »Erzähle erstmal, wie es im Inneren des Suraschahums aussieht.«
Ich dachte an den Segen des gentechnologischen Verhütungsmechanismus, den unsere Altvorderen ersonnen hatten, wusste aber, dass es inzwischen Menschen gab, die nicht mehr wussten, wie er funktionierte, weil es ihnen niemand gesagt hatte. Eine Folge der unfreiwilligen Diaspora, der die Menschheit unterlag. Um weitere Komplikationen zu vermeiden, erschien es mir wichtig, dass das Pärchen aufgeklärt wurde. Da Susannah Ärztin war, überließ ich ihr das womöglich, gesundheitlich untersuchen musste sie die beiden ohnehin und Aufklärungsgespräche waren nicht so mein Fall. Ich konnte nur hoffen, dass Aristea nicht bereits schwanger war.
»Es gibt sieben Hallen, die der Pilger auf seinem Pfad bis zum Schrein Suras durchschreiten muss.« Der Junge zeigte mir die ausgedehnten Räume auf dem Grundriss. »In jeder der Hallen wird seine Bußfertigkeit und Demut auf die Probe gestellt, und er muss jeweils einen Tag verweilen, bevor er in die nächste Halle gelangt. In der ersten Halle vergreift sich niemand, der reinen Herzens ist, an den köstlichen Speisen, die auf den Tischen links und rechts die Wände säumen. Wer das tut, der muss das Suraschahum verlassen und darf erst in einem Jahr wieder zurückkehren. Die zweite Halle muss ohne Schlaf und stehend im Laufe eines Tages durchschritten werden. Wer sich auf eines der bequemen Betten legt, die überall in der Halle stehen, der muss gehen und darf erst in zwei Jahren zurückkehren.«
Der Junge zählte noch eine ganze Reihe ähnlicher Prüfungen in weiteren Hallen auf, die in meinen Augen einige sadistische Grundzüge offenbarten, wie sie vielen Religionen innewohnten. In jeder Halle gab es irgendeine »Verlockung«, der man widerstehen musste, darunter ungeheuerliche Schätze, sexuelle Stimulationen, schmerzvolle Peinigungen, gegen die man sich nicht wehren durfte und noch mehr solchen Blödsinns. Um so tiefer man in die Hallen vordrang, um so härter wurde die Strafe, wenn man den Versuchungen nachgab, umso größer wurde jedoch auch die Stärke des Glaubens beurteilt. Wer diesen Wahnsinn mit Brot und Wasser durchstehen konnte, wurde bis zum Schrein vorgelassen. Dort durfte er sich als Adept versuchen, wobei es aufgrund der unterschiedlichen Spezies keine Unterscheidung zwischen Geschlechtern gab, wie sie bei vielen, meistens noch primitiveren Religionen gemacht wurde.
Aufgrund einer gewissen Nervosität beim Vortrag und erneuten Errötens der beiden nahm ich an, dass es in der Halle mit den sexuellen Stimulationen ein Problem wegen ihrer offenkundigen gegenseitigen Anziehung gegeben hatte. Simeons Ausführungen ließen mich vermuten, dass die Priester eine Art Aphrodisiakum über das Wasser verteilten. In dem Alter hätte ich kein Mittel dazu gebraucht, mich zu einem hübschen Mädchen hingezogen zu fühlen. Wer sich diesen perversen Mist wohl ausgedacht hatte?
»Gut, wir werden weitere Fragen an euch haben, aber jetzt solltet ihr mit Susannah mitgehen, sie möchte nachsehen, ob ihr auch gesund seid.« Susannah nickte mir zu, um mir ihr Einverständnis zu geben. »Seid ehrlich und beantwortet ihre Fragen gewissenhaft! Verstanden?«
Die beiden nickten stumm und zeigten eine Art Unterwürfigkeit, die für den Augenblick zwar besser war als die hormongesteuerte, ungerichtete Rebellion der Pubertät, aber dauerhaft musste ich ihnen ein bisschen mehr Selbstbewusstsein beibringen, sonst hätten sie es schwer, wenn sie wieder auf sich gestellt waren. Ich fragte mich, wann dieser Zeitpunkt wohl kommen mochte. Bevor Susannah die Kabine verließ, hielt ich sie einen Moment zurück.
»Klär die beiden über Verhütung auf! Könnte sein, dass sie nicht wissen, wie der Mechanismus funktioniert. Und schau nach, ob es dafür bereits zu spät ist!«
»Hätte ich eh gemacht. Halt mich auf dem Laufenden!«
»Alles klar.«
Damit blieben die Kalimbari und ich zurück, wobei Sargon und Musashi sicherlich über Interkom mithörten.
»Dann können wir die Besprechung ja auf dem Aussichtsdeck fortsetzen. Sargon, Musashi? Wir kommen wieder hoch.«
Bevor ich den Raum verlassen konnte, trat Sieraa auf mich zu und hielt mich an der Schulter zurück. Sie drückte einen Knopf an einem kleinen Gerät, das sie aus einer
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