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Claifex: Nefilim KI

Claifex: Nefilim KI

Titel: Claifex: Nefilim KI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cahal Armstrong
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sonst mit einem Menschen einlassen und Spionageabwehrgeräte benutzen? Ich war besser vorsichtig. Osalkar ging mit seinen beiden Robotern voran und kehrte mir den Rücken zu. Ein Vertrauensbeweis? Selbstsicherheit? Oder einfach nur Dummheit? Womöglich hatte ich mich aber auch nur schon zu lange im Zwielicht der Claifex-Grenzbereiche herumgetrieben und konnte ein normales Verhalten nicht mehr als solches erkennen. Im Grunde genommen verbrachte man als Terraner sein ganzes Leben am Rande der Gesellschaft dank der verdammten Claifex. Niemand drehte einem Menschen den Rücken zu. Nicht einmal ein anderer Mensch.
    Wir fuhren mit dem Fahrstuhl in einen tieferliegenden Schacht, bevor es plötzlich in der Waagerechten geradeaus ging. Der Aufzug beschleunigte auf eine enorme Geschwindigkeit und behielt diese mehr als fünf Minuten bei, in der ich außer den vom Scheinwerfer des Fahrstuhls beleuchteten Felswänden nicht viel zu Gesicht bekam. Schließlich verlangsamte er wieder und fiel dann für eine Minute in die Tiefe, wobei wir einen unglaublichen Höhenunterschied überwanden. Dann erst bremste er ab und wir betraten eine massive Schleuse. Wir wurden gescannt aber die Wachroboter, definitiv keine zierlichen Gaia-Modelle, sondern robuste Monster auf vier Beinen. Sie ließen ihre imposanten Klauen von meinen diversen Waffen. Ich sah terranische Zeichen auf ihren Flanken und versuchte, Abstand zu halten. Sie mussten sehr alt sein. Osalkar führte mich in einen mit schwerem Teppich ausgelegten Flur, dessen Wände mit Holz vertäfelt waren (es sah echt aus und roch muffig) und dessen Decke mit weißem Zierrat versehen war. Entlang des Ganges standen und hingen diverse Statuen, Bilder und Artefakte, teilweise in Vitrinen und meistens hinter getöntem Glas. Alle sahen aus, als ob sie auf der alten Erde angefertigt worden waren. Einmal blieb ich stehen und starrte gebannt auf eine Leinwand. Es war ein uraltes Gemälde, weniger als einen Meter hoch und etwa einen halben Meter breit. Ein Schild aus gelblichem Metall, das etwas dunkel angelaufen war, besagte auf Englisch in terranischer Schrift: The Siren, ca. 1900, by John William Waterhouse . Ich brauchte eine Weile, um die alte Schrift zu lesen und Osalkar trat näher.
    »Gute Fälschungen haben Sie hier, sehen wirklich toll aus. Sie hängen sie sogar in Vakustasis-Rahmen auf, damit sie echt wirken, was?«
    Osalkar sah mich ernsthaft entsetzt an. »Das Gemälde ist authentisch. Jeder Gegenstand terranischer Herkunft, den Sie hier sehen, stammt von der Erde.«
    Osalkars lukrutanischer Ausdruck von Empörung machte mehr Eindruck auf mich als ein gesiegeltes Echtheitszertifikat. Ich trat ehrfürchtig zurück und sah mir erneut die Sirene an, die mit ausdruckslosem Gesicht das Ertrinken des Seemannes zu ihren Füßen betrachtete. Ich ließ mir das Schicksal des Matrosen eine Warnung sein und versuchte die schamlose Anhäufung von Kunstschätzen um mich her zu ignorieren. Ein antikes Buch in einem durchsichtigen Vakustasis-Container, das aussah, als ob es zerfiele, wenn man es in die Hände nahm, zog dennoch meinen Blick an. Ich entzifferte das Wort Gutenberg auf einem kleinen Schild aber ich blieb nicht stehen, um den erklärenden Text zu lesen. Hätte meine Großmutter nicht darauf bestanden, dass wir einen Tag in der Woche ausschließlich altes Terranisch sprachen, wüsste ich nicht, ob ich heute noch ein Wort davon lesen könnte.
    Endlich erreichten wir das Ende des Ganges und standen vor einer doppelflügeligen schweren Tür. Osalkar klopfte mit seinen Fingerknöcheln gegen die Holztür. Der altertümliche Türgriff war aus Messing und von langer Benutzung abgegriffen. Wir traten ein und befanden uns in einem länglichen Saal mit hoher Decke. Erlesene Holzvertäfelungen verzierten das Mauerwerk, Fresken und Stuck die Kuppeldecke. Eine gegenüberliegende Wand wurde von Fenstern gesäumt, deren kolossale Spitzbögen sehr verspielt wirkten. Die andere Seite säumten monströse Regale und ich brauchte eine Weile, bis ich begriff, was darin stand.
    Bücher.
    Tausende von Büchern standen hier einfach so herum, ganz ohne Vakustasis-Behälter oder Schutzatmosphäre. Mir klappte beinahe die Kinnlade herunter und ich versuchte mir vorzustellen, welch ungeheurer Schatz sich meinen blinzelnden Augen darbot.
    Eine angenehme weibliche Stimme ertönte hinter mir. Ich drehte mich herum, um eine alte, gepflegt wirkende Frau mit silbernem Haar und einigen Falten zu entdecken, die mit

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