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Claifex: Nefilim KI

Claifex: Nefilim KI

Titel: Claifex: Nefilim KI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cahal Armstrong
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zu erhalten, etwa bei Altersanalysen und der Frage nach stofflichen Zusammensetzungen. Ich erklärte ihr, wozu ich die Anlagen verwendete und lernte dabei, dass manche Funktionen leichter zugänglich waren oder in einem einzigen Gerät ausgeführt werden konnten. Nach einer halben Stunde wurde es mir allmählich zu viel, auch wenn Susannah augenscheinlich unendlich mehr erklären konnte.
    »OK, das war eine Menge Stoff. Jetzt bekomme ich langsam Hunger.«
    Sie schwieg und blickte auf den unter seiner Plane ruhenden Nefilim und mir fiel ein, weshalb wir das Labor betreten hatten. Ich sah die wandelnde Metaraum-Bombe auf Stand-by mit wachsendem Unbehagen an. Ich ging hinüber und zog die Plane herab, was den in seinen Seilen hängenden Nefilim zum Vorschein brachte. Ich betrachtete noch einmal diese skurrile Mischung aus Zweckmäßigkeit und Ästhetik und fragte mich, wissend, dass das verdammte Ding mehr als eine einfache Maschine war, wie es sich verhalten mochte. Einen Moment später wollte ich den Roboter abdecken und schaute zu Susannah hinüber, die mit offenkundiger Faszination dastand und ihren Blick gar nicht lösen konnte. Ich ließ ihr noch einen Augenblick, dann machte ich mich daran, die Plane wieder über den Koloss zu ziehen.
    »Können Sie mal kurz da festhalten?«, fragte ich, als mir ein Teil der Gewebeplane immer wieder herunterrutschte.
    Sie kam langsam näher und half mir. Als ich hinter den Nefilim kroch, um die Plane an einem Wandhaken zu fixieren, sah ich gerade noch, wie ihre metallene Hand über den Korpus der Maschine fuhr. Beinahe zärtlich. Ich krabbelte wieder hervor und nahm ihr den Rest der Abdeckung aus der Hand, um sie zu befestigen.
    »Sie haben nie einen in Wirklichkeit gesehen, oder?«
    Sie machte ein paar Bewegungen, die in ihrer Unsicherheit ein deutliches Zeichen für die Richtigkeit meiner Vermutung waren und ich schaute sie einen Moment fragend an.
    »Nein. Ich habe nur leblose Hüllen zur Verfügung gehabt. Wir konnten nur ein maßstabsgetreues Modell anfertigen, das Geheimnis der Konstruktion eines vollständigen Nefilim ist uns verschlossen geblieben.«
    »Was machen Sie, wenn Sie die Pläne haben?«
    »Das kann meine Mutter besser beantworten«, sagte sie knapp und richtete ihr Wort dann plötzlich an mich.
    »Darf ich Sie etwas Persönliches fragen?«
    »Fragen immer, die Antwort behalte ich mir eventuell vor«
    »Wie alt sind Sie?«
    Ich lachte.
    »Hundertvierzig. So etwa. Die verdammten Kalender und das ganze Hin und Her zwischen den Systemen ... habe irgendwann den Überblick verloren.«
    »Ich bin jetzt 36 Jahre alt. Ich fühle mich durchaus erwachsen genug, aber immer wenn ich mit Älteren zu tun habe, dann komme ich mir wieder vor wie ein Kind. Ich hasse das.«
    »Das ging mir genauso. Das vergeht im Laufe der nächsten fünfzig Jahre.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das kommt mir so unglaublich lang vor!«
    Ich überlegte einen Moment und versetzte mich zurück in ihr Alter. Es war so viel passiert, dass es mir schwerfiel, mich an bestimmte Dinge zu erinnern. Die Erinnerungen entglitten mir, wie die Bilder aus einem Traum, aus dem man soeben erwachte. Das Gedächtnis war sehr ordnungswütig und verwarf alles nicht mehr Benötigte. Vielleicht hatten die Genetik-Spezialisten aber auch versagt und es nicht geschafft, das Erinnerungsvermögen an unsere Lebenszeit anzupassen. Oder ich war die Ausnahme, welche die Regel bestätigte, und hatte ein Gedächtnis wie ein Sieb.
    »Sie werden sicherlich schon bemerkt haben, dass die Zeit mit jedem Lebensjahrzehnt schneller vergeht, oder?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Das hört leider nicht auf. Irgendwann fängt man an, in Jahrzehnten zu rechnen, dann in halben Jahrhunderten. Und wie man mir erzählte, als ich den Älteren genau dieselben Fragen stellte, werden daraus später volle Jahrhunderte. Viele beneiden uns um unsere Langlebigkeit. Sie wissen nicht, wie es ist, ohne Heimat zu existieren, verfolgt und gejagt.«
    Ich lächelte Susannah freundlich an, weil mir ihr interessierter Gesichtsausdruck gefiel. Sehr gut gefiel, um ehrlich zu sein.
    »Fragen Sie mich, was Sie wollen. Ich habe auch jede Gelegenheit genutzt, die sich ergab. Es gibt einfach zu wenige von uns.«
    Bei meinen letzten Worten huschten einige Gefühle über ihr Gesicht, die sie einen Moment sehr verletzlich aussehen ließen. Sie schaute auf die Plane, die den Nefilim verbarg und ich ahnte, dass sie durch Höllenfeuer gegangen sein musste. Sie war ganz allein, denn

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