Claifex: Nefilim KI
das System nicht einfach so verlassen. In der Not brachte ich einen Frachter der Karjoraner durch einen gefälschten Auftrag auf den Weg nach Anthaklith IV. Dieser Auftrag sollte sich nach meinem Ausstieg aus dem Schiff als Datenfehler entpuppen, um mein Vorgehen zu verschleiern. Leider war ich nach der Landung entdeckt worden und musste den Frachter zum Absturz bringen, als der Kapitän ein überstürztes Startmanöver durchführte. Doch wie es den Karjoranern zu eigen ist, wurde niemand hergeschickt, um das Wrack zu untersuchen. Man musste herausgefunden haben, dass es aus einem Fehler heraus unbeladen abgereist war und keinerlei wertvolle Güter zu bergen gewesen wären. Das Schiff selbst war minderwertig konstruiert und hatte bereits eine lange Dienstzeit hinter sich. Es wurde beim Absturz irreparabel beschädigt und lohnte ebenfalls nicht der Bergung. Da Karjoraner dem Leben ihrer raumfahrenden Artgenossen wenig Wert beimessen, ließ man die unverletzten Crewmitglieder auf dem Planeten zurück.«
»Dass trotzdem niemand dahinter gekommen ist, war ein großes Glück«, sagte Susannah.
»Das Loch in der Schiffshülle spricht ja seine eigene Sprache«, fügte ich hinzu.
»Ich musste schnell handeln.«
»Warum hast du die Spuren nicht im Nachhinein zu entfernen versucht?«
»Ich wog Risiko und Nutzen gegeneinander ab und entschied mich, sofort ein gutes Versteck zu suchen. Inmitten des eigentümlichen Eises von Anthaklith IV war es beinahe unmöglich, mich zu finden.«
»Die Scanner sind dort tatsächlich unbrauchbar. Aber ich frage mich, welcher Zufall ausgerechnet uns beide zusammenbrachte. Du kennst meinen Vorfahren und nun bin ich es, der dich fand.«
Susannah zeigte mit einem Metallfinger auf mich. »Du bist einer der bekanntesten Schatzsucher in der Claifex. Man kennt deinen Namen. Dieser angebliche Sammler Lukas Kylon, der ja wohl in Wirklichkeit für die Großen Drei arbeitet, muss den Befehl gehabt haben, dich nach Anthaklith IV zu schicken.«
»Ja, genau! Wahrscheinlich hat man das Wrack doch untersucht und etwas darüber herausgefunden. Womöglich vermutete man eine Verbindung zwischen mir, meinem Vorfahren, meiner Tätigkeit als Schatzsucher und dem Verbleib des Nefilim. Deswegen war Kylon auch so gut vorbereitet und nervös, als er die Statuen von mir haben wollte. Nur dass ich tatsächlich gar nichts von all dem ahnte. Außerdem stehen Tausende von diesen Figuren in den Ruinen herum. Wie ich ausgerechnet den einzigen Nefilim in einer Höhle irgendwo auf dem Planeten finden konnte, ist mir ein völliges Rätsel.«
Ich dachte an die ungewohnte Eingebung, der ich bei der Suche nach möglichen Fundorten gefolgt war. Irgendwie hatte ich einfach gewusst, wo ich etwas finden musste. Allerdings hatte ich auch eine lange Berufserfahrung und sowas wie einen Sinn dafür entwickelt, wo man etwas finden konnte.
Klar war mir aber auch, dass ich mein Gesicht nicht wieder in der Öffentlichkeit zeigen konnte, solange die Claifex unter der Herrschaft der Großen Drei stand. Ich befand mich mit Sicherheit schon länger unter Beobachtung.
»Was ist?«, fragte Susannah.
»Ich kann das Geld von Demi gut gebrauchen. Und wir sollten uns bedeckt halten.«
Susannah sah mich nachdenklich an und wollte etwas sagen, als ein Signal unsere Aufmerksamkeit an sich riss.
»Das Ziel ist innerhalb einer Flugstunde erreichbar, Kapitän«, erklang die tiefe Stimme des Bordrechners.
»In Ordnung. Sargon?«
»Ich orte eine metallische Masse im Bereich der Zielkoordinaten. Könnte eine Raumstation sein oder ein Schiffswrack. Keinerlei energetische Messung. Es scheint dort keine Aktivität zu geben.«
»Kann es eine aktive Abschirmung sein, ein Störfeld?«
»Dann wäre die Massedetektion auch unterbunden worden. Dennoch könnte ein teilweise defektes Abwehrsystem zu den vorliegenden Messergebnissen führen. Man kann ein gewisses Risiko bezüglich eventuell noch intakter Abwehrsysteme nicht ausschließen.«
»Gut. Dann aktiviere ich die zusätzlichen beiden Schilde und lade die Waffensysteme.«
»Ich schlage vor, dass ich die Cheiron verlasse und die Station einer Untersuchung unterziehe«, sagte Sargon.
Susannah und ich sahen uns einen Augenblick an. Sie grinste verschwörerisch.
Ich lachte. »Das klingt vernünftig, aber wo bleibt da der Spaß?«
Susannah nickte. »Ich komm mit!«
Ich trieb die Cheiron in hoher Geschwindigkeit voran, bis in normale Andockreichweite und beachtete das alte terranische
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