Claifex: Nefilim KI
Woher nimmst du die Energie? Zweiundvierzig und Hunderteins muss ich regelmäßig in die Wartestation gehen lassen, damit sie ihren Energiespeicher aufladen können.«
»Meine Energiequelle ist ein Antimaterie-Materie-Reaktor mit ausreichend Treibstoff für eine Ewigkeit.«
»Ich dachte immer, dieses Antimaterie-Zeug wäre ein Kindermärchen?«
»Dennoch stand ich fast vierhundert Jahre im Eis eines sterbenden Planeten und habe keinen messbaren Energieverlust zu verzeichnen.«
»Kann uns das im Falle deiner Beschädigung zum Verhängnis werden?«
»Nein. Das System ist zu einhundert Prozent sicher.«
Ich dachte darüber nach, wie oft ich das schon über andere Maschinen gehört hatte, die dann ausfielen. Ich war keinesfalls beruhigt.
»Was hat es eigentlich mit diesen Metallflügeln auf sich?«, fragte ich.
»Sie sind systemimmanenter Bestandteil des gravitationsmodulierenden Emitters.«
»Ach so.«
Ich zuckte mit den Schultern und hatte keine Ahnung, wovon er sprach. Nur Susannah machte einen nachdenklichen Eindruck, wurde aber von der Stimme des Bordrechners unterbrochen.
»Kapitän?«
»Ja, Cheiron?«
»Wir erreichen die Heliopause in fünfzehn Minuten.«
»Gut. Lade den SDS, ich komme sofort auf die Brücke. Seid ihr hier noch beschäftigt?«
Susannah zuckte mit den Schultern. »Ich denke wir sind für heute fertig. Wie lange brauchen wir bis zu den Koordinaten?«
»Etwa zehn Stunden.«
»Nur?«
»Der Stützpunkt befindet sich am Rande des Systems. Sehr gut möglich, dass wir eine ganze Weile mit den Sensoren suchen müssen, bis wir etwas entdecken. Aber Sargon wird uns unterstützen. Womöglich brauchen wir einen Zugangscode oder so etwas.«
»Ich bin mal gespannt, ob der Stützpunkt noch aktiv ist. Müsste eine Station sein, oder?«
»Könnte auch ein ausgebauter Asteroid oder ein Schiff sein, wer weiß?«
Während unserer Unterhaltung begaben wir uns auf die Brücke, wobei Sargon uns trotz seines immensen Gewichtes lautlos folgte. Seine Größe machte es notwendig, dass er den breiten Rampenaufgang nehmen musste, der neben meiner Kabine nach oben und unten verlief und die Ebenen miteinander verband. Susannah und ich nahmen den bequemeren Gleitschacht bei der Werkstatt. Zwischen den relativ engen Wänden des Schachtes traten wir dichter zusammen als üblich. Statt dieser Situation mit der gewohnten, distanzierten Höflichkeit zu begegnen, verfingen sich unsere Blicke für einen längeren Moment. Als wir den Gleitschacht verließen, schenkte Susannah mir ein Lächeln, das ich gern erwiderte. Auf der Brücke angekommen, setzte ich mich in den Pilotensessel und Sargon übernahm den Sensorenleitstand. Susannah besetzte den Navigatorensessel neben mir. Ich überwachte die Aggregate mittels der Anzeigen und warf einen Blick auf die sternenübersäte Schwärze vor uns, die eine unüberwindliche Grenze darstellen würde, wenn es den Zugang zum Metaraum nicht geben würde.
»OK. Übergang in drei, zwei, eins.«
Die Schrecksekunde im Metaraum verging und schon waren wir wieder im Normalraum angelangt, flogen mit einhundert Metern pro Sekunde in das Zielsystem.
»Sargon?«
»Noch nichts innerhalb der Reichweite der Sensoren, Iason.«
»Ich werde auf Maximum beschleunigen. Wenn wir eine Flugstunde vom Stützpunkt entfernt sind, schauen wir uns in Ruhe um. Unter Umständen sind da Minenfelder.«
»Keine Sphäre, Schiffe, Satelliten, andere Flugkörper oder Ähnliches innerhalb der Sensorreichweite.«
»Wir sollten trotzdem auf der Hut sein.«
Die nächsten Stunden verbrachten wir unruhig auf der Brücke, wobei Sargon unentwegt in Verbindung mit den Fernsensoren stand und Susannah und ich nur einmal etwas aßen, was uns von Hunderteins und Zweiundvierzig gebracht wurde. Die gespannte Erwartung dehnte sich zu einer ermüdenden Anstrengung aus. Ein Gespräch wollte nicht so recht aufkommen und bald trommelte ich mit den Fingern unruhig auf der Armlehne herum.
»Sargon, kennst du irgendwelche Witze?«, fragte ich und erntete ein müdes Lächeln von Susannah, die unmerklich den Kopf schüttelte.
»Nein, leider nicht.«
»Komm schon! Vierhundert Jahre im Eis übersteht keiner ohne Humor!«
»Ich habe während dieser Zeit alle Systeme auf Stand-by geschaltet.«
»Ach ja. Ah! Da fällt mir was ein! Wie bist du eigentlich auf diesem verdammten Schneeball gelandet?«
»Ich saß auf Sorian II fest. Man suchte mich. Ich musste mich vor den Sensoren der anwesenden Claifex Flotte verbergen und konnte
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