Claifex: Nefilim KI
tretet einen Augenblick zurück!«
Sargon drückte mit seinen vier Händen und unzähligen Fingern an jeweils eine Ecke des Schotts. Er presste es mit einem einzigen Ruck nach innen, gegen den Widerstand der Restatmosphäre dahinter. Ich konnte zwar nichts hören, aber die Vibrationen setzten sich durch den Steg und meine Stiefel bis in meine Knöchel fort. Ich konnte mir lebhaft den Lärm vorstellen, den dieser Akt kontrollierter Gewalt in einer Schall übertragenden Atmosphäre gemacht hätte. Eine kleine Wolke formte sich vor uns im Gang und schwebte im Licht unserer Lampen schillernd an uns vorüber.
»Reste von Luft«, murmelte Susannah und trat an die Scheibe des nächsten Schotts.
»Zu wenig, um als Atemluft zu dienen«, bemerkte ich.
»Da ist ein Flur mit vielen Türen in jede Richtung. Eine Leiter führt nach oben und unten. Das ist zu eng für Sargon.«
»Eindeutig. Ich werde die Inspektion der Station von der Außenseite fortführen, während ihr drinnen weitermacht. Im Notfall dringe ich mit Gewalt zu euch vor.«
»Gut, dann gib uns die Koffer mit den Werkzeugen. Und könntest du noch einmal?«, fragte ich und deutete auf das zweite verschlossene Schott.
Wir traten aus dem engen Korridor heraus und Sargon hielt seinen oberen linken Arm in das Innere des Ganges. Eine seiner zahlreichen Waffen fuhr aus seinem Unterarm aus. Ein gleißender, hellweißer Strahl fraß sich mühelos durch das Metall der Drucktür, die sich kurz danach bereits aus der Öffnung drehte und ins Innere der Station davon trudelte. Glühende Tropfen geschmolzenen Metalls flogen ihr hinterher, die sofort erstarrten und von den Wänden abprallten. Im Licht meines Scheinwerfers drang erneut eine Wolke verbliebener Atemluft hervor. Ein paar Kleinteile aus der Station wurden mitgerissen und trudelten an uns vorbei, hinaus in die Weite des Weltraums.
»Ich bleibe auf der Außenhülle. Wir sollten gleich einen Funktest durchführen. Möglicherweise unterbindet die in die Hülle integrierte Abschirmung einen Kontakt.«
»In Ordnung«, erwiderte ich und winkte dem Nefilim, dessen Gestalt sich im Scheinwerferlicht der Cheiron scherenschnittartig abbildete. Ich wandte mich wieder um und folgte Susannah, die mit der Waffe im Anschlag voranging. Wir standen kurz darauf in einem kleinen achteckigen Raum. Sieben weitere Türen führten rundum heraus, keine davon geöffnet. Eine Leiter gewährte über abgetretene Sprossen Zugang zu Öffnungen in der Mitte des Bodens und der Decke. Dahinter lag lichtlose Ungewissheit.
Ich räusperte mich. »Am besten teilen wir uns auf.«
»Du machst wohl Witze?«, fragte Susannah entsetzt.
»Selbstverständlich, auf so eine blöde Idee würde niemand ernsthaft kommen, oder? Mir schmeckt es schon nicht sonderlich, dass Sargon hier nicht rein passt. Alles ist so militärisch effizient gestaltet, dass nur menschliche Größenverhältnisse berücksichtigt worden sind. Da ist mir mein Schiff lieber.«
»Wir sollten auch den Frachter untersuchen, fällt mir gerade ein.«
»Ach ja. Eventuell kann Sargon das übernehmen. Sargon? Hörst du uns?«
»Ja. Ich befürchte jedoch, dass die Reichweite sehr eingeschränkt ist. Nicht mehr als dreihundert Meter in direkter Linie. Der Kontakt könnte vollständig unterbrochen werden, wenn ihr weiter vordringt.«
Die Entstörautomatik schaltete sich bei einzelnen Wörtern bereits ein und gab diese mit neutraler Stimme wieder, sodass es sich anhörte, als spräche Sargon mit zwei unterschiedlichen Stimmen.
»In Ordnung. Bleibst du innerhalb der Reichweite, wenn du diesen Hummeldingsbums-Frachter untersuchst?«
»Sind Hummels Insekten?«, funkte Susannah dazwischen.
»Der Plural lautet Hummeln. Ja, aber genau kann ich das nicht sagen«, antwortete Sargon.
»Was, das mit den Hummels?«, fragte ich.
» Hummeln waren Insekten auf Terra und sind aller Voraussicht nach ausgestorben. Ich bezog mich auf die Funkreichweite.«
Susannah kicherte.
»Unsere Versorgung mit Atemluft kommt in etwa fünfzig Stunden in einen Reservebereich, bis dahin sollten wir zurück sein. Wenn nicht, dann sind wir in Schwierigkeiten ... und möchten gerne gerettet werden.«
»Verstanden.«
»Danke.«
Ich sah mich um und nahm das graue Einerlei der Wände in mich auf. Abblätternde Bezeichnungen über den Türen forderten mein Terranisch heraus, aber ich wurde nicht schlau daraus.
»Kannst du irgendetwas lesen?«, fragte ich Susannah, die der Reihe nach ihr Helmvisier an jedes Fenster in den
Weitere Kostenlose Bücher