Claifex: Nefilim KI
dürfen nicht warm werden, sonst gehen die Informationen verloren.«
Susannah kam heran und nahm mir den Koffer ab. Sie legte eine Handvoll altertümlicher Speicherkarten hinein und zeigte mir ein alt aussehendes Funktionsarmband, das mit mechanischen Zeigern nicht mehr als zwei Werte anzeigte.
»Hübsch«, sagte ich und machte mich wieder an die Arbeit.
Susannah wühlte noch eine Weile in den Quartieren herum und gelangte an weitere Speicherkarten und eine Halskette, die ich sah, als ich das LBTG einpackte.
»Die Kette ist schön.« Ich hielt einen Scanner drauf. »Silber. Sehr fein verarbeitet. Kaum angelaufen. Nett. Der Anhänger sieht seltsam aus.«
»Ich finde ihn schön.«
»Pack es ein, dann polieren wir es«, sagte ich grinsend und machte den Koffer auf Susannas Rücken fest.
»Wieso muss ich den schweren Koffer tragen?« Sie sprach wie ein nörgelndes Kind und verzog den Mund trotzig.
Ich klopfte ihr lachend auf den Helm. »Ein bisschen Masseträgheit tut dir gut.«
»Ich habe eh schon mehr Masse als du, glaube ich.«
Susannah spielte damit auf das hohe Gewicht ihrer kybernetischen Gliedmaßen an und wirkte mit einem Mal nicht mehr albern.
»Ich glaube nicht. Aber wenn du recht hast, dann fällt es ja nicht weiter auf, wenn du den Koffer trägst.«
»Deine Argumente nehmen rapide an Glaubwürdigkeit ab.«
Zu meiner Erleichterung lachte sie wieder. Wir lösten die Magnetstiefel und gingen in die Horizontale. Dann schwebte Susannah voran durch das Loch, das ich geschnitten hatte. Ich bewunderte die weibliche Eleganz, mit der sie diese Herausforderung meisterte, und ertappte mich bei dem Gedanken daran, wie es wohl wäre, ihre Weiblichkeit in einer anderen Situation zu bewundern. Ohne den plumpen Raumanzug. Konnte ihr Körper anziehend auf mich wirken? Was ich bisher gesehen hatte, war durchaus dazu angetan, das Interesse eines Mannes zu wecken, auch wenn die polierten Prothesen eigentümlich wirkten. Doch solche Überlegungen nagten an meiner Konzentration, also schüttelte ich diese Gedanken ab und folgte ihr. Wir befanden uns in einem Flur mit Waschräumen links und rechts und einem verschlossenen Durchgang am Ende.
»Endlos«, sagte Susannah, als sie durch die Sichtscheibe des Schotts einen weiteren Gang erblickte.
»Wenn wir wenigstens die Türen besser öffnen könnten«, überlegte ich laut und fummelte an den Wänden neben dem verschlossenen Durchgang herum.
»Unter Umständen können wir einen Strom induzieren, der den Motor antreibt und das Schott öffnet.«
»Wie das?«
»Gib mir mal das Lichtbogentrenngerät.«
Ich nahm es von ihrem Rücken, übergab es Susannah und sie fummelte daran herum, pflückte ein paar Teile ab und verstellte Regler, die ich so nie einstellen würde. Dann suchte sie mit ihrem Scanner die Wand ab. Als sie eine Stelle gefunden hatte, auf der das Gerät bestimmte Werte angab, setzte sie das LBTG auf das Metall und schaltete es ein.
Nichts geschah.
Sie suchte die Wand erneut mit dem Scanner ab. »Ich muss mir nochmal eben die offenen Schotts weiter hinten ansehen, dann erkenne ich besser, wo der Antrieb sitzt.«
»Alles klar. Ich warte hier.«
Susannah schwebte davon und ich fuhr mit meinem Scanner auf der Wand herum, konnte mit meinem ungeschulten Auge aber nur Abweichungen in der Dichte entdecken. Nach einer Weile fragte ich mich, wo sie blieb und wurde sogleich nervös.
»Susannah?«
»Bin schon auf dem Rückweg. Ich denke ich weiß jetzt, wie wir die Türen öffnen können.«
»Das wäre angenehmer als das Auftrennen.«
»Etwa hier ...«
Susannah setzte das LBTG an einer anderen Stelle an und schaltete es ein. Sofort ruckte das Schott auf. Splitter abgeplatzter Farbe flogen herum, als sich der Zugang erweiterte.
»Das ist doch mal was!«, rief ich erfreut.
Susannah grinste mich an und wir durchquerten den Korridor. Mit der neuen Methode öffneten wir mühelos jedes Schott, das in unserem Weg lag. Nur einmal wollte eine Tür sich nicht bewegen und wir wählten einen alternativen Weg. Überall herrschte Dunkelheit und die Energieversorgung war tatsächlich in der gesamten Station ausgefallen. Kryptische Symbole in altem Terranisch blätterten von den Türen und Schildern, wenn wir mit unseren Anzügen daran entlang schrammten. Unzählige umherschwebende Gebrauchsgegenstände blitzten unvermittelt im Licht unserer Scheinwerfer auf, sodass wir immer mit einem nervösen Finger am Abzug unserer Waffen durch die endlosen Gänge glitten. Nach drei
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