Claifex: Nefilim KI

war viel zu lange allein gewesen. Aber möglicherweise sollte es so sein. Hatte ich auf eine Frau wie Susannah gewartet? Sonderbar, womit einen das Leben immer wieder überraschen konnte. Ich musste mir einen Ruck geben, um meine Umgebung wieder wahrzunehmen.
    »Behalte du die rechte Seite im Auge«, sagte ich.
    »Wo ist G- Suarag?«
    »Er geht da hinten in Richtung VIP-Lounge. Jetzt hat er uns gesehen. Gehen wir zu ihm.«
    Garsun erwartete uns und ich nahm seinen alarmierten Blick wahr.
    »Was ist?«, flüsterte ich ihm zu und sah erwartungsvoll auf die Toasterpyramide in einer Ecke der VIP-Lounge.
    »Da stimmt was nicht. Ich sehe keinen einzigen unserer Leute hier. Ich habe mich ein bisschen umgehört. Es gab in letzter Zeit häufig Bedrohungen und Schutzgeldforderungen. Womöglich ist der Laden von jemand anderem übernommen worden.«
    »Beruhige dich! Wieso hätten wir sonst einen Toaster gewinnen sollen?«
    »Weil man damit gerechnet hat, dass Bekannte des früheren Besitzers auftauchen und das alte Codesystem immer noch benutzen würden? Weil wir mit einem attraktiven, großen Schiff gelandet sind, das die Aufmerksamkeit von so manch einem Kriminellen erwecken dürfte?«
    »Scheiße«, zischte ich durch die Zähne.
    »Sargon hier«, ertönte die Stimme des Nefilim über Funk.
    »Ja.«
    »Da versammeln sich - unauffällig, wie sie glauben – einige Bewaffnete um das Schiff. Ich erkenne eine lose Taktik in der Art ihres Vorgehens.«
    »Mist. Warte noch!«
    »In Ordnung.«
    Eine kleine Gruppe von Solansch kam auf uns zu, eine amphibische Spezies mit starker Ähnlichkeit zu den Karjoranern, nur dass die Solansch größer und gefährlicher waren. Jeder von ihnen sah aus wie die Sorte, die einem grinsend die Zähne einschlägt.
    »Sie haben gewonnen, nehmen Sie sich doch einen Toaster«, sagte einer von ihnen und wies mit seiner krallenbewehrten Flossenhand auf die Toasterpyramide.
    Weitere Solansch näherten sich aus den Ecken des Kasinos und ich erkannte schnell, dass wir eingekreist wurden. Die Türen zur VIP-Lounge wurden abgeschlossen. Einer unserer Gastgeber fummelte an einer Fernbedienung herum und die Fensterflächen verdunkelten sich sichtbar. Die VIP-Lounge konnte nun nicht mehr von außen eingesehen werden und keiner der übrigen Gäste würde mitbekommen, was hier vor sich ging. Sehr diskret - und wir saßen in der Falle.
    »Toaster gegen Schiff – wie wär's?«, sagte ein anderer Solansch.
    Alle ließen ein ziemlich dämliches, aber dennoch gehässig klingendes Gelächter hören. Damit war die Sache klar.
    »Wo ist Herasai?«, fragte Garsun und ich nahm an, dass es sich bei Herasai um den Decknamen Sieraas handelte.
    »Wer bist du?«, fragte der Solansch, bei dem es sich wohl um den Anführer handelte.
    »Ich fragte, wo Herasai ist.«
    Garsun wirkte gefährlich ruhig und ich sah, dass er seine Ohren mittlerweile ganz angelegt hatte. Wenn das ähnlich war wie bei den Hauskatzen meiner Cousine, dann war das ein schlechtes Zeichen.
    »Ich denke, ich bringe dir mal ein bisschen Manieren bei, stinkender Grarakenn!«
    Der vermeintliche Boss der versammelten Solansch riss eine Waffe aus ihrem verborgenen Brustholster. Seine Mannschaft tat es ihm gleich, doch ich hatte unsere Chancen gegen die neun Amphibien bereits abgeschätzt uns sagte nur ein Wort zu Susannah.
    »Triggern!«
    Die Welt um uns schien plötzlich langsamer zu werden, die Geräusche klangen seltsam verzerrt. Ich sprang vorwärts und bewegte mich muskelzerrender Schnelligkeit voran, sodass meine Gelenke knackten. Ein dumpfes Hämmern dröhnte in meinen Ohren – mein Herzschlag. Gleichzeitig spürte ich eine ungeheure Kraft und wusste, dass ich mit einem Faustschlag ein Leben beenden konnte.
    Die Genetik-Ingenieure unserer Altvorderen hatten mit ihrer Technik nicht nur das Maximum des Machbaren aus unseren natürlichen Erbanlagen herausgeholt, sondern auch einen Mechanismus für äußerste Notfälle eingebaut. Ein zusätzliches Organ gab einen Chemiecocktail ab, der innerhalb eines Sekundenbruchteils zu einer enormen Leistungssteigerung von Muskeln, Nerven, Wahrnehmung und Gehirnleistung sowie zu einem verringerten Schmerzempfinden führte. Der Nachteil war, dass jede Minute in diesem Zustand unwiederbringlich die Lebenserwartung verkürzte. Der Vorteil war, dass man überhaupt überlebte, was man in einer Situation wie dieser bedenken musste.
    Ich sah, wie Susannah herumwirbelte, während die Solansch wie Säulen um uns standen. Dann geschah