Clancy, Tom
ökologisch sinnvolles Auto?«,
wollte Jack wissen. »Außerdem hat der Stier nicht nur unsere Steaks geliefert,
sondern auch das Leder für deine Designerschuhe. Man kann diesen Öko-Rummel auch
übertreiben, verstehst du?«
»Das wird
schnell zur Religion, Jack«, warnte ihn Arnie. »Und über Religion kann man sich
nun mal mit niemandem streiten.«
»Darüber
wird doch ständig gestritten. Nur leider nicht immer bloß mit Worten.«
»Richtig«,
gab Arnie zu. »Aber man muss ja nicht selbst noch was dazu beisteuern.«
»Okay,
prima, Sally, reden wir lieber über das Ozonloch«, schlug Jack vor. Aus dieser
Diskussion würde er als Sieger hervorgehen - Sally war viel zu stolz auf ihre
sonnengebräunte Haut.
Wie Vitali vorausgesagt hatte, tranken seine Charterkunden
keinen Wodka. Er hatte seinen eigenen Vorrat mit vier vollen Litern aufgefüllt,
aber obwohl sie alle rauchten, tranken sie nicht. Das bestätigte nur, was er
über sie dachte. Nicht, dass es darauf ankam. Ihr Geld war genauso gut wie das
aller anderen.
Er hatte
sein Landungsboot auf eine sanfte Kiesbank gezogen; so sah hier der Strand aus.
Die Landerampe blieb oben, damit sich kein Bär an Bord verirrte. Sie waren
sogar in ein prima Jagdgebiet unterwegs, obwohl die Jagdsaison schon vorbei
war. Und seine Charterkunden hatten zwar Schusswaffen dabei, aber
offensichtlich nicht für Großwild. Er hatte daran gedacht, sich selbst einen
Bären zu schießen. Wäre eine schöne Dekoration für das Steuerhaus; seine Kunden
würden sich dadurch besser an ihn erinnern. Aber er hatte nie die Zeit
gefunden.
Die
Charterkunden hatten sich im Frachtbereich niedergelassen. Vitali hatte
Luftmatratzen und einige Klappstühle bereitgestellt. Da saßen sie,
unterhielten sich leise und blieben meistens unter sich. Sie hatten sogar ihre
eigene Verpflegung mitgebracht. Das war keine schlechte Idee, weil Wanja
absolut nicht kochen konnte; er ernährte sich hauptsächlich von russischen
Armeerationen, die er gegen bar bei einem Sergeanten aus der Versorgungsabteilung
in Archangelsk kaufte.
Unheimlich
still war es hier. Die Flugzeuge, deren Lichter man sah, flogen so hoch, dass
man sie nicht hörte, und sogar diese Lichter waren selten genug - so abgelegen
war dieser Teil Russlands. Hierher zog es dann und wann einen Abenteurer oder
Naturforscher, und dann gab es noch die einheimischen Fischer, die dem Meer
einen kargen Lebensunterhalt abrangen. Mit wirtschaftlich rückständig war die
Gegend sehr beschönigend beschrieben. Außer der moribunden russischen Marine
gab es hier für einen Mann nichts zu tun, und die Arbeit auf diesen
Seelenverkäufern bestand oft darin, nach einem Unfall oder einer Katastrophe
aufzuräumen, die arme Seeleute das Leben gekostet hatte.
Aber das,
so erinnerte er sich, war es, was auch ihn hierhergebracht hatte, und
eigentlich gefiel es ihm hier ganz gut. Die Luft war immer frisch, und die
Winter waren wirklich knackig, etwas, das einem echten Russen im Blut lag und
ihn von minderwertigen europäischen Völkern unterschied.
Er sah auf
die Uhr. Die Sonne würde früh aufgehen. Er würde seine Charterkunden in etwa
fünf Stunden wecken und ihnen Zeit geben, ihren Morgentee zu trinken und ein
Butterbrot dazu zu essen. Speck konnte er ihnen anbieten, nur Eier hatte er
keine.
Am Morgen
würde er dann in See stechen und den Frachtschiffverkehr beobachten. Der war
hier überraschend dicht. Frachter waren wirtschaftlicher als eine Lkw-Straße
oder Eisenbahnlinie zum neuen Ölfeld und der Goldbergbauregion von Jessej. Und
es wurde eine Pipeline gebaut, um das Öl ins europäische Russland zu
transportieren, finanziert hauptsächlich von amerikanischen Konzernen. Die
Einheimischen sprachen von der »amerikanischen Invasion«.
Schluss für heute, dachte er. Er nahm einen letzten
Schluck Wodka und ließ sich auf der Matratze nieder, die er auf dem Boden des
Steuerhauses für sich ausgerollt hatte, um fünf oder sechs Stunden zu
schlafen.
Außer einer Extradurchsuchung beim Zoll in Dallas, die
Shasif angesichts seines Namens und seines Aussehens gewärtigen musste, wie man
ihn vorgewarnt hatte, war das Umsteigen problemlos verlaufen. Wie angewiesen
hatte er einen Rückflug gebucht und führte Gepäck für einen einwöchigen
Aufenthalt in den USA mit sich. Außerdem hatte er einen Mietwagen und ein
Hotelzimmer reserviert und war wohlversehen mit Prospekten über die örtlichen
Sehenswürdigkeiten und E-Mails von ansässigen Freunden. Shasif
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