Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
Vom Netzwerk:
unglücklich darüber, wie er das machte.«
    Ryan hatte
erst zwei Bissen von seinem Sandwich gegessen. »Und?«
    »Die Sache
wurde dem Präsidenten zur Kenntnis gebracht, und er hat das Justizministerium
angewiesen, Driscoll anzuklagen - also Ermittlungen über den Fall
einzuleiten     gegebenenfalls wegen Mordes, weil er
möglicherweise eine Verfügung des Präsidenten zum Verhalten im Krieg missachtet
habe. Driscoll hat neun Männer ausgeschaltet, manche davon schliefen.«
    »Mord? Ob
wach oder schlafend, die Männer waren doch feindliche Kämpfer, oder nicht?«
    »Jawohl,
Sir. Driscoll befand sich in einer taktisch ungünstigen Situation, und nach
seiner Einschätzung als Einsatzleiter musste er die Männer eliminieren, um seine
Mission fortführen zu können. Und das tat er denn auch. Aber die Burschen im
Justizministerium - alle sind politische Ernennungen, falls das eine Rolle
spielen sollte - glauben anscheinend, er hätte sie gefangen nehmen müssen,
statt sie zu töten.«
    »Inwiefern
hat Kealty damit etwas zu tun?«, fragte Jack und trank ein wenig Cola.
    »Er las
den Einsatzbericht und hat sich darüber sehr aufgeregt. Deshalb hat er die
Sache dem Justizminister zur Kenntnis gebracht, und der wiederum hat dann einen
seiner Leute zu mir geschickt, um die Ermittlungen einzuleiten.« Diggs legte
sein Sandwich wieder auf den Teller zurück. »Sir, diese Sache fällt mir
außerordentlich schwer. Ich habe einen Eid geschworen, die Verfassung zu
schützen. Der Präsident ist mein Oberbefehlshaber, aber verdammt, hier geht es
um einen meiner Soldaten, einen guten Soldaten, der einen sehr schweren Job machen
musste. Ich habe die Pflicht, meinem Präsidenten gegenüber loyal zu sein, aber
...«
    »Aber Sie
haben auch eine Pflicht, Ihren Offizieren gegenüber loyal zu sein«, führte Ryan
seinen Satz zu Ende.
    »Jawohl,
Sir. Driscoll mag im größeren Zusammenhang keine wichtige Rolle spielen, aber
er ist ein hervorragender Soldat.«
    Ryan ließ
sich die Sache durch den Kopf gehen. Für Kealty mochte Driscoll tatsächlich nur
irgendein Soldat sein, gleichsam eine niedrige Lebensform. Wäre er ein
gewerkschaftlich organisierter Busfahrer, hätte die Sache vermutlich anders
ausgesehen, aber die Army hatte noch keine Gewerkschaften. Für Diggs ging es
hier um Gerechtigkeit und Moral, und beides würde in der Army Schaden erleiden,
wenn dieser Soldat vor ein Militärgericht gestellt oder gar ins Gefängnis
geschickt würde.
    »Was sagt
das Gesetz dazu?«, fragte Jack.
    »Sir, die
rechtliche Situation ist ein bisschen schwammig. Der Präsident hat Order
erteilt, aber sie war nicht sehr klar formuliert, außerdem lässt sich eine
solche Order nicht pauschal auch auf spezielle Operationen anwenden. Driscolls
Auftrag lautete, diesen Emir zu lokalisieren und, wenn er ihn fand, gefangen
zu nehmen - oder ihn zu töten, wenn es die Umstände erforderten. Soldaten sind
keine Polizisten. Dafür wurden sie nicht ausgebildet, und sie wären lausig
schlecht, wenn sie es auch nur versuchen würden. Nach meiner Einschätzung hat
Driscoll nichts Unrechtes getan. Nach dem Kriegsrecht muss man einen Feind
nicht warnen, bevor man ihn tötet. Es ist seine Sache, auch auf seine eigene Sicherheit
zu achten, und wenn er sie vernachlässigt, ist er selbst schuld. Auf dem
Schlachtfeld ist es vollkommen in Ordnung, einen Feind in den Rücken zu schießen.
Die Soldaten werden für den Kampf ausgebildet. In diesem Fall lagen vier Schurken
schlafend in ihren Kojen, und Sergeant Driscoll hat dafür gesorgt, dass sie
nicht aufwachten. Ende der Geschichte.«
    »Wird die
Ermittlung intensiv betrieben?«
    »Der
Stellvertretende Generalbundesanwalt schien sich ziemlich darüber aufzuregen.
Ich habe versucht, ihm ein paar Fakten über das Leben klarzumachen, aber er
hatte etwas anderes im Sinn: Er wollte mir ein paar Fakten über das Leben
klarmachen. Sir, ich bin seit vierunddreißig Jahren Soldat. Aber so etwas habe
ich noch nie gehört.« Er machte eine kurze Pause. »Der Präsident schickt uns
dort rein. Genau so wie in den Irak, aber er versucht, es so durchzuziehen, wie
... wie wir es damals in Vietnam durchziehen mussten, denke ich. Wir haben
schon eine Menge Männer verloren, gute Leute, nur durch ihr Mikromanagement,
aber diese Sache hier - Gott im Himmel, ich weiß wirklich nicht, was ich tun
soll.«
    »Ich kann
nicht viel tun, General, ich bin nicht mehr Präsident.«
    »Ja, Sir,
aber ich musste mit jemandem über diese Sache sprechen.

Weitere Kostenlose Bücher