Clancy, Tom
irgendwo in Maryland.« Er schaute auf die Uhr und holte sein neues
Handy aus der Tasche. »Lass uns herausfinden, wo genau ...«
Jacks tägliche Überprüfung des elektronischen Ver kehrs beanspruchte wie gewöhnlich die ersten neunzig
Minuten seines Arbeitstages. Heute erbrachte sie jedoch nichts von Bedeutung.
Deshalb holte er sich eine dritte Tasse Kaffee, suchte sich ein paar Bagels aus
und kehrte in sein Büro zurück. Dort begann er seinen, wie er es nannte,
»Morgenspaziergang« durch die zahllosen Abhörprotokolle, die der Campus von den
US-Geheimdiensten erhielt. Vierzig Minuten lang war das Ganze eine Übung in
Frustrationsbewältigung, bis ihm plötzlich ein
Homeland-Security-Abhörprotokoll ins Auge fiel. Das ist nun wirklich höchst interessant, dachte er
und hob den Hörer ab.
Fünf Minuten
später saß er in Jerry Rounds' Büro. »Was haben Sie denn da?«, fragte Rounds.
»Ein
DHS/FBI/ATF-Abhörprotokoll. Sie suchen nach einem vermissten Flugzeug.«
Das ließ
Rounds aufhorchen. Das Heimatschutz-Ministerium hatte ein
Ereignisschwellensystem eingerichtet, das banale und alltägliche
Untersuchungen gar nicht erst in seinen nachrichtendienstlichen Berichten
auftauchen ließ. Die Tatsache, dass die Untersuchung drei wichtige
Organisationen interessierte, deutete darauf hin, dass jemand bereits erste
Nachforschungen angestellt hatte, die bestätigten, dass nicht etwa nur ein
schlampiges Charterunternehmen den Verbleib des fraglichen Flugzeugs
administrativ aus den Augen verloren hatte.
»ATF,
hm?«, murmelte Rounds. Das Bureau of Alcohol, Tobacco and Firearms, das Amt für
Alkohol, Tabak und Schusswaffen, war auch für alle Untersuchungen zuständig,
die mit Sprengstoffen zu tun hatten. Kombiniert mit
einem vermissten Flugzeug dachte
Jack.
»Was für
eine Marke?«
»Das wird
hier nicht erwähnt. Es muss aber klein sein und kann auch kein Verkehrsflugzeug
sein, sonst hätten es die Nachrichten längst gebracht.« Verschwundene Boeing
757 erregten tatsächlich eine Menge Aufmerksamkeit.
»Wie lange
ist das her?«
»Drei
Tage.«
»Kennen
wir die Quelle?«
»Das
Routing scheint intern zu sein, also waren es eventuell die Luftfahrtbehörde
FAA oder die Verkehrssicherheitsbehörde NTSB. Ich bin alle Meldungen von
gestern und heute noch einmal durchgegangen, habe jedoch überhaupt nichts
gefunden.« Das bedeutete wohl, dass jemand den Deckel auf dieser Sache halten
wollte.
»Es gibt
jedoch vielleicht noch einen anderen Weg, Licht in die Angelegenheit zu
bringen.«
»Und
welchen?«
»Wir
müssen einfach dem Geld folgen«, sagte Jack. Rounds musste lächeln. »Die
Versicherung!«
Um 10.47 Uhr klingelte das Telefon. Tom Davis hatte gerade
ein ziemlich großes Warentermingeschäft abgewickelt, das dem Campus 1350000
Dollar einbringen würde. Nicht schlecht für drei Tage Arbeit. Beim zweiten
Klingeln nahm er den Hörer ab. »Tom Davis.«
»Mr.
Davis, mein Name ist John Clark. Man hat mir gesagt, ich solle Sie
anrufen. Sie wollten vielleicht einmal bei einem Essen mit mir reden.«
»Wer hat
Ihnen das gesagt?«
»Jimmy
Hardesty«, antwortete Clark. »Ich würde allerdings gern einen Freund
mitbringen. Sein Name ist Domingo Chavez.«
Davis
dachte einen Moment nach. Dabei war seine Vorsicht eher eine instinktive
Reaktion als eine Notwendigkeit. Hardesty würde bestimmt keine ungebetenen
Journalisten auf diese Weise empfehlen. »Kein Problem, am besten, Sie kommen
gleich vorbei«, antwortete Davis. Er erklärte Clark den Weg und sagte dann:
»Ich erwarte Sie also gegen Mittag.«
»He, Gerry«, sagte Davis, als er das Büro im obersten Stock
betrat. »Ich habe gerade einen Anruf bekommen.«
»Von
jemand, den wir kennen?«, fragte der Chef.
»Hardesty,
der in Langley arbeitet, schickt uns zwei Männer rüber. Beide will die Agency in Pension schicken. John
Clark und Domingo Chavez.«
Hendleys
Augen weiteten sich etwas. »Der John
Clark?«
»Sieht so
aus. Er wird gegen Mittag hier sein.«
»Wollen
wir ihn denn?«, fragte der frühere Senator, wobei er die Antwort eigentlich
bereits kannte.
»Wir
sollten wenigstens mit ihm reden, Chef. Zweifellos wäre er ein fantastischer
Ausbilder für unsere Außenagenten. Ich selbst kenne ihn nur vom Hörensagen.
Aber Ed und Mary Pat Foley lieben diesen Burschen, und das ist im Grunde
Empfehlung genug. Er hat keine Angst, sich die Hände schmutzig zu machen, und
er ist schnell und flexibel. Er hat gute Instinkte und ist clever. Chavez
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