Clancy, Tom
Intelligence/poly<, also für streng geheime Informationen,
die nur für Personen mit bestandenem Lügendetektor-Check zugänglich sind. Dies
gilt für uns beide«, antwortete Clark. »Zumindest bis Langley uns unsere Entlassungspapiere
ausgestellt hat. Warum?«
»Weil das,
was wir hier tun, auch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist. Als Erstes
werden Sie mir jetzt bitte ein paar wasserdichte Vertraulichkeitsvereinbarungen
unterzeichnen. Haben Sie damit ein Problem?«
»Nein«,
antwortete John sofort. Das Ganze hier hatte ihn in einer Weise neugierig
gemacht, wie er es seit Jahren nicht mehr erlebt hatte. Er hatte sehr wohl
bemerkt, dass sie ihnen keinen Eid abverlangt hatten. Allerdings waren Eide
ohnehin eine Sache der Vergangenheit, die die Gerichte bereits vor langer Zeit
für nichtig und unwirksam erklärt hatten, wenn es sich um Aussagen gegenüber
Journalisten handelte.
Die
Unterschriftsprozedur dauerte nicht einmal zwei Minuten. Die entsprechenden
Formulare hatten sie noch nie gesehen, wenngleich sie den Vorgang selbst natürlich
sehr gut kannten.
Davis
überprüfte die Dokumente noch einmal und legte sie dann in eine Schublade.
»Okay, ich erkläre Ihnen jetzt ganz kurz die Hintergründe: Wir bekommen durch
irreguläre Kanäle eine Menge Insiderinformationen. Die NSA überwacht aus
Sicherheitsgründen den gesamten internationalen Handel. Vielleicht erinnern Sie
sich noch an den Konflikt mit Japan. Japanische Finanzmanipulationen brachten
damals ja die ganze Wall Street zum Absturz. Das zeigte unseren
Sicherheitsorganen, dass sie künftig auf solche Entwicklungen ein Auge haben
mussten. Diese Wirtschaftskriege sind eine Realität. Man kann tatsächlich ein
ganzes Land aus den Angeln heben, indem man seine Finanzinstitute in Bedrängnis
bringt. Wir hier ziehen aus solchen Vorgängen unseren Nutzen, vor allem was
unsere Devisenhandelsgeschäfte angeht. Damit machen wir auch das meiste Geld.«
»Und warum
ist das so wichtig?«, fragte Chavez.
»Weil wir
uns selbst finanzieren. Wir kommen im Bundeshaushalt überhaupt nicht vor, Mr.
Chavez, und stehen deswegen auch nicht unter Beobachtung. Kein Steuerzahler
muss auch nur einen einzigen Dollar für uns aufbringen. Wir verdienen das Geld,
das wir ausgeben, und was wir nicht gleich ausgeben, behalten wir.«
Das wird ja immer interessanter, dachte Clark.
Man konnte
eine solche Einrichtung geheim halten, wenn sie der Kongress nicht finanzierte
und demzufolge auch das US-Haushaltsbüro die Bücher nicht einsah. Wenn die
Regierung es nicht finanzierte, existierte es für Washington nur als
Steuerquelle. Ein gutes Wirtschaftsprüfungsunternehmen konnte dann
sicherstellen, dass die Firma »Hendley Associates«, wie der offizielle Tarnname
des »Campus« lautete, nicht weiter auffiel: Man musste alles, vor allem die
Steuern, einfach nur pünktlich und vollständig bezahlen. Und wenn jemand
wusste, wie man Geld eine Weile versteckte, dann waren das diese Jungs.
Außerdem hatte Gerry Hendley in Washington immer noch genug Kontakte, um seinem
Unternehmen möglichen Ärger zu ersparen. Man schaffte das vor allem durch
absolute Ehrlichkeit. Es gab in Amerika so viele dollarschwere Gauner, dass die
Bundessteuerbehörde und die US-Börsenaufsicht vollkommen ausgelastet waren.
Wie die meisten Regierungsbehörden hielten sie deshalb auch nicht ohne
ernsthafte Indizien nach weiteren Schurken Ausschau. Solange man nicht den Ruf
bekam, bei dem, was man tat, ein bisschen zu schlau zu sein oder immer hart am
Wind zu segeln, tauchte man auf den Radarschirmen der Überwacher überhaupt
nicht auf.
»Wie viele
echte Kunden haben Sie überhaupt?«, fragte Chavez.
»Die
einzigen Privatkonten, die wir verwalten, sind die unserer Mitarbeiter, und die
fahren dabei gar nicht schlecht. In den letzten drei Jahren erwirtschafteten
wir für sie einen Durchschnittsertrag von dreiundzwanzig Prozent, und das
zusätzlich zu den Gehältern, die auch ganz anständig sind. Wir haben auch ein
paar gute Sozialleistungen, vor allem Bildungsbeihilfen für unsere Mitarbeiter
mit Kindern.«
»Eindrucksvoll.
Und was genau müssen diese Mitarbeiter tun?«, fragte Ding. »Leute umbringen?«
Diese Zusatzfrage war eigentlich als kleiner Witz gedacht.
»Gelegentlich«,
antwortete Davis. »Es kommt auf den Zeitpunkt und die Umstände an.«
Im Raum
wurde es einen Moment lang totenstill.
»War das
ein Witz?«, hakte Clark nach. »Nein«, antwortete Davis lapidar. »Und wer
autorisiert
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