Clancy, Tom
mehr
als zwanzig Jahren träumte er von einer Organisation wie dieser hier. Einmal
hatte ihn Langley losgeschickt, um Abu Nidal im Libanon zu suchen, nur um
festzustellen, ob es möglich
sei, ihn ins Jenseits zu befördern. Dies war eine äußerst gefährliche Mission
gewesen. Die Unverschämtheit, ihm einen solchen Auftrag aufzubrummen, hatte
damals sein Blut zum Kochen gebracht. Trotzdem hatte er ihn ausgeführt und war
mit einem Foto zurückgekehrt, das zeigte, dass es tatsächlich möglich war,
diesem Bastard einen Kopfschuss zu verpassen. Aber die kühleren Köpfe - oder
Hosenscheißer, wie er sie nannte - in Washington entschieden sich dann, den
Auftrag nicht zu Ende zu führen. Letztendlich hatte er also sein Leben für
nichts und wieder nichts aufs Spiel gesetzt. Später tötete dann die israelische
Armee Abu Nidal mit einer von einem Apache-Kampfhubschrauber abgefeuerten
Hellfire-Rakete. Das war natürlich eine weit weniger elegante Tötungsart als
ein Gewehrschuss aus 180 Metern Entfernung, die darüber hinaus auch beträchtliche
Kollateralschäden verursachte, was die Israelis allerdings herzlich wenig
kümmerte.
»Okay«,
sagte Chavez. »Unsere Aufgabe wird es sein, jemand auszuschalten, der
ausgeschaltet werden muss. Wenn wir gefasst werden, haben wir eben Pech gehabt.
Praktisch stehen die Chancen, dass wir selbst dabei getötet werden, sogar
fifty-fifty. Das ist das Risiko, klar. Andererseits ist es doch auch irgendwie
schön zu wissen, dass wir uns auf eine rechtliche Absicherung unserer
Regierung verlassen können, wenn wir solche gefährlichen Missionen
durchführen.«
»Es gibt
nicht nur eine Art, seinem Land zu dienen.«
»Das mag
schon sein«, räumte Ding ein.
Clark
sagte: »Da gibt es einen Typ in Langley, der gerade meinen gesamten
Hintergrund überprüft. Der Mann heißt Alden und arbeitet im DO. Offensichtlich
hat Jim Greer ein Dossier über mich hinterlassen, in dem all die Dinge
aufgeführt sind, die ich vor meinem Eintritt in die Agency angestellt habe. Ich
weiß zwar nicht, was genau darin steht, aber es könnte doch problematisch
werden.«
»Inwiefern?«
»Ich habe
einige Drogendealer ins Jenseits befördert. Die näheren Umstände spielen jetzt
keine Rolle, aber ich habe tatsächlich einen ganzen Drogenring außer Gefecht
gesetzt. Der Vater von Jack Ryan sr. war damals Polizeikommissar. Als er mich
verhaften wollte, konnte ich ihn davon abbringen und fingierte danach meinen
eigenen Tod. Ryan kennt die Geschichte, zumindest Teile von ihr.
Wie dem
auch sei, die Agency könnte Berichte darüber besitzen. Ich glaube, das sollten
Sie wissen.«
»Nun ja,
wenn es deswegen Schwierigkeiten geben sollte, könnten wir immer noch auf einen
dieser präsidentiellen Gnadenerlasse zurückgreifen. Glauben Sie, dieser Alden
könnte dies alles gegen Sie verwenden?«
»Er ist
primär Politiker.«
»Verstehe.
Ich nehme an, Sie beide möchten erst einmal ein Weilchen über unser Angebot
nachdenken?«
»Sicher«,
antwortete Clark für beide.
»Schlafen
Sie eine Nacht darüber, und kommen Sie dann morgen wieder vorbei. Wenn sich
dies weiterentwickeln sollte, stelle ich Sie dem Chef vor. Nur zur Erinnerung:
Was wir hier beredet haben ...«
»Mr.
Davis, ich bin schon seit langer Zeit Geheimnisträger. Wir beide. Wenn Sie
glauben, uns noch einmal daran erinnern zu müssen, liegen Sie völlig falsch.«
»Ist
angekommen.« Davis stand auf, um das Treffen zu beenden. »Also dann bis
morgen.«
Keiner von beiden sprach ein Wort, bis sie draußen vor dem
Gebäude zu ihrem Auto hinübergingen. »Manno-mann, Jack jr. hat jemand
umgelegt?« Chavez konnte es immer noch nicht fassen.
»Sieht so
aus«, antwortete Clark und dachte dabei, dass es vielleicht Zeit war, ihn nicht
mehr als »Junior« zu betrachten. »Anscheinend setzt er jetzt doch noch die
Familientradition fort.«
»Sein
Vater würde sich in die Hosen machen.«
»Wahrscheinlich«,
stimmte John zu. Und das war nichts im Vergleich
zur Reaktion seiner Mutter, wenn diese davon erfahren würde.
Sie stiegen
in den Wagen und fuhren los. Nach einigen Minuten sagte Chavez: »Ich muss dir
etwas beichten, John.«
»Sprich,
mein Sohn.«
»Ich habe
schwer Scheiße gebaut.« Chavez beugte sich in seinem Sitz nach vorn, holte
einen Gegenstand aus seiner Gesäßtasche und legte ihn auf die Mittelkonsole
des Autos.
»Was ist
das?«
»Ein
USB-Stick. Du weißt schon, so ein Speichermedium für den Computer ...«
»Ich weiß,
was das ist, Ding. Aber warum
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