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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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willkommener Zusatzverdienst zu ihrem normalen Job,
Empfangsdame bei der Schulverwaltung von Las Vegas. Der Fahrer stieg aus,
öffnete ihr die Tür und reichte ihr die Hand, um ihr beim Aussteigen behilflich
zu sein.
     
    »Willkommen!«, rief eine Männerstimme. Melinda
ging in die Richtung, aus der sie die Stimme gehört hatte, und entdeckte
endlich einen groß gewachsenen Mann im Wohnzimmer. Er hatte ein recht
angenehmes Lächeln, doch das hatten die meisten drauf, und sie war daran
gewohnt. »Wie heißen Sie?«, fragte er. Auch die Stimme war angenehm - irgendwie
melodisch.
    »Melinda«,
sagte sie, und als sie auf ihn zuging, schwang sie die Hüften ein klein wenig
stärker als sonst.
    »Möchten
Sie ein Glas Wein, Melinda?«
    »Danke«,
sagte sie, und er reichte ihr ein hübsches Kristallglas. Paolo war
verschwunden, wohin, wusste sie nicht. Die gesamte Atmosphäre wirkte so, dass
sie ihre Alarmsysteme herunterfuhr. Wer immer dieser Mann sein mochte, er war
jedenfalls reich, und mit solchen Leuten hatte sie eine Menge Erfahrung. Sie
konnte sich also ein wenig entspannen. Melinda war sehr gut darin, Männer zu
»lesen« - verdiente sie damit nicht ihren Lebensunterhalt? -, und dieser hier
wirkte in keiner Weise bedrohlich. Der wollte nur seinen Überdruck ablassen,
und genau das war ihre Dienstleistung. Sie konnte solche Preise verlangen,
weil sie gut darin war, und den Freiern machten die Preise auch nichts aus,
weil sie ihr Geld wert war. Melindas Zunft funktionierte in dieser Gegend
perfekt nach dem Laissez-faire-Modell, obwohl sie sich politisch nicht als
Konservative fühlte und noch nie die Republikaner gewählt hatte.
    »Der Wein
ist sehr gut«, bemerkte sie nach dem ersten kleinen Schluck.
    »Danke. Man
versucht, seinen Gästen das Beste zu bieten.« Er wies mit einer höflichen Geste
zur Ledercouch. Melinda setzte sich, die Handtasche mit offenem Reißverschluss
in Griffnähe.
    »Möchten
Sie die Restsumme vorher erhalten?«, fragte er.
    »Ja, wenn
es Ihnen nichts ausmacht.«
    »In
Ordnung.« Er griff in die Gesäßtasche und zog einen Umschlag heraus, den er
ihr gab. Fünfzehn 100-Dollar-Noten, damit hatte sie den Umsatz der ganzen Nacht
bereits erwirtschaftet. Und vielleicht sogar noch mehr, wenn er mit der weiteren
Entwicklung des Abends besonders zufrieden war.
    »Darf ich
Ihren Namen erfahren?«, fragte sie.
    »Sie
werden lachen - mein Name ist wirklich John. Es gibt tatsächlich noch Leute,
die so heißen, wissen Sie.«
    »Das ist
okay, John«, antwortete sie mit einem Lächeln, das die Chromstoßstangen eines
Chevy Baujahr 57 zum Schmelzen gebracht hätte. Sie stellte ihr Weinglas auf
den Couchtisch. »Also dann ...« Und sie begann mit ihrer Dienstleistung.
     
    Drei Stunden später. Melinda hatte sich die Zeit genommen,
ausgiebig zu duschen und ihr Haar zu bürsten. Das gehörte zu ihrer
Apres-Sex-Routine und sollte dem Klienten das Gefühl vermitteln, dass ihr die
Sache wirklich gefallen hatte. Der Gedanke lag allerdings den meisten Männern
ziemlich fern, und das galt an diesem Abend ganz bestimmt auch für John. Die
Dusche würde jedenfalls den Geruch wegspülen, den er überall am Körper hatte.
Der Geruch war ihr vage bekannt, aber sie wusste nicht, woher. Irgendwas Medizinisches?, überlegte sie, verdrängte aber
den Gedanken bald wieder. Vielleicht hatte er auch nur Fußpilz oder so was.
Trotzdem und insgesamt sah er nicht schlecht aus. Italiener vielleicht.
Jedenfalls von irgendwo am Mittelmeer oder aus dem Nahen Osten. Von diesen
Leuten liefen viele herum, und sein Verhalten weckte keineswegs den Verdacht,
dass es ihm an Geld fehle.
    Sie zog
sich fertig an und kehrte ins Wohnzimmer zurück, ein kokettes Lächeln auf den
Lippen.
    »John«,
sagte sie im aufrichtigsten Tonfall, den sie draufhatte, »das war wunderbar.
Ich hoffe, wir können es irgendwann noch mal tun.«
    »Du bist
sehr lieb, Melinda«, antwortete er, und dann küsste er sie. Eigentlich war es
sogar ein recht netter Kuss. Nicht zuletzt deshalb, weil er einen weiteren Umschlag
mit zwanzig 100-Dollar-Noten herauszog. Dafür hatte er sich eine besonders
lange und enge Umarmung verdient.
    Daraus könnte was werden, dachte sie. Vielleicht, aber auch
nur vielleicht, würde er sie noch einmal einladen, wenn sie ihren Job wirklich
gut gemacht hatte. Mit reichen, exklusiven Klienten machte die Sache doch viel
mehr Spaß.
     
    »War sie zufriedenstellend?«, erkundigte sich Tariq, als er
zurückkehrte, nachdem er Melinda in die Stadt

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