Clancy, Tom
vorstellen, dass er eine Knarre herumschleppt. In dieser
Hinsicht sind schwedische Gesetze extrem streng. Aber Vorsicht ist besser als
ein Sarg. Wir überraschen ihn, aber auf die harte Tour.«
»Okay.«
Sie gingen
zu beiden Seiten der Hintertür in Deckung und warteten. Fünf Minuten vergingen.
Sie hörten den Mann im Haus herumgehen. Brian zog vorsichtig die
Fliegengittertür auf und drehte den Türknauf. Nicht abgeschlossen. Er warf
Dominic einen Blick zu, nickte kurz und drehte den Türknauf. Langsam öffnete er
die Tür und blieb dann unbeweglich stehen. Wartete. Nichts. Schließlich trat er
ein und hielt Dominic die Tür auf.
Sie
standen in einer schmalen Küche. Links stand ein Kühlschrank, daneben führte
eine Tür zum Esszimmer. Rechts führte ein kurzer Flur zur Vorderseite des
Hauses und zu einem Raum, der offenbar das Wohnzimmer war. Irgendwo plärrte ein
Fernseher. Brian trat dicht an die Wand und spähte in den Flur. Dann zog er den
Kopf wieder zurück und signalisierte seinem Bruder: Sehe nur einen Mann. Ich gehe hinein. Dominic
nickte.
Brian trat
einen Schritt vor, hielt inne, noch einen Schritt, dann ging er weiter und
stand schon in der Mitte des Flurs.
Eine Diele
knarrte unter seinem Gewicht.
Im Wohnzimmer
stand Anton Rolf vor dem Fernseher. Bei dem Geräusch blickte er sich um, sah
Brian und stürzte zur Haustür. Brian bückte sich und griff mit beiden Händen
einen langen Kaffeetisch, schob ihn wie die Schaufel einer Planierraupe vor
sich her und rammte ihn gegen Rolf, sodass dieser gegen die bereits teilweise
geöffnete Haustür gepresst wurde. Rolf verlor das Gleichgewicht und stürzte.
Brian setzte über den Kaffeetisch hinweg, packte Rolf am Haar und rammte ihn
mit der Stirn gegen den Türknauf, dann ein zweites und drittes Mal. Rolfs
Körper wurde schlaff.
In der
Küche fanden sie eine starke Wäscheleine und fesselten Rolf. Während Brian ihn
bewachte, durchsuchte Dominic das Haus, konnte aber nichts Ungewöhnliches
entdecken, außer dem Koffer, den Rolf gerade gepackt hatte. »Ziemlich hastig
gepackt«, kommentierte Brian, während er die Kleider und Toilettenartikel
durchwühlte, die Rolf achtlos in den Koffer gestopft hatte. Es war
offensichtlich, dass Rolf von seinen Fußballkumpeln zu diesem Fluchtversuch
veranlasst worden war.
Draußen
hörten sie Bremsen quietschen. Brian ging zu einem der vorderen Fenster,
blickte hinaus, schüttelte aber den Kopf. Dominic ging in die Küche und konnte
gerade noch rechtzeitig einen Blick durch das Fenster über der Spüle werfen.
Eine Frau bog um die Ecke der Einfahrt und kam auf die Hintertür zu, die einen
Moment später aufging, gerade als Dominic dahinter in Deckung ging. Die Frau
trat ein. Dominic stieß die Tür zu, trat nahe an sie heran, legte ihr die Hand
über den Mund und presste ihren Kopf gegen seine Schulter.
»Still«,
flüsterte er auf Schwedisch. »Sprechen Sie Englisch?«
Sie
nickte. Die meisten Schweden sprachen Englisch, wie überhaupt in vielen
europäischen Ländern, wie die Brüder auf ihren Reisen festgestellt hatten. In
dieser Hinsicht sind die Amerikaner weltweit einzigartig, denn die meisten
Amerikaner sprechen nur ihre eigene Sprache — und auch die manchmal ziemlich
schlecht.
»Ich nehme
jetzt meine Hand weg. Wir werden Ihnen nichts tun, aber wenn Sie zu schreien
anfangen, muss ich Sie knebeln. Haben Sie verstanden?«
Sie
nickte.
Dominic
nahm die Hand von ihrem Mund und schob sie sanft auf einen der Küchenstühle.
Brian kam in die Küche. »Wie heißen Sie?«, fragte Dominic.
»Maria.«
»Ist Anton
Ihr Freund?«
»Ja.«
»Anton
wird von irgendwelchen Leuten gesucht - wissen Sie das?«
»Aber Sie
doch offenbar auch!«
»Ich meine
andere Leute«, antwortete Brian. »Die Bedienung im Radieschen sagte uns, dass irgendwelche
Araber nach ihm gefragt hätten.« Maria gab keine Antwort. »Das hat er Ihnen
nicht erzählt, stimmt's?«
»Nein.«
»Wahrscheinlich
wollte er nicht, dass Sie sich Sorgen machen.«
Maria
verdrehte die Augen, und Brian musste lachen. »Naja, wir sind halt manchmal ein
bisschen naiv.«
Jetzt
musste auch Maria lächeln. »Ja, sieht so aus.«
Dominic
fragte: »Hat Anton Ihnen gesagt, warum er sich versteckt hält?«
»Irgendwas
mit der Polizei.«
Brian und
Dominic wechselten einen Blick. Nahm Anton an, dass ihn die Polizei aus einem
anderen Grund suchte? Aus einem Grund, der nichts mit der Vermisstenanzeige
seiner Tante zu tun hatte?
»Wohin
wollten Sie beide fahren?«,
Weitere Kostenlose Bücher