Clancy, Tom
auf Papier noch
auf einem Palm, auch keine Tonaufzeichnungen, Fotos oder Videofilme.«
»Warum
denn das?«, wollte eine Delegierte wissen, eine blonde Frau vom Typ Kalifornierin.
»Sogar im Internet sind massenhaft Fotos der Anlage zu finden.«
»Stimmt,
aber nur Fotos, die wir freigegeben haben«, antwortete Steve. »Glauben Sie mir,
wenn ich eine Frage beantworten kann, werde ich das auch tun. Unser Ziel ist,
Ihnen so viele Informationen zu geben, wie wir können. Noch ein letzter
Hinweis, bevor wir hineingehen: Das Riesending hier neben mir mag manchen von
Ihnen wie eine missratene Kreuzung aus einer Raketenabschussrampe, einem
Wohnmobil und einer Pipeline vorkommen. Es handelt sich jedoch um unsere TBM,
unsere Tunnelbohrmaschine, die auch den liebevollen Spitznamen
Yuccawurzelkitzler trägt. Falls sich jemand von Ihnen für Zahlen und Daten
interessiert: Unser Wurzelkitzler ist hundertfünfzig Meter lang, acht Meter breit
und wiegt rund sechshundertdreißig Tonnen. Er kann sich mit einer
Geschwindigkeit von ungefähr sechs Metern pro Stunde durch massives Gestein
fressen. Um Ihnen einen Vergleich zu ermöglichen: Das entspricht ungefähr der
Länge eines der Suburbans, mit denen Sie hier hergefahren wurden.«
Anerkennendes
Gemurmel und kurzes Lachen von einigen Gästen.
»Okay, wir
beginnen jetzt mit der Führung. Wenn Sie mir bitte zum Tunnelportal folgen
wollen ...«
Wir stehen hier vor dem Bereich, den wir Forschungssektion
nennen«, erklärte Jenkins ein paar Minuten später. »Diese Anlage hat
Hufeisenform, ist ungefähr acht Kilometer lang und acht Meter breit. An
mehreren Stellen des Bezirks haben wir Alkoven eingebaut, insgesamt acht,
jeder einzelne ungefähr so groß wie eine große Scheune. Sie dienen zur Lagerung
der Ausrüstung, aber wir führen dort auch Experimente durch. Vor sechs Wochen
haben wir unsere erste experimentelle Einlagerung durchgeführt.«
»Wozu
dient das?«, wollte ein Besucher wissen.
»Wir
wollen herausfinden, wo die Abfälle gelagert werden können, wenn die Anlage in
Betrieb genommen wird. Den Eingang zum experimentellen Stollen werden Sie in
ein paar Minuten sehen.«
»Wir gehen
also nicht rein?«
»Nein,
bedaure. Wir sind momentan noch dabei, die Stabilität zu testen.« Das war
natürlich eine gewaltige Untertreibung. Die Tunnel der potenziellen Lagerstätte
zu bohren hatte relativ wenig Zeit beansprucht, aber die Tests und Experimente
würden noch mindestens neun Monate, wenn nicht ein Jahr dauern.
»Reden wir
mal ein bisschen über Geografie und Geologie«, fuhr Steve fort. »Der
Bergrücken über uns entstand vor dreizehn Millionen Jahren durch einen heute
erloschenen Vulkan, der eine Caldera, einen Kessel, aufwarf. Er besteht aus
wechselnden Gesteinsschichten von geschmolzenem Tuff, auch unter der
Bezeichnung Ignimbrit bekannt, sowie halb verschmolzenem und unverschmolzenem
Tuff.«
Eine Hand
ging hoch. »Habe ich das richtig verstanden? Sie erwähnten einen Vulkan?«
»Richtig.
Aber er ist längst erloschen.«
»Aber Sie hatten
hier auch schon Erdbeben, nicht wahr?«
»Ja, zwei
Beben. Eines hatte die Stärke 5 auf der Richterskala, das andere 4,4. Das
erste richtete geringfügige Schäden an den Gebäuden auf der Oberfläche an, hier
unten fanden wir keinen einzigen Riss. Bei beiden Beben befand ich mich hier
unten und habe kaum etwas gespürt.«
Tatsächlich
befanden sich in der wüstenartigen Umgebung der Anlage 39 Verwerfungen und
sieben kleine Vulkane mit unterschiedlicher Aktivität. Das stand auch auf dem
Informationsblatt, das er den Besuchern ausgehändigt hatte, aber solange
niemand dieses Thema ansprach, sah er gewiss keinen Grund, es selbst zu tun.
Sobald die Leute auch nur die Wörter Vulkan oder Verwerfung hörten, schalteten
ihre Gehirnzellen fast automatisch auf Höhlenmensch um.
»Ich muss
auch darauf hinweisen«, fuhr Steve fort, »dass dieser geologische Bereich hier
seit fast fünfundzwanzig Jahren sehr intensiv untersucht wird. Es gibt eine
Unmenge von wissenschaftlichen Arbeiten darüber, dass die drei Gesteinsarten,
die wir hier vorfinden, für die Lagerung von Atommüll gut geeignet sind.«
»Um wie
viel Atommüll geht es eigentlich genau?«
»Naja, das
ist eine der Fragen, die ich leider nicht beantworten darf.«
»Und wer
hat Ihnen das befohlen?«
»Das
können Sie sich aussuchen. Das Heimatschutzministerium. Das FBI. Das
Energieministerium ... Vielleicht genügt uns im Moment die Information, dass
diese Einrichtung hier
Weitere Kostenlose Bücher