Clancy, Tom
Aus Taits Richtung hörte Driscoll die Explosion einer Granate,
dann eine zweite, dann noch zwei in schneller Folge. Rufe in Arabisch. Schreie.
Driscoll brauchte eine halbe Sekunde, bis ihm klar wurde, dass die Schreie von
hinten kamen. Er fuhr herum, das M4 im Anschlag. Fünfzehn Meter hinter ihm war
Gomez' Gefangener aufgesprungen und schrie in Richtung des UAZ. Driscoll
verstand Erschießt mich ... erschießt mich ... Dann
explodierte der Schädel des Mannes, und er kippte nach hinten.
»Barnes,
bring den zum Halten!«, rief Driscoll.
Als
Antwort senkten sich die Leuchtspurgeschosse des Maschinengewehrs von der
Kabine und dem Dach des UAZ auf den Kühlergrill, der Funken zu sprühen begann.
Projektile schlugen in den Motorblock, Sekunden später stieg eine Dampffontäne
auf. Die Fahrertür schwang auf, eine Gestalt torkelte heraus. Das Maschinengewehr
mähte den Mann nieder. Das NSV auf der Ladefläche des Jeeps hörte auf zu
feuern, und Driscoll sah hastige Bewegungen. Da lud jemand nach. Driscoll
drehte sich um und signalisierte Peterson und Deacons — Granaten! —, aber sie waren schon aufgestanden und schossen
mit ihren Granatwerfergeräten. Die erste Granate flog zu weit und nach rechts
und detonierte harmlos hinter dem UAZ, aber die zweite schlug neben dem
Hinterreifen auf. Die Explosion hob das hintere Ende des Fahrzeugs ein paar
Zentimeter vom Boden. Der Schütze auf der Ladefläche stürzte seitlich hinunter
und rührte sich nicht mehr.
Driscoll
wandte sich zurück und nahm die gegenüberliegende Talwand mit dem
Nachtsichtgerät in Augenschein. Er zählte sechs Gomer, alle auf dem Bauch, die
Taits Position unter Feuer nahmen. »Erledigt diese Typen da drüben!«, befahl
Driscoll, und elf Gewehre räumten die Felswand ab. Es dauerte nur dreißig Sekunden.
»Feuer einstellen, Feuer einstellen!«, befahl Driscoll. Das Gewehrfeuer hörte
auf. Er funkte: »Tait, durchzählen.«
»Immer
noch zu viert. Haben ein paar Steinsplitter abgekriegt, sonst alles in
Ordnung.«
»Überprüft
die Zelte, räumt da auf.«
»Alles
klar.«
Driscoll
ging den Pfad zurück, sah sich unterwegs jeden seiner Männer an und fand nur
Kratzer und kleinere Schnittwunden von den Gesteinssplittern. »Barnes, nimm
Deacon mit und sieh ...«
»Santa, du
...«
»Was?«
»Deine
Schulter. Setz dich hin, Sam, setz dich hin! Sanitäter!«
Jetzt
spürte Driscoll die Taubheit, als ob sein rechter Arm von der Schulter ab
eingeschlafen sei. Barnes drückte ihn neben dem Pfad auf den Boden. Collins,
der zweite Sanitäter des Teams, kam angelaufen. Er kniete sich hin, und
gemeinsam mit Barnes nahm er Driscoll den Rucksack ab, erst den rechten
Schultergurt, dann den linken. Collins schaltete seine abgeblendete Taschenlampe
an und untersuchte Driscolls Schulter.
»Da sitzt
ein Felssplitter drin, Santa. Ungefähr so groß wie mein Daumen.«
»Mist. Barnes,
sieh dir mit Deacons diesen Jeep an.«
»Geht
klar, Boss.«
Sie
trotteten den Pfad hinunter, dann zum Jeep hinüber. »Zwei Tote«, rief Deacons.
»Durchsucht
sie, ob was für den Geheimdienst dabei ist«, sagte Driscoll mit
zusammengebissenen Zähnen. Die Taubheit wich jetzt einem weißglühenden Schmerz.
»Du
blutest ziemlich stark«, meinte Collins. Er holte ein Verbandspäckchen aus
seinem Rucksack und drückte es gegen die Wunde.
»Wickel es
ein, so gut es geht.«
Tait
meldete sich über Funk: »Santa, wir haben hier vier Tote und zwei Verwundete,
beide auf dem Weg.«
»Alles
klar. Durchsuchen, dann kommt zurück.«
Collins
begann: »Ich lasse uns evakuieren ...«
»Unsinn -
in einer Viertelstunde wimmelt es hier von Gomern. Wir brechen auf. Hilf mir
mal hoch.«
Clark
wusste, dies würde ein trauriger Tag werden. Seine Sachen waren gepackt. Sandy
hatte das wie immer mustergültig erledigt. Bei Ding daheim würde das genauso
sein. Patsy hatte das Packen ja von ihrer Mutter gelernt. Jetzt war eben die
zweite Generation der Rainbow-Truppe an der Reihe. Ein Großteil der alten Mannschaft
war inzwischen ausgeschieden. Die Amerikaner unter ihnen waren in die Staaten
zurückversetzt worden, hauptsächlich nach Fort Bragg oder in die Delta School,
oder ins kalifornische Coronado, wo die Navy ihre SEAL-Anwärter ausbildete.
Dort erzählten sie jetzt beim Bier einigen wenigen vertrauenswürdigen Ausbilderkollegen
die alten Geschichten, soweit dies die Geheimhaltungsregeln überhaupt
erlaubten. Immer mal wieder waren sie auch im walisischen Hereford vorbeigekommen,
um an der
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