Clancy, Tom
J. C. liebte das Fliegen. In den nächsten zehn Stunden würde er diesem
Hobby intensiv frönen können. Nach dem Abheben drehten sie ab nach Südosten in
Richtung des Terminals 4 des Heathrow-Flughafens. Sie landeten auf ihrem
eigenen Päd. Ein Kleinbus brachte sie direkt zum Flugzeug, sodass sie nicht
durch das Magnetometer an der Sicherheitssperre mussten. Es war eine Boeing 777
der British Airways, derselbe Flugzeugtyp wie bei ihrem Flug vor vier Jahren,
nur dass damals auch die baskischen Terroristen an Bord waren. Die waren jetzt
in Spanien, wobei John nie gefragt hatte, in welchem Gefängnis sie jetzt
steckten und wie dort die Verhältnisse waren. Ein Waldorf-Astoria war es auf
keinen Fall.
»Sind wir
gefeuert, John?«, fragte Ding, während sich das Flugzeug vom Flugsteig löste
und in Richtung des Heathrow-Vorfelds zu drehen begann.
»Wahrscheinlich
nicht. Selbst wenn, werden sie das auf keinen Fall so nennen. Vielleicht machen
sie dich zu einem Ausbildungsoffizier auf der >Farm<. Und was mich angeht
...
Nun, sie
können mich noch ein oder zwei Jahre auf der Gehaltsliste führen, vielleicht
geben sie mir einen Schreibtisch im Operationszentrum, bis sie mir meinen
Parkausweis abnehmen. Wir sind schon zu lange dabei, um einfach so gefeuert zu
werden. Das wäre ein zu großer bürokratischer Aufwand. Außerdem haben sie Angst,
dass wir mit gewissen Reportern sprechen könnten.«
»Stimmt,
du schuldest Bob Holtzman noch ein Essen, nicht wahr?«
Bei dieser
Bemerkung verschüttete John fast seinen Begrüßungschampagner. »Na ja, ich habe
ihm ja mein Wort gegeben, oder nicht?«
Sie saßen
einige Minuten schweigend da, dann sagte Ding: »Also, wir machen einen
Höflichkeitsbesuch bei Jack?«
»Das
sollten wir wirklich tun, Domingo.«
»In
Ordnung. Verdammt, Jack junior muss inzwischen doch auch mit dem Studium fertig
sein, oder?«
»Ja. Ich
weiß aber nicht, was er gerade macht.«
»Bestimmt
so ein Job für reiche Jungspunde. Etwas mit Aktien und Anleihen, irgend so eine
Geldscheiße, wette ich.«
»Was hast
du eigentlich in diesem Alter gemacht?«
»Ich habe
von dir drunten auf der >Farm< gelernt, wie man einen toten Briefkasten
einrichtet. Abends habe ich dann an der George-Mason-Universität studiert. Dort
bin ich jedoch meistens eingeschlafen.«
»Aber du
hast doch immerhin deinen Master gemacht, soweit ich mich erinnere. Mehr, als
ich je geschafft habe.«
»Stimmt.
Ich habe ein Blatt Papier bekommen, auf dem steht, dass ich ziemlich helle bin.
Du dagegen hast überall auf der Welt Leichen hinterlassen.« Glücklicherweise
war es praktisch unmöglich, jemanden in der Kabine eines Flugzeugs abzuhören.
»Nenne es
einfach außenpolitische Laborarbeit«, schlug Clark vor, während er die
Speisekarte der ersten Klasse studierte. Wenigstens tat British Airways so, als
ob sie anständiges Essen servieren würden, obwohl er sich immer noch wunderte,
warum Fluglinien nicht einfach Big Macs mit Pommes anboten. Oder vielleicht
auch eine Domino's Pizza. Wenn man an all das Geld dachte, das sie dadurch
sparen könnten ... Allerdings schien McDonald's in Großbritannien einfach nicht
das richtige Rindfleisch zu haben. In Italien war es sogar noch lausiger. Aber
deren Nationalgericht war sowieso Mailänder Kalbsschnitzel. Da konnte auch kein
Big Mac mithalten. »Machst du dir Sorgen?«
»Ob ich
einen Job bekomme? Eigentlich nicht. Ich kann immer noch als Vermögensberater
anfangen. Im Übrigen könnten wir beide eine Firma gründen, ein Sicherheitsunternehmen
für alle möglichen hohen Tiere, und dann wirklich Kasse machen. Ich würde die
Planung erledigen, und du wärst für den tatsächlichen Schutz verantwortlich.
Du brauchtest bloß rumzustehen und die Leute mit dem
>Legt-euch-bloß-nicht-mit-mir-an-Blick< anzuschauen, den du so gut drauf
hast.«
»Dafür bin
ich schon zu alt, Domingo.«
»Niemand
wäre so dumm, einen alten Löwen wie dich in den Hintern zu beißen, John. Ich
dagegen bin viel zu klein, um böse Jungs abzuschrecken.«
»Quatsch.
Mit dir würde ich mich nicht einmal im Spaß anlegen.«
Chavez
konnte sich kaum an ein größeres Kompliment erinnern. Er war überempfindlich,
was seine geringe Körpergröße anging - seine Frau überragte ihn um drei
Zentimeter -, obwohl ihm sein zierlicher Wuchs schon oft einen taktischen
Vorteil verschafft hatte. Im Lauf der Jahre hatten ihn einige Leute
unterschätzt, die es dann bitter bereuten. Allerdings keine Profis. Die konnten
in seinen Augen
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