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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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gemütlichen Theke des Green
Dragon-Pubs einige Gläser John-Courage-Bier zu trinken und mit ihren
ehemaligen Kumpels von den Men of Black ein wenig unverblümter alte
Kampferinnerungen auszutauschen. Die Einheimischen wussten, wer sie waren,
aber sie waren alle ähnlich verschwiegen wie die örtlichen Geheimdienstagenten,
die regelmäßig das Lokal besuchten und in Anspielung auf den britischen MI5
von allen nur »Fiver« genannt wurden.
    Bei den
Geheimdiensten aller Länder war eben nichts von Dauer, alles war ständig im
Fluss. Dies war gut für die Dienste, die dadurch immer wieder neue Leute erhielten,
die mitunter neue Ideen mitbrachten. Außerdem sorgte es für herzliche
Wiederbegegnungen an den unwahrscheinlichsten Orten, vor allem in
Flughafen-Terminals auf der ganzen verdammten Welt, bei denen eine Menge Bier
floss und man sich begeistert die Hände schüttelte, bevor die unterschiedlichen
Anschlussflüge aufgerufen wurden. Aber diese Unbeständigkeit und Unsicherheit forderte
mit der Zeit ihren Preis. Man begann sich zu fragen, wann der nächste enge
Freund und Kollege abgerufen werden würde, um in einem anderen Teil dieser
»Dunkelwelt« zu verschwinden. So oft man sich dann an ihn erinnerte - man würde
ihn kaum jemals wiedersehen. Clark hatte eine Menge Freunde auf sogenannten
»Trainingsmissionen« sterben sehen, was gewöhnlich bedeutete, dass sie tief im
Feindesland eine Kugel abgekriegt hatten. Mit so etwas musste man jedoch
rechnen, wenn man zu dieser exklusiven Bruderschaft gehören wollte, da konnte
man nichts machen. Nicht zufällig lautete ein Lieblingsspruch der SEALs: »Du
musst es nicht mögen, du musst es nur tun.«
    So war zum
Beispiel Eddie Price als Regimental Sergeant Major des 22nd Air Special
Regiment in Ruhestand gegangen und war jetzt im Tower von London »Yeoman
Gaoler«, die altertümliche Bezeichnung für den »Kerkermeister« des »Königlichen
Palastes und der Festung Ihrer Majestät«. John und Ding hatten sich beide
gefragt, ob die englische Königin überhaupt wusste, wie viel sicherer ihr
Palast und ihre Festung heute waren und ob Prices Zeremonialbeil (der Yeoman
Gaoler war früher der oberste Henker) tatsächlich eine scharfe Schneide hatte.
Ganz bestimmt absolvierte er weiterhin täglich seinen Morgenlauf und seine
Fitnessübungen. Wehe, einer der regulären Sicherheitsleute der britischen
Armee erschien nicht mit blitzblank gewienerten Stiefeln und tadelloser Uniform
zum Dienst. Natürlich musste auch sein Gewehr sauberer sein, als es die Fabrik
verlassen hatte.
    Es war
eine verdammte Schande, dass man alt werden musste, sagte sich John Clark,
dessen sechzigster Geburtstag immer näher rückte. Das Schlimmste am Älterwerden
war für ihn, dass er sich noch genau daran erinnern konnte, wie es war, jung
zu sein. Dabei gab es in seinem Fall genug Dinge, die er besser vergessen
hätte. Die Erinnerung war eben ein zweischneidiges Schwert.
    »He, Mr.
C«, sagte eine vertraute Stimme an der Eingangstür. »Großartiger Tag heute,
stimmt's?«
    »Ding, wie
oft haben wir das nicht schon besprochen?«
    »Entschuldige,
John ...«
    John Clark
hatte Jahre gebraucht, seinen Kameraden und Schwiegersohn dazu zu bringen, ihn
nicht nur zu duzen, sondern ihn auch im Dienst mit dem Vornamen anzureden.
Selbst jetzt hatte er offensichtlich immer noch Probleme damit.
    »Bereit,
wenn jemand das Flugzeug entführen sollte?«
    »Mr.
Beretta ist an seinem gewohnten Platz«, erwiderte Ding. Sie gehörten zu den
Handvoll Leuten in Großbritannien, die Waffen tragen durften. Auf solche Privilegien
verzichtete man nur ungern.
    »Wie geht
es Johnny und Patsy?«
    »Der
Kleine ist ziemlich begeistert, endlich wieder nach Hause zu kommen. Haben wir
eigentlich schon einen Plan für die Zeit nach unserer Ankunft?«
    »Nicht
wirklich. Morgen früh machen wir einen Höflichkeitsbesuch in Langley. In ein
oder zwei Tagen fahre ich vielleicht bei Jack vorbei.«
    »Um
nachzusehen, ob er Fußspuren an der Decke hinterlassen hat?«, fragte Ding und
kicherte.
    »Wohl eher
Kratzspuren, so wie ich Jack kenne.«
    »Der
Ruhestand ist wohl nicht sehr lustig, nehme ich an.« Chavez entschloss sich,
das Ganze nicht weiter zu vertiefen. Dies war für seinen Schwiegervater sicher
ein recht heikles Thema. Die Zeit schritt eben unerbittlich voran, sosehr man
sich auch das Gegenteil wünschen mochte.
    »Wie geht
Price damit um?«
    »Eddie? Er
hält in seinem Leben einfach immer Kurs, wie ihr Seeleute wohl sagen

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