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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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gedacht hatte. Clark war
inzwischen in einem Alter, wo man solche Dinge ausgesprochen schätzte. Er nahm
sich vor, sich über diese gescheiterte Mission nicht allzu sehr zu ärgern.
Halbwegs gescheitert zumindest. Immerhin wussten sie jetzt einige Dinge über
ihren Mann, die sie zuvor noch nicht gewusst hatten. Und sie hatten einige gute
Fotos von ihm. Er reiste anscheinend gern als Jude getarnt. Nicht dumm, aber
etwas zu offensichtlich. Juden und Araber waren schließlich genetische Vettern,
und auch ihre religiösen Glaubensvorstellungen waren verwandt, wenngleich beide
natürlich eine solche Aussage wütend zurückgewiesen hätten.
    Dazu kamen
noch die Christen, allesamt »Menschen des Buches«, wie ihm seine saudischen
Freunde bereits vor langer Zeit erklärt hatten. Andererseits begingen religiöse
Menschen im Allgemeinen keine Morde. Der liebe Gott könnte etwas dagegen
haben. Auf jeden Fall musste er jetzt erst einmal zum Campus zurückfliegen.
Durch das Aussichtsfenster des Terminals konnte er beobachten, wie das
zweimotorige Flugzeug in Richtung Startbahn rollte. In weniger als drei Stunden
würde es in Vegas sein. Zuvor würde es Iowa, Nebraska und Wyoming überqueren,
um am Ende in der Stadt der Sünde zu landen. Und wohin fliegt er von dort?, fragte sich John. Das würde er in
nächster Zeit leider nicht herausfinden. Na ja, diese ganze Mission war von
Anfang an reichlich improvisiert gewesen, deshalb durfte er auch nicht zu
enttäuscht sein, dass sie zum Reinfall geworden war. Er besorgte sich am
Schalter ein Ticket für einen Flug, der in neunzig Minuten zum Internationalen
Flughafen von Baltimore-Washington startete. Zuvor führte er ein Telefongespräch,
um sicherzugehen, dass ihn dort jemand mit dem Auto abholte.
     
    Hadi, der dieses Mal Sitz
1D bekommen hatte, musterte die Speisekarte, während er an seinem im Flugpreis
inbegriffenen Weißwein nippte. In Italien war der zwar besser, aber das war ja
nicht sonderlich überraschend. Wieder einmal schalt er sich selbst für seine
Weinkennerschaft, die für einen Gläubigen unziemlich war. Das Land unter ihnen
war absolut flach. Hin und wieder waren seltsame große grüne Kreise zu sehen.
Man erklärte ihm, dies seien die rotierenden Bewässerungsanlagen, die die
amerikanischen Farmer in den Präriestaaten nutzten. Dieses Gebiet nannten die
ersten Entdecker einst die Große Amerikanische Wüste. Heute war es die Getreidekammer
der Welt. Jenseits der Berge gab es jedoch andere, echte Wüsten.
    Was für
ein großes und seltsames Land dies war, voller seltsamer Menschen, die meisten
von ihnen Ungläubige. Dies waren Leute, vor denen man sich in Acht nehmen
musste, deshalb musste er sich und sein Verhalten in jeder Minute noch mehr als
in Italien unter Kontrolle haben. Dabei war es schwer, sich niemals entspannen
und alle Vorsicht aufgeben zu können. Mit ein wenig Glück konnte er sich bei
seinem Freund ein wenig erholen. Wie seltsam, dass er nie erfahren hatte, wo
der Emir lebte. Dabei waren sie seit Jahrzehnten Freunde. Sie hatten sogar in
ganz jungen Jahren gemeinsam zur selben Zeit und am selben Ort reiten gelernt
und danach dieselbe Schule besucht, sie hatten miteinander gespielt und waren
um die Wette gelaufen. Der Wein begann jetzt Wirkung zu zeigen. Außerdem war
der Tag lang gewesen. Seine Augenlider wurden schwer, und er schlummerte ein,
während das Flugzeug in die Dunkelheit flog.
     
    Clark
bestieg inzwischen ein anderes Flugzeug, setzte sich auf seinen Sitz in der
ersten Klasse und schloss die Augen, allerdings nicht um zu schlafen, sondern
um die Ereignisse des Tages im Geist noch einmal an sich vorbeiziehen zu
lassen. Was hatte er gemacht? Was hatte er falsch gemacht? Was hatte er richtig
gemacht, und weshalb hatte das am Ende nichts genützt?
    Im
Mittelpunkt stand wie immer der menschliche Faktor. Jack hatte seine Sache gut
gemacht, aber das war keine große Überraschung. Der Junge hatte gute Instinkte.
Vielleicht hatte er die geerbt. Insgesamt war das gar kein schlechter Einsatz,
wenn man bedachte, wie improvisiert die Vorbereitungen gewesen waren. Andererseits
hatten sie ja gewusst, dass Hadi nach Chicago Weiterreisen würde. Wäre es nicht
vielleicht besser gewesen, zwei Teams aufzustellen, eines davon gleich nach
Chicago zu schicken und ihnen dann über Mobiltelefon das Foto der Zielperson zu
übermitteln, damit sie sie dort erwarten konnten? Hätten sie das tun können?
Technisch wäre das möglich gewesen, aber das hieß noch lange

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