Clancy, Tom
du, wie viele Liter fließen durch die Röhre?«, fragte Ahmed.
»Schwer zu
sagen. Die Pipeline ist voll funktionsfähig. Bei voller Auslastung hätte sie
eine Kapazität von rund 33 Millionen Liter pro Tag. Selbst wenn sie nur mit halber
Kapazität arbeitet, kann ich dir versichern, dass das für unsere Zwecke mehr
als ausreichend sein wird.«
»Und es
gibt auch keine Änderungen in der Planung für unsere Ausschleusung?«, erkundigte
sich Fa'ad.
Ibrahim
starrte ihn durchdringend an und senkte die Stimme. »Keine Änderungen. Aber ihr
dürft eins nicht vergessen: Wir müssen diese Sache erfolgreich durchziehen,
egal ob wir überleben oder dabei sterben. Allahs Augen ruhen auf uns. Wenn Er
es will, werden wir alle oder ein paar von uns überleben. Oder eben nicht.
Diese Sorge ist absolut zweitrangig - ist das klar?«
Einer nach
dem anderen nickte.
Ibrahim
blickte auf seine Uhr. »Noch sieben Stunden. Wir treffen uns auf den
Positionen.«
Nachdem
die anfängliche Begeisterung über das erste gemeinsame Liebeswochenende und der
Rausch nach dem Sex abgeflaut waren, begann sie ein wenig zu schmollen und sich
von ihm zurückzuziehen. Sie setzte sich ans Fenster und starrte hinaus, lehnte
seinen Vorschlag ab, noch auszugehen, und formte genau den richtigen
Schmollmund ...
Nach einer
halben Stunde fragte Steve: »Was ist los?«
»Nichts«,
gab Allison zurück.
»Doch, du
hast was, ich sehe es in deinem Gesicht. Und an deinem Mund ...« Er setzte sich
neben ihr auf das Bett. »Sag's mir.«
»Ach, es
ist zu dumm. Wirklich nichts.«
»Allison,
bitte. Habe ich etwas falsch gemacht?«
Auf diese
Frage hatte sie nur gewartet. Steve, das Weichei. Ein Jammerlappen, ständig
besorgt, dass er sie verlieren könnte. »Du lachst mich bestimmt nicht aus?«
»Versprochen.«
»Ich habe
gestern mit meiner Schwester geredet. Sie hat mir von einer Dokumentation
erzählt, irgendwo im Discovery Channel oder National Geographie, ich weiß nicht
genau. Es ging dabei um irgendwelche geologischen Faktoren von ...«
»... von
der Anlage, in der ich arbeite? Allison, ich habe dir doch schon erzählt ...«
»Du hast
versprochen, dass du mich nicht auslachst.«
»Ich lache
doch gar nicht. Okay, sprich weiter.«
»Sie
sagte, ein paar Wissenschafter seien gegen die ganze Anlage. Und es gebe immer
wieder Proteste. Und Gerichtsprozesse, weil sie versuchen, die Anlage dichtzumachen.
Sie hätten Erdbebenverwerfungen rings um die ganze Anlage gefunden. Und
außerdem redeten sie viel über das Grundwasser und was passieren würde, wenn es
ein Leck gäbe.«
»Es wird
keine Lecks geben.«
»Aber was
passiert, wenn es doch eines gibt?«, fragte Allison beharrlich.
»Das
kleinste Leck würde sofort entdeckt. Überall sind Sensoren eingebaut. Außerdem
liegt der Grundwasserspiegel gut dreihundert Meter tiefer.«
»Aber die
Erde - ist sie weich oder was? Durchlässig?«
»Ja, aber
die Lagerstätte ist ein verzweigtes System, eine Ebene über der anderen, und
der ganze Müll wird sowieso in speziellen Behältern versiegelt. Diese Dinger
solltest du mal sehen, sie sind ...«
»Ich mache
mir Sorgen um dich. Was ist, wenn doch etwas passiert?«
»Es wird
nichts passieren.«
»Kannst du
dir nicht eine andere Stelle suchen? Wenn du und ich - ich meine, wenn wir
weiter zusammen ... Ich hätte dauernd Angst um dich ...«
»Hör mir
zu. Im Augenblick ist die Anlage noch nicht mal in Betrieb. Wir haben gerade
erst mit den Trockenübungen für die Anlieferung begonnen.«
»Mit was?«
»Eine
Simulation. Eben eine Trockenübung. Ein Truck fährt vor, wir laden den
Transportbehälter ab. Und dann läuft das Verfahren wie bei einer echten Anlieferung
ab. Alles wird überprüft, um sicherzustellen, dass alles genau so funktioniert
wie geplant.«
Allison
seufzte tief und verschränkte die Arme.
Steve fuhr
fort: »He, ich werde schon nicht sterben! Ich meine, ich freue mich natürlich,
dass du dich um mich sorgst, aber es gibt eigentlich keinen Grund dafür.«
»Wirklich
nicht? Dann schau dir doch das mal an.« Allison ging zum Nachttisch und holte
ihre Handtasche. Sie wühlte ein wenig herum, zog schließlich ein gefaltetes
Blatt Papier heraus und gab es ihm.
Die
einfache Grafik war bereits einigermaßen detailliert. Sie zeigte den
Hauptschacht der Anlage, zwei Unterschächte und weit darunter, durch Schichten
von braunem und grauem »Wirtsgestein« hindurch, einen blauen horizontalen
Streifen, der mit »Grundwasserspiegel« beschriftet
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