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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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Millionen Liter. Die Menge reichte aus,
wie Shasif Hadi kürzlich irgendwo gelesen hatte, um mindestens dreißig
Schwimmbecken von olympischer Wettkampfgröße zu füllen. Und natürlich würde es
keine leichte Aufgabe sein, eine Anlage dieser Größe zu zerstören, das hatte
ihm Ibrahim schon bei ihrer ersten Besprechung klargemacht. Sie mussten mit
einer Fülle von Ungewissheiten rechnen, von den Sicherheitsvorkehrungen in der
Anlage ganz zu schweigen. In das Gelände zu kommen würde zwar kein Problem sein
(der höchste Zaun war grade mal knapp über drei Meter hoch), aber selbst auf
dem Gelände konnten sie wenig bewirken. Mit Sprengladungen konnte man zwar ein
paar Lagertanks in die Luft jagen, aber sie standen zu weit voneinander
entfernt, um einen Dominoeffekt auszulösen. Nahezu unzerstörbar waren die
unzähligen Kontrollventile (offiziell als ESDs - Notabschaltungen - bekannt),
die den Strom der chemischen Substanzen in das Labyrinth der turmhohen
Destillations- und Rektifikationskolonnen, der Anlagen für die Vakuumdestillation
und schließlich in die Misch- und Lagertanks steuerten. Die alten Ventile waren
erst vor Kurzem durch das Neles-ValvGuard-System ersetzt worden, das wiederum
vom Kontrollzentrum der Raffinerie überwacht wurde. Auf früheren Erkundungsgängen
hatten sie herausgefunden, dass sich das Kontrollzentrum unter der Erde befand
und schwer befestigt und gesichert war. Shasif hatte zwar die meisten dieser
Einzelheiten nicht genau verstanden, aber Ibrahims Argument war klar gewesen:
Die Chance, innerhalb der Paulinia REPLAN ein Leck von katastrophalem Ausmaß
herbeiführen zu können, war verschwindend gering. Über dieses eine Wort - innerhalb — grübelte Shasif immer wieder nach.
Das war doch ein entscheidender Aspekt? Es gab schließlich noch andere Möglichkeiten,
den Dominoeffekt von Tank zu Tank auszulösen.
    w ie geplant, waren sie alle in verschiedenen Hotels abgestiegen
und fuhren eigene Leihwagen. Zum Treffen fuhren sie zu verschiedenen Zeiten am
Vormittag ab, nahmen die Autobahn SP-348 von Sáo Paulo nach Norden bis nach
Campinas, das dreißig Kilometer südlich der Paulinia-Raffinerie lag. Um die
Mittagszeit trafen sie sich in einem Restaurant namens Fazendáo Grill. Shasif traf als Letzter ein. Er
entdeckte Ibrahim, Fa'ad und Ahmed an einem Ecktisch und ging schnell zu ihnen
hinüber.
    »Wie war
die Fahrt?«, erkundigte sich Ibrahim. »Ohne Zwischenfälle. Und bei euch?«
    »Ebenfalls.«
    »Schön,
euch alle wiederzusehen«, sagte Shasif. Er blickte sich am Tisch um, und die
anderen nickten ihm zu.
    Sie waren
nun seit fünf Tagen im Land. Jeder hatte in Sáo Paulo ganz bestimmte Aufgaben
zu erledigen. Der Sprengstoff — Semtex H aus tschechischer Produktion — war
durch kommerzielle Kurierdienste in kleinen Portionen von jeweils ungefähr
fünfzig Gramm ins Land gebracht worden, um die Gefahr gering zu halten, dass
der Stoff entdeckt würde. Denn Semtex war zwar ein zuverlässiger Sprengstoff,
hatte jedoch einen gravierenden Nachteil: Bei der Herstellung wurde ihm ein
chemischer Markierungsstoff beigemischt; Polizeihunde fanden den Sprengstoff
mühelos. Vor 1991 waren solche Markierungsstoffe nicht beigefügt worden, aber
weil diese farblosen Substanzen eine maximale Wirkungszeit von zehn Jahren
hatten, beginnt im Jahr 2000 nicht nur ein neues Jahrtausend, sondern auch eine
neue Epoche bei der Verwendung von Semtex. Terroristen mussten vorher entweder
ihre eigenen, nicht markierten Sprengstoffe fabrizieren oder spezielle
Methoden für den Umgang mit und Gebrauch von neueren Sprengstoffen entwickeln.
Die neueren Sprengstoffe waren mit einem Markierungsstoff versetzt, den man als
2,3-Dimethyl 2,3-Dinitrobutan (DMDNB) bezeichnet. Beide Stoffe verdunsten
relativ langsam; für die Schnüffelnasen der Hunde sind sie fast so etwas wie
Parfüm.
     
    Für Shasif
und seine Helfer war es ein glücklicher Umstand, dass sie für ihr Vorhaben nur
knapp ein halbes Kilogramm Sprengstoff benötigten; die Anlieferung in kleinsten
Sendungen hatte daher nur ein paar Wochen gedauert. Diese knapp 500 Gramm
Semtex hatten sie in sechs Sprengstoffpackungen aufgeteilt - fünf zu je sechzig
Gramm, eines mit rund 180 Gramm.
    »Ich habe
gestern die letzte Erkundung der Anlage durchgeführt. Wie wir gehofft haben,
sind die Umleitungsschächte und der Kanal noch nicht fertiggestellt. Wenn wir
unseren Job richtig machen, werden sie also nichts tun können, um die
Kettenreaktion zu stoppen.«
    »Was
meinst

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