Clancy, Tom
war.
»Woher
hast du das?«, fragte Steve. »Ich hab es gegoogelt.«
»Ally, die
Anlage ist viel, viel komplizierter, als es auf diesem ... Comic dargestellt
wird.«
»Das weiß
ich. Ich bin schließlich nicht blöd!« Sie sprang auf, ging zur Balkontür und
starrte hinaus.
»Das habe
ich auch nicht sagen wollen«, sagte Steve. »Ich weiß doch, dass du sehr
intelligent bist.«
»Also hat
Jan unrecht? Willst du mir wirklich weismachen, dass sich in deinem ganzen
Laden niemand wegen dieses Zeugs Sorgen macht?«
»Natürlich
machen wir uns Sorgen. Es ist schließlich eine ziemlich schwierige
Angelegenheit, das wissen wir alle. Aber das DOE hat ...«
»Das was?«
»Das
Energieministerium. Es hat jahrelang Forschungen durchführen lassen und zig
Millionen allein für Machbarkeitsstudien ausgegeben.«
»Aber in
der Dokumentation - war ständig die Rede von diesen Brüchen und Verwerfungen im
Gestein. Das seien die Schwachpunkte, hieß es.«
Steve
zögerte. »Ally, ich darf darüber nicht reden ...«
»Prima,
vergessen wir's! Und ich höre einfach auf, mir Sorgen zu machen! Wie war's
damit?«
Allison
spürte förmlich, wie er dastand und ihren Hinterkopf anstarrte. Bestimmt hatte
er jetzt wieder diesen Ausdruck im Gesicht, wie ein kleiner Hund, der
ausgeschimpft wurde, und hatte die Hände tief in die Jeanstaschen gerammt. Sie
ließ das Schweigen einfach zwischen ihnen hängen. Nach einer halben Minute sagte
er zögernd: »Okay, wenn es so wichtig für dich ist...«
»Es geht
nicht darum, ob etwas wichtig für mich ist! Es geht um dich!«
Sie drehte
sich zu ihm um, die Arme immer noch verschränkt. Sie schaffte es sogar, ein
paar Tränen hervorzupressen. Er streckte die Hand nach ihr aus. »Komm her.«
»Warum?«
»Komm
einfach her.«
Sie ging
zu ihm, zu seiner ausgestreckten Hand. »Aber sage es keinem Menschen weiter«,
flehte er, »dass ich dir davon erzählt habe, okay? Das würde mich sofort in den
Knast bringen.«
Sie
lächelte und wischte sich eine Träne von der Wange. »Versprochen.«
Das Panamax-Containerschiff Losan war noch drei Tage von seinem Zielhafen entfernt.
Hinter der Losan lag eine
Atlantiküberquerung durch ruhiges Wasser und unter klarem Himmel. Ihr Kapitän
war ein 47 Jahre alter Deutscher namens Hans Groder, der die Losan nun schon seit acht Jahren befehligte und dabei an
zehn von zwölf Monaten im Jahr auf See war. Sein Zeitplan war härter als in
seinem früheren Job als Kapitän eines Einsatzgruppenversorgers Typ Berlin 702
der deutschen Marine, aber auf der Losan wurde er
besser bezahlt und hatte viel weniger Stress. Und was noch besser war: Die Losan war ein Hochseeschiff, für Groder eine nette
Abwechslung gegenüber den 22 Jahren, die er damit verbracht hatte, in den
labyrinthischen Gewässern um Eckernförde und vor den Marinestützpunkten in der
Kieler Bucht herumzugurken. Machte doch viel mehr Spaß, den Bug einfach in den
Atlantik zu richten und mit mehreren Hundert oder Tausend Metern Wasser unter
dem Kiel loszudampfen und auf dem Radarschirm tagelang nicht den kleinsten
Punkt zu sehen. Aber natürlich gönnte sich Groder auch manchmal jene gewisse
Melancholie, die alle Seefahrer und Soldaten überkam, wenn sie ihre Zeit beim
Militär hinter sich hatten. Generell jedoch genoss er sein jetziges Leben und
die Selbstständigkeit, die es ihm brachte. Er hatte nur einen einzigen Mann
über sich, den Eigner, und nicht eine ganze Kette von Offizieren in gestärkten
Hemden, die keinen Achterknoten von einem Palstek unterscheiden konnten.
Groder
schlenderte über die Brücke und blickte auf den Radarschirm. Kein anderes
Schiff im Umkreis von dreißig Kilometern. Das Radargerät der Losan war nicht gerade das stärkste der Welt, reichte
aber für ihre Zwecke vollkommen aus. Für einen aufmerksamen Kapitän und seine
Crew boten dreißig Kilometer genug Zeit, um den Kurs anzupassen und etwaigem
Gegenverkehr weiträumig auszuweichen. Groder trat ans Fenster und ließ den
Blick über das Vordeck schweifen, wobei er automatisch auch die Großcontainer
musterte. Während der Fahrt hatten sie leichte Verschiebungen der Container
bemerkt, die meisten waren diesen verdammten Propangastanks zu verdanken
gewesen. Immer vier waren in einem Container verpackt worden, wo sie auch sehr
gut vertäut waren, aber sie waren eben nicht so transportfreundlich geformt
wie Kisten oder Paletten. Aber es hätte auch schlimmer kommen können, das war
Groder vollkommen klar. Wenigstens waren die
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