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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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jeweils 15 Metern errichteten Stützen
ruhte. Sie wurde auf beiden Seiten von Gestrüpp und Bäumen begrenzt und war
von tiefen Rillen und Furchen durchzogen. Die Straße war während der Bauzeit
der Pipeline angelegt worden, um den Transport der Baumaterialien und
Gerätschaften zu erleichtern; jetzt diente sie als Zugang für die
Wartungsfahrzeuge und für das Sicherheitspersonal der Raffinerie.
    Nach
eineinhalb Kilometern bog die Straße nach rechts ab, während die Pipeline eine
Biegung nach links machte. Dazwischen stand eine kleine Baumgruppe, über deren
Wipfeln die Lichter der Raffinerie funkelten. Ibrahim hielt den Pick-up an,
und alle stiegen aus. »Umziehen«, befahl er.
    Die
marineblauen Overalls waren nicht so sehr wegen der Tarnung in der Nacht ausgewählt
worden, sondern weil diese Farbe weit verbreitet und somit unauffällig war. Die
meisten Raffineriearbeiter trugen ähnliche Overalls. Würden sie entdeckt,
hoffte Ibrahim, würde man sie zumindest aus einiger Entfernung für Wartungspersonal
halten. Sie befanden sich nun weniger als einen Kilometer vom Zaun und der um
die Anlage herumführenden Straße entfernt.
    Nachdem
sie die Overalls angezogen hatten, gingen sie durch die Baumgruppe auf eine
dahinterliegende Lichtung. Hier verlief die Pipeline auf einem kurzen Stück in
U-Form, danach wieder geradeaus, überquerte die Straße und führte nach
weiteren 500 Metern durch den Sicherheitszaun in das eigentliche Raffineriegelände.
    Die
Ethanol-Pipeline, die hier auf Kopfhöhe verlief, war weniger als ein Jahr alt
und führte von Goiäs, 700 Kilometer weiter nördlich, durch Paulinia und von
hier zum Japeri-Terminal in Rio de Janeiro, das 350 Kilometer nordöstlich lag.
Jährlich flossen 12 Milliarden Liter durch diese Pipeline, die durch ein
Viertel der Breite Brasiliens führte.
    Der URC
hatte zwar die präzise Durchflussrate der Pipeline nicht herausfinden können,
aber schon die Durchschnittswerte hatten ausgereicht, um den Emir von der
Machbarkeit des Plans zu überzeugen. Laut Berichten erreichte die Pipeline eine
Betriebszeit von 85 Prozent; das bedeutete, dass sie ihre 12 Milliarden Liter
über eine Zeitspanne von 310 Tagen durchpumpte. Daraus wiederum ergab sich,
dass an einem durchschnittlichen Betriebstag über 38 Millionen Liter von Goiäs
nach Rio flossen. In jeder beliebigen Stunde eines solchen Betriebstages
befand sich in jedem Sechzehn-Kilometer-Abschnitt der Pipeline genug Ethanol,
um zwanzig Tanklastzüge zu füllen.
    »Auf dem
Abschnitt von hier bis zum Zaun befinden sich vier ESD-Ventile«, flüsterte Ibrahim.
»An jedem Ventil bringen wir eine Ladung an; eine weitere Ladung legen wir in
der Mitte zwischen den beiden letzten Stützen an, und die letzte Ladung wird
dann alles in die Luft jagen. Die beiden letzten Ladungen bringe ich selbst an.
Ahmed, du übernimmst das erste Ventil; Fa'ad, du das zweite; Shasif, du
übernimmst die Ventile drei und vier. Wenn ich meine Ladungen angebracht habe,
stelle ich mich auf die Straße und kratze mich am Kopf. In diesem Augenblick
setzt ihr die Zeitzünder in Gang. Genau vier Minuten. Denkt daran: Geht zum
Pick-up zurück - auf keinen Fall dürft ihr laufen! Wer bei der ersten Explosion
nicht im Pick-up sitzt, wird zurückgelassen. Noch Fragen?« Es gab keine Fragen
mehr. »Allah sei mit uns«, sagte Ibrahim.
     
    Sie marschierten zusammen los, gingen zwanglos, redeten
unbekümmert miteinander wie ein normales Wartungsteam, das sich in der
Nachtschicht die Zeit vertreiben wollte. Zweihundert Meter von der Baumgruppe
entfernt kamen sie am ersten ESD-Ventil vorbei. Ahmed schwenkte von der Gruppe
ab und kniete hinter dem fassgroßen Ventil nieder, wenig später tat Fa'ad es
ihm nach, dann Shasif.
    »Wir sehen
uns beim Pick-up«, sagte Ibrahim und ging weiter.
    Bis zu der
am Zaun entlang verlaufenden Straße waren es noch fünfzig Meter. Rechts rollte
ein weißer Pick-up heran. Er fuhr sehr langsam, da der Wärter auf dem
Beifahrersitz den Zaun mit einem Handscheinwerfer ableuchtete. Ibrahim blickte
auf seine Uhr. Zu früh! Fünfzehn Minuten zu früh! Ihr Agent Cassiano war sich
absolut sicher gewesen, den Zeittakt der Sicherheitspatrouillen genau zu
kennen. Entweder hatte er sich getäuscht, oder der Ablauf war verändert
worden. Wenn Letzteres zutraf, stellte sich die Frage nach dem Grund. Nur ein
routinemäßiger Wechsel oder doch etwas anderes? Ibrahim wusste, dass dieser
Pick-up weiter auf der Umgehungsstraße und dann durch das Westtor in

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