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Clara

Clara

Titel: Clara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Gesicht.
    »Mama.« Er umfaßte sie von hinten und küßte sie linkisch aufs Haar. »Ich bleibe nicht lange, okay?«

    Wer auch immer Alexander Wirtz sein mochte, sein Elternhaus lag nicht gerade in der feinsten Wohngegend von Kleve. Toppe wich naserümpfend einem Hundehaufen aus und schaute hoch zu den nackten Fenstern des Wohnblocks. Eine Haustür gab es nicht mehr, die meisten Klingelschilder waren nicht beschriftet. Den Namen ›Wirtz‹ fanden sie jedenfalls nicht am Block mit der Nummer 5, wo er eigentlich hätte sein sollen. Van Appeldorn streckte die Hand aus, zögerte dann aber und sah Toppe an. Der grinste versöhnlich; er wußte, daß Norbert in solchen Fällen gern die ganze Hand auf die Klingeln legte und genüßlich das Chaos abwartete. Aber da kam auch schon eine hutzelige Frau um die Ecke, in jeder Hand einen prallgefüllten Nylonbeutel. Sie ließ sie zu Boden plumpsen.
    »Wer seid ihr denn?«
    »Wir suchen die Familie Wirtz«, sagte Toppe nur.
    »Kripo«, fügte van Appeldorn gern hinzu.
    Sie musterte ihn. »Kripo, so so? Familie Wirtz, aha. Da kommen Sie zu spät, würde ich meinen.«
    Sie mußte weit über Siebzig sein, und sie stank nach Urin und saurer Milch. »Der Alte ist heute morgen in den Bau gegangen. Ihr wollt Bullen sein und wißt dat nicht? Zeigt mir doch mal eure Marken!«
    Van Appeldorn zückte seinen Dienstausweis und hielt ihn ihr so dicht unter die Nase, daß sie zurückstolperte.
    »Und wo ist Frau Wirtz?« fragte Toppe.
    »Wat weiß denn ich? Die hab ich schon wochenlang nich’ gesehen. An deren Stelle hätte ich schon vor Jahren in den Sack gehauen. Der Alte hat die doch regelmäßig durchgelassen.«
    »Eigentlich möchten wir mit Alexander Wirtz sprechen«, hob Toppe wieder an.
    »Mit dem Ali? Ha!« Sie verzog das Gesicht zu einer komischem Grimasse, eine einzige ausgemergelte Faltenlandschaft. »Der sitzt schon lang in Bedburg.«
    »Wo?« Toppe hatte sie kaum verstanden, weil sie anscheinend plötzlich ihre Stimme verloren hatte.
    »In der Klapsmühle«, schrie sie ihm ins Ohr. »Der is’ nich’ ganz dicht, verstehst du?«
    Es kostete sie eine Menge Überredungskunst, einen Kaffee, ein Stück Schwarzwälder Kirsch, vier Schnäpse, die verächtlichen Blicke der Serviererin im nächstgelegenen Café und über eine Stunde Zeit, dann endlich hatten sie ein Bild: Wirtz war ein Säufer, der ab und an einen kleinen Bruch machte. Seine Frau hatte in den letzten zwei Jahren mehr Zeit im Frauenhaus verbracht als in der Wohnung. Sie hatten fünf gemeinsame Kinder. Nach ewigem Hin und Her waren inzwischen vier davon dauerhaft in Pflegefamilien untergebracht. Alexander, oder Ali, wie die Hutzelfrau ihn nannte, der Älteste, war der einzige, der ständig bei den Eltern gelebt hatte, und »Mutters Augäpfelchen«. Eine Zeitlang war er sogar auf die Penne gegangen und hatte »in anderen Kreisen verkehrt«, hatte »seinen Alten sogar die Pfaffen auf den Hals gehetzt«.
    »Jedenfalls is’ der dann mal von so ’ner Kirchengeschichte nich’ mehr nach Hause gekommen, weil er wohl die Engelkes fliegen sah. Un’ seitdem sitzt der Kerl in Bedburg.«
    »Was für eine Kirchengeschichte?« hatte Toppe gefragt.
    »Fragen Se mich! Irgendwat vonne reinen Seele oder so. Dat, wat die einem immer so verkaufen wollen.«
    Sie saßen kaum im Auto, als van Appeldorn grau in sich zusammenfiel.
    »War wohl doch ein bißchen viel für dich«, meinte Toppe besorgt.
    Van Appeldorn schwieg.
    »Es ist sowieso zu spät, jetzt noch nach Bedburg zu fahren. Du kannst also ruhig Feierabend machen. Soll ich dich zu Hause absetzen?«
    »Nee, ich fahre mit zum Präsidium«, quetschte van Appeldorn durch die Zähne. »Ich brauche mein Auto.«

    Toppe machte es sich im Ledersessel bequem, legte die Beine auf den Tisch und genoß die Ruhe in seinem Chefbüro. Damit würde es wohl nächste Woche vorbei sein. Er ließ seinen Gedanken freien Lauf, und je länger er nachdachte, um so frischer fühlte er sich. Dieser Fall kriegte endlich Hand und Fuß.
    Zweimal störte ihn das Telefon. Beim ersten Mal war es Arend Bonhoeffer, der ihn und Astrid für morgen abend einladen wollte. »Sofia bereitet in Antwerpen eine Ausstellung vor, und ich habe das Strohwitwerdasein langsam dicke. Ich koche uns auch was. Wäre Rehrücken genehm?«
    »Perfekt«, lachte Toppe.
    »Und frag doch Gabi, ob sie auch Lust hat.«
    »Die wollte mit Peter übers Wochenende wegfahren. Nach Amsterdam, glaube ich.«
    »Was ist mit Walter? Den hab ich seit einer

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