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Clara

Clara

Titel: Clara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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dem strahlenden Mädchen auf den Fotos übrig war.
    Teilnahmslos lag sie auf der Bahre, die Wangen waren eingefallen und das Haar stumpf, die Hände dürr und schlaff. Ihre Mutter ging neben der Trage her, hielt sich daran fest, hatte den Mantel nur über die Schultern gelegt. Sie sah Astrid nicht.
    Die beiden Sanitäter schoben die Bahre in den Wagen und halfen Frau Albers hinein.
    In der Garage auf dem Hof wurde ein Motor angelassen, und ein heller Mercedes rollte heraus. Albers Junior saß am Steuer. Er warf Astrid einen verächtlichen Blick zu, dann fuhr er an ihr vorbei auf die Straße und hinter dem Krankenwagen her.
    Auf der Haustreppe stand ein Mann und wischte sich die Augen. Das mußte Claras Vater sein. Er sah nicht aus wie ein Bauer, trug einen grauen Anzug und blankgewichste Schuhe.
    »Herr Albers?«
    Langsam drehte er den Kopf. Seine Augen waren dunkel, fast schwarz, über die linke Wange und das Kinn zog sich ein handtellergroßer Leberfleck.
    Astrid stieg die Treppe hoch. »Wir haben uns noch nicht kennengelernt. Mein Name ist Steendijk. Ich komme von der Kripo.«
    Er senkte grüßend das Kinn, aber die Lippen blieben zusammengepreßt.
    »Mußte Clara nun doch ins Krankenhaus?«
    Wieder nur ein kurzes Nicken.
    »Könnte ich mit Ihnen sprechen? Ich habe nämlich erfahren, daß Clara am Abend des 9. Februar, der Tag, an dem Ralf Poorten getötet wurde, mit dem Jungen zusammen gewesen ist. Und man hat mir auch erzählt, daß die Beziehung der beiden über eine bloße Freundschaft hinausging.«
    Alle Farbe wich aus Albers’ Gesicht. Jetzt geht er mir an die Kehle, dachte Astrid, aber er fing sich. »Ist Ihnen eigentlich gar nichts heilig? Es ist mir schon zu Ohren gekommen, daß Sie überall rumlaufen und unser Kind in den Dreck ziehen wollen. Aber das lasse ich nicht zu. Ich nicht und eine ganze Menge anderer Leute auch nicht. Verschwinden Sie!«
    Astrid sah ihm kühl in die Augen. »Wie Sie wollen, Herr Albers. Dann darf ich Sie zu einer Vernehmung ins Präsidium bitten, am Montag morgen um zehn Uhr. Eine Frage noch: in welches Krankenhaus bringt man Clara?«
    Er drehte sich auf dem Absatz um und ging ins Haus.
    Auf der Straße standen die Leute zusammen und redeten. Einige grüßten, als Astrid vorbeikam, die meisten verschwanden rasch in ihren Häusern und knallten die Türen.

    Sie hatten Clara ins Klever Krankenhaus gebracht. Im Augenblick war sie auf der Intensivstation. Der Arzt gab sich nett, konnte Astrid aber nichts sagen, weil die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen waren. Auf alle Fälle war das Mädchen nicht ansprechbar. Leeres Gewäsch, dachte Astrid wütend.

    Van Appeldorns harsche Stimme schallte über den Flur. »Nein, Frau Steendijk ist nicht da. Das habe ich Ihnen jetzt schon dreimal gesagt. Will das nicht in Ihren Kopf?« Der Mann und das Mädchen waren von den Wartestühlen aufgestanden. Van Appeldorn überragte sie um gut zwanzig Zentimeter und sah ärgerlich auf die beiden hinunter. »Sie halten mich von der Arbeit ab, aber in Gottes Namen: Was wollen Sie? Ich nehme an, es geht um Leben und Tod, wie immer.«
    »Herr Marx, Cornelia!« rief Astrid und beschleunigte ihre Schritte.
    Die beiden drehten sich erleichtert zu ihr um.
    Sie sah van Appeldorn bitterböse an und faßte das Mädchen bei der Hand. »Kommen Sie, wir gehen in ein anderes Zimmer.«
    Zehn Minuten später war Astrid wieder im Büro. »Du Idiot!« fuhr sie van Appeldorn an.
    Heinrichs zuckte zusammen. »Na, na …«, aber Astrid ließ sich nicht aufhalten. »Das war Cornelia Marx, das Mädchen, das vergewaltigt worden ist, und du scheißt sie zusammen. Ich kann’s echt nicht fassen.«
    »Woher sollte ich das denn wissen?« meinte van Appeldorn lahm.
    »Du weißt doch sonst immer alles so genau."
    »Was wollte das Mädchen denn?« fragte Heinrichs. Astrid setzte sich. »Sie wollte wissen, warum wir immer noch kein Ergebnis haben. Es macht sie wahnsinnig, daß der Kerl frei rumläuft. Mich übrigens auch. Außerdem hat der Typ ihr durch seine Tochter ausrichten lassen, sie solle sich das doch noch mal überlegen mit der Anzeige, und er würde sich auch nicht lumpen lassen. Und Herr Marx macht sich Sorgen um sein Kind. Er sagt, es ginge ihr von Tag zu Tag schlechter. Ich habe ihnen die Nummer von der Beratungsstelle gegeben.«
    Van Appeldorn knurrte Unverständliches und griff sich seinen Mantel.
    »Wo willst du denn hin?« wunderte sich Heinrichs.
    »Ich habe ein Rendezvous mit einem Richter.«
    »So spät

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