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Claraboia oder Wo das Licht einfaellt

Claraboia oder Wo das Licht einfaellt

Titel: Claraboia oder Wo das Licht einfaellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: José Saramago
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das Geld eigentlich draufgeht!«, erklärte er.
    »Du denkst doch wohl nicht, dass ich es verschwende. Meine Mutter hat mir beigebracht, sparsam zu sein, und ich glaube nicht, dass man noch sparsamer sein kann.«
    »Niemand sagt, dass du nicht sparsam bist, aber wenn man bedenkt, dass hier zwei verdienen, müsste es uns besser gehen.«
    »Was Claudia verdient, reicht kaum für sie selbst. Es ist nicht egal, wie meine Tochter sich präsentiert.«
    »In ihrer Gegenwart redest du aber anders …«
    »Wenn ich ihr freie Hand ließe, sähe es schlecht aus für mich. Oder glaubst du, ich weiß nicht, was ich tue?«
    Anselmo kaute den letzten Bissen. Er setzte sich anders hin, lockerte den Gürtel und streckte die Beine aus. Das graue Licht des regnerischen Tages, das durch die Fensterscheiben des Erkers fiel, schuf in der Küche Schatten. Rosália aß mit gesenktem Kopf weiter. Am freien Tischende wartete Maria Claudias Teller.
    Den Blick in die Ferne gerichtet, die Miene ernst – niemand hätte zu behaupten gewagt, dass Anselmo nicht in tiefschürfende Überlegungen versunken sei. Unter der glänzenden, von der beginnenden Verdauungsarbeit leicht geröteten Glatze sondierte das Gehirn Ideen, alle mit demselben Ziel: so viel Geld zu beschaffen, dass es bis zum Monatsende reichte. Aber weil sich die Verdauung vielleicht kompliziert gestaltete, förderte Anselmos Gehirn keine brauchbare Idee zutage.
    »Denk nicht so viel nach. Es wird sich schon alles finden«, versuchte Rosália ihn aufzumuntern.
    Ihr Mann, der nur auf diese Worte gewartet hatte, um nicht mehr an ein so unbequemes Thema denken zu müssen, sah sie gereizt an.
    »Wenn nicht ich nachdenke, wer denn dann?«
    »Aber es bekommt dir nicht, jetzt, so kurz nach dem Mittagessen …«
    Anselmo ließ mutlos die Arme sinken und schüttelte den Kopf, als könnte er dem unerbittlichen Verhängnis nicht entkommen:
    »Ihr Frauen habt keine Ahnung davon, was im Kopf eines Mannes vorgeht!«
    Hätte Rosália ihm das erforderliche Stichwort gegeben, dann hätte Anselmo zu einem langen Monolog angesetzt und zum wiederholten Male seine felsenfesten Überzeugungen hinsichtlich des Daseins des Menschen im Allgemeinen und eines Büroangestellten im Besonderen dargelegt. Viele Überzeugungen hatte er nicht, aber die er hatte, waren felsenfest. Und die wichtigste, von der sich alle anderen ableiteten, war die Überzeugung, dass Geld die Haupttriebfeder des Lebens war. Und dass, um zu Geld zu kommen, jegliches Vorgehen gut war, sofern nicht die Würde darunter litt. Diese Einschränkung war ihm sehr wichtig, denn Anselmo achtete wie nur wenige Menschen auf Würde.
    Rosália lieferte ihm das Stichwort nicht, doch keineswegs weil sie die tausendfach dargelegten Theorien ihres Mannes leid war, sondern weil sie sich allzu sehr in die Betrachtung seines Antlitzes vertieft hatte, dieses Antlitzes, das so im Profil, wie sie es jetzt sah, an einen römischen Kaiser erinnerte. Anselmos leichte Gereiztheit, weil sie ihm keinen Anlass zum Sprechen gab, wurde dadurch wettgemacht, dass er sich respektvoll aufmerksam betrachtet fühlte. In seinen Augen war ihm seine Frau weit unterlegen, doch sich derart verehrt zu wissen schmeichelte ihm, sodass er gern auf die Freude verzichtete, ihr seine Überlegenheit in Worten vorzuführen, wenn er in ihrem Blick Respekt und Furcht erkannte.
    Ein Seufzer war zu hören: Rosália hatte den Höhepunkt erreicht, das lyrische Intermezzo war beendet. Aus den Höhen der Anbetung stieg sie herab zu irdischer Nüchternheit.
    »Weißt du, wer jetzt einen Untermieter hat?«
    Für Anselmo war die Komödie noch nicht beendet. Er tat, als schreckte er zusammen, und fragte:
    »Wie bitte?«
    »Ob du weißt, wer jetzt einen Untermieter hat?«
    Wohlwollend lächelnd, wie ein Bewohner des Olymps, der bereit ist, zu den Ebenen hinabzusteigen, fragte Anselmo:
    »Wer denn?«
    »Der Schuster. Diesmal ist es ein junger Mann. Ziemlich schäbig gekleidet, nebenbei bemerkt …«
    »Gleiche Lumpen, gleiche Lappen!«
    Das war einer von Anselmos Lieblingssprüchen. Womit er auf seine Art sagen wollte, dass ein armer Schlucker bei einem anderen armen Schlucker wohne, daran sei nichts verwunderlich. Sein nächster Satz aber entsprach einer Sorge.
    »Ein Untermieter, der käme uns gut zupass …«
    »Wenn wir Platz hätten …«
    Da sie aber keinen Platz hatten, konnte Anselmo sagen:
    »Ich möchte gar nicht so einen Mischmasch. Ich habe das nur so dahingesagt …«
    Es klingelte

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