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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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schwanger war, und ihre Empfindlichkeit wuchs. »Halten Sie an!«, rief sie dem Kutscher zu. »Halten Sie sofort an!«
    Der Kutscher gehorchte, und sie schaffte es gerade noch, sich aus dem Wagen zu lehnen, bevor sie sich würgend übergab. Mit einem sauberen Taschentuch, das Whittler ihr reichte, wischte sie sich den Mund ab. Sie atmete einige Male tief durch, hielt ihr Gesicht in den Nieselregen und genoss die Kühle auf ihrem Gesicht. Seufzend lehnte sie sich auf ihrem Sitz zurück.
    »Tut mir leid, wenn Ihnen die Seereise nicht bekommen ist«, entschuldigte sich Whittler mit einem falschen Lächeln. »Nach einer langen Fahrt fällt es vielen schwer, das Gleichgewicht zu halten, wenn sie wieder an Land sind.«
    Clarissa steckte das Taschentuch ein. »Mir nicht, dazu war ich zu oft mit meinem Vater unterwegs. Ich bin schwanger, oder haben Sie das schon vergessen? Wenn meinem Baby was passiert, mache ich Sie verantwortlich.«
    »Keine Angst, ich besorge Ihnen einen Arzt.«
    »Einen Gefängnisarzt?«
    »Wenn Sie keine Dummheit begehen, und alles zu meiner Zufriedenheit verläuft, könnte ich mich dazu durchringen, auf eine Anklage wegen Diebstahls zu verzichten. Vorausgesetzt, die Gefängnisstrafe meines Sohnes wird reduziert. Es liegt allein bei Ihnen, wo Ihr Kind das Licht der Welt erblickt.«
    »Ihr Sohn ist ein Verbrecher, Sir.«
    »Und ein Whittler.«
    »Ein gemeiner Verbrecher wie sein Vater!«
    Die Ohrfeige kam so plötzlich, dass sie zu keiner Gegenwehr fähig war. Seine Hand klatschte so fest auf ihre Wange, dass sie zur Seite geschleudert wurde und beinahe vom Wagen fiel. Ihre Haut brannte wie Feuer, und nur, weil sie sich tief in ihrer Ehre gekränkt sah, spürte sie den Schmerz nicht. »Tun Sie das nie wieder, Mister!«, erwiderte sie so ernst und bestimmt, dass er unwillkürlich vor ihr zurückwich. »Sonst werden Sie es teuer bezahlen.«
    Er setzte zu einer Entschuldigung an, sagte aber nichts.
    Clarissa rückte so weit wie möglich von ihm ab und gehorchte ihrem Stolz, der sie davon abhielt, sich an die schmerzende Wange zu greifen oder zu weinen. Stoisch ertrug sie den Rest der Fahrt, die sie über die Robson Street nach Nordwesten und die Broughton Street ins vornehme West End führte. Dort hatte sich nichts verändert. Noch immer säumten herrschaftliche Häuser mit Kies­auffahrten die Straße, die von Laubbäumen begrenzt wurde und im matten Schein gebogener Lampen glänzte. Selbst tagsüber war in dieser abgeschiedenen Idylle kaum etwas vom Lärm der Innenstadt zu hören.
    Die Whittlers wohnten noch im selben Haus, einer zweistöckigen Villa mit turmähnlichen Aufbauten und einem steilen Giebeldach. Der Kutscher nahm die hufeisenförmige Kiesauffahrt und hielt vor dem Haus, kletterte vom Wagen und trug das Gepäck ins Haus. Nachdem er sich bei Whittler erkundigt hatte, wann er wieder gebraucht wurde, fuhr er den Wagen hinters Haus.
    Clarissa folgte ihrem einstigen Herrn in die Empfangshalle der Villa und fand alles noch wie vor einigen Jahren vor, als sie Whittlers Haushälterin gewesen war, nur dass die Möbel jetzt abgenutzt wirkten, die Tapeten blass geworden waren und man mit bloßem Auge sah, dass schon einige Tage nicht mehr saubergemacht worden war. Es waren keine Angestellten zu sehen.
    »Meine Frau hält sich schon seit einigen Wochen bei ihrer Schwester in Toronto auf«, ließ er sich zu einer Erklärung herab. »Der Prozess hat sie nervlich sehr belastet, und sie braucht dringend etwas Ruhe. Ich habe ihr nahegelegt, so lange dort zu bleiben, bis die Berufungsverhandlung vorüber ist.«
    »Sie haben sie weggeschickt, damit sie keine Fragen stellt.«
    Whittler überhörte die Frage. »Sie werden wieder als Haushälterin für mich arbeiten«, sagte er, »und da ich im Augenblick keine Köchin beschäftige, werden Sie auch die Arbeit in der Küche übernehmen. Augustus, der Schwarze, der uns hergefahren hat, wird Sie mit Lebensmitteln versorgen.«
    »Sie wollen mich hier einsperren?«
    »Ich will verhindern, dass die Staatsanwaltschaft von Ihrer Anwesenheit erfährt«, redete er sich heraus. »Das dürfte auch in Ihrem Interesse sein. Je spektakulärer Ihr Auftritt vor Gericht ausfällt, umso wahrscheinlicher ist, dass mein Sohn mit einer milderen Strafe davonkommt. Ihre Aussage wird unser Anwalt in den nächsten Tagen mit Ihnen besprechen.« Er erwartete wohl Widerspruch, doch als er ausblieb, fuhr er fort: »Sie wohnen im selben Zimmer wie damals. Ihre Uniform liegt im Schrank. Und

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