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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Fall sehr wichtig.«
    Der Captain verabschiedete sich, offensichtlich geschmeichelt, einer jungen Frau einen Gefallen tun zu können, und betrat das Büro seiner Reederei. Sie ließ ihren Blick die Hauptstraße hinunterwandern und beobachtete, wie Thomas Whittler und der Captain ihres Frachters aus Rosie’s Restaurant traten, auf dem Gehsteig stehen blieben und sich jeder eine Zigarre ansteckten.
    Sie vergeudete keine Zeit und kehrte auf den Frachter zurück. Von den Passagieren des Dampfschiffs beachtete sie niemand. Sie schaffte es bis zu ihrer Kabine, ohne einem neugierigen Matrosen in die Arme zu laufen, und öffnete die Tür. Der Matrose mit dem Schlüssel saß auf dem einzigen Stuhl.
    Bei Clarissas Anblick stand er auf. »Ich dachte schon, Sie kommen gar nicht mehr! Wenn der Captain herausfindet, dass ich Sie rausgelassen habe …«
    »Von mir erfährt er es bestimmt nicht.« Sie zog ihren Anorak aus und warf ihn aufs Bett. »Und jetzt gehen Sie besser. Wenn er Sie in meiner Kabine findet, ist erst recht der Teufel los. Und vergessen Sie nicht, abzuschließen!«
    Der Matrose war so nervös, dass er vergaß, sich einen zweiten Kuss abzuholen, und verschwand. Zum ersten Mal war Clarissa erleichtert, als sich der Schlüssel im Schloss drehte. Sie sank aufs Bett und begann leise zu weinen.

28
    Zwei Wochen später erreichten sie Vancouver. Es war bereits dunkel, als sie in die Bucht einliefen und auf die Docks am nördlichen Stadtrand zuhielten. Die Stadt war seit ihrer Flucht vor mehr als fünf Jahren rapide gewachsen. Ein riesiges Lichtermeer erstreckte sich über die Hügel und bis in die Außenbezirke hinein. Nur im Nordwesten, wo sich der Stanley Park ausdehnte, herrschte Dunkelheit, vom Flackern einiger Laternen und den wandernden Scheinwerfern eines Automobils einmal abgesehen.
    Clarissa stand an der Reling, als sie sich der Anlegestelle näherten, und blickte staunend auf ihre ehemalige Heimatstadt. Ein großartiger Anblick, und doch konnte sie sich nicht vorstellen, noch einmal hier zu leben, sie sehnte sich jetzt schon nach der Einsamkeit der nördlichen Wälder. Schon als Mädchen hatte sie sich in der Natur immer wohler gefühlt, auf der kleinen Ranch ihres Onkels weit außerhalb der Stadt, unter den ausladenden Ästen der Douglasfichten und auf dem Meer, wenn sie mit ihrem Vater im Fischkutter unterwegs war. Die unendliche Weite und die Stille fernab der belebten Stadt hatten sie jedes Mal in ihren Bann gezogen.
    Im Hafen überreichte Whittler dem Captain den Rest der Summe und führte Clarissa zur Gangway hinab. Der Matrose, der sie aus der Kabine gelassen hatte, trug ihr Gepäck zu einem bereitstehenden Zweispänner und lud sie auf. Er bedankte sich für das Trinkgeld, das ihm der Millionär in die Hand drückte und verabschiedete sich mit einem spöttischen Lächeln von Clarissa.
    Clarissa war froh, dass im Frachthafen nur wenige Lampen brannten und Whittler nicht sah, wie sie errötete. Auf dem Kutschbock des Zweispänners saß ein Schwarzer, der sich mehrmals verbeugte, als sie einstiegen, und wohl bei Whittler angestellt war. Ein treuer Untergebener, der seinen Chef niemals anschwärzen und auch keine Gerüchte herumerzählen würde, weil er zu den wenigen Schwarzen zählte, die überhaupt Arbeit hatten. Er stellte keine Fragen, und wenn er sich Gedanken darüber machte, warum ein Millionär mit einem Frachtschiff kam und sich mit einer jungen Dame, die nicht mit ihm verwandt war, über Nebenstraßen zu seiner Villa fahren ließ, sagte er es nicht.
    »Ich sage es Ihnen noch einmal, Ma’am«, sagte Whittler, als sie den Hafen verließen, »damit Sie später nicht sagen können, Sie hätten es nicht gewusst. Falls Sie versuchen sollten, vor mir davonzulaufen, so wie vor einigen Jahren, als mein Sohn hinter Ihnen her war, oder zur Polizei rennen oder sonst eine Dummheit begehen, geht es Ihrer Freundin schlecht. Entweder verliert sie ein Ohr oder einen Finger oder ein Auge oder ihr Leben, je nachdem, was Sie angestellt haben. Also benehmen Sie sich gefälligst anständig. Verstanden?«
    Sie nickte stumm, hatte nur halb hingehört, als Whittler seine Drohungen wiederholt hatte. Die unruhige Fahrt über unbefestigte Nebenstraßen ließ ihren Magen rumoren und Übelkeit in ihr aufsteigen. Normalerweise machte ihr eine bewegte Fahrt nichts aus, sie war lange genug zur See gefahren, und als Musherin stand man noch unsicherer auf den Kufen, aber inzwischen ließ sich nicht mehr verleugnen, dass sie

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