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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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nicht die richtigen Worte. Wahrhaft verzweifelt war sie, als Jerry mit seinen Freunden zurückkehrte und noch vor dem Abendessen die Whiskeyflasche kreisen ließ. Alex hatte sich zu ihnen gesellt, saß in einem bequemen Ledersessel, das Bein mit dem verstauchten Knöchel auf dem Tisch, und nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche. »Ich kann meinen Iren doch nicht das Whiskeytrinken verbieten«, sagte Dolly, »wenn ich denen die Flasche wegnehme, bekommt ihr nie ein Blockhaus.«
    Ungefähr zwei Stunden nach Mitternacht merkte Clarissa, dass Alex verschwunden war … Wieder einmal. Sie suchte im ganzen Haus nach ihm, im Gästeraum, wo die Iren in ihren Schlafsäcken schliefen, und sogar im gemeinsamen Schlafzimmer von Dolly und Jerry. Während Jerry seinen Rausch ausschlief und nicht merkte, dass sie das Zimmer betrat, schreckte Dolly aus dem Schlaf und wollte ihr bei der Suche helfen, nachdem Clarissa ihr berichtet hatte, dass Alex erneut weggelaufen war, doch Clarissa winkte ab und beruhigte sie: »Das schaffe ich schon allein. Ich nehm deinen Schlitten, okay?«
    Sie zog sich an und trat vor die Tür. Das Wetter hatte sich kaum verschlechtert, und der Mond und die Sterne waren deutlich zu sehen. Die Luft war klar und lange nicht mehr so kalt wie noch vor ein paar Wochen. Die verschneiten Berge hoben sich deutlich gegen den Himmel ab und leuchteten in dem grünlichen Schimmer des Nordlichts. Irgendwo krächzte ein Rabe. Eine friedliche Nacht, so ruhig und geheimnisvoll, wie Clarissa sie am liebsten mochte, und in der man das trügerische Gefühl hatte, nur das Gute regierte die Welt und nichts Böses könnte die andächtige Stille zerstören.
    Noch bevor sie den unruhigen Hunden ihrer Freundin etwas zurufen konnte, durchbrach ein anderes Geräusch die Stille: das aufgeregte Bellen von Hunden und das Scharren von Schlittenkufen. »Alex!«, rief sie erfreut, als sie das Bellen ihres Leithundes erkannte. »Alex, du bist zurück!« Doch es war nur der leere Schlitten, der um das Haus geschlittert kam, gegen eine Böschung mit aufgeworfenem Schnee schleuderte und vor ihr zum Stehen kam.
    Jeder im hohen Norden wusste, was die Rückkehr eines leeren Schlittens bedeutete. Der Musher war verunglückt und irgendwo in der Wildnis zurückgeblieben. Ein Husky-Team rannte weiter, merkte manchmal gar nicht, dass es den Musher verloren hatte, auch wenn ein so intelligenter Leithund vor dem Schlitten stand wie Emmett. »Emmett!«, rief Clarissa besorgt. »Wo habt ihr denn Alex gelassen? Ihr müsst mich zu ihm führen! Hörst du, Emmett?«
    Sie stieg mit einem Bein auf die Kufen, half mit dem anderen, den Schlitten zu wenden, und fuhr los. Die Huskys schienen verstanden zu haben, was sie vorhatte, und fuhren auf den Trail nach Norden, legten ein schnelles Tempo vor, ohne dass sie dazu angetrieben werden mussten. Clarissa glaubte nicht, dass Alex wieder zu ihrem See geflohen war. In seinem Rausch war er sicher nur drauflos gefahren, über den Trail nach Norden, und war in der erstbesten Kurve von den Kufen gestürzt. Ihre Mutter hatte behauptet, Betrunkene hätten einen besonderen Schutzengel und würden sich selten etwas tun, wenn sie stürzten, und bei ihrem Vater war das auch meist der Fall gewesen, aber in Alaska galten andere Gesetze. In der Wildnis waren schon Menschen erfroren, nur weil sie vergessen hatten, ihren Schlitten zu verankern.
    Diesmal brauchte sie nicht lange zu fahren. Schon nach wenigen Meilen sah sie Alex im Schnee liegen. Der greise Medizinmann hatte seinen Schlitten angehalten und war gerade dabei, ihn in warme Decken zu wickeln. Er schien wenig überrascht, Clarissa zu sehen, und begrüßte sie mit ernster Miene. »Der Tag ist gekommen«, sagte er. »Im Traum habe ich gesehen, wie dein Mann vom Schlitten stürzte und im Schnee liegen blieb. Er ist bewusstlos, aber er lebt. Er hat von dem scharfen Wasser getrunken, das auch die Weißen nicht vertragen. Meine Brüder sind daran gestorben. Meine Frau und ich werden verhindern, dass Alex ebenfalls ein Opfer dieses scharfen Wassers wird.« Er legte ihn auf seinen Schlitten und band ihn mit einigen Rohhautschnüren an den Streben fest. »Du bist einverstanden, dass ich ihn mitnehme und meine Frau und ich versuchen, die bösen Geister aus seinem Körper zu vertreiben?«
    »Ihr seid meine letzte Rettung.« Sie kniete neben ihrem bewusstlosen Mann nieder und küsste ihn auf die Stirn. »Ihn trifft keine Schuld, John. Die Krankheit hat ihm schwer zugesetzt, dann die

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