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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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tun?«, rief er vorwurfsvoll, als Clarissa ihm Tee brachte.
    Sie bot ihm ihr Buffalo Bill Magazine an, doch ihm war nicht nach Lesen zumute, und noch viel weniger war ihm danach, den Frauen beim Kartoffelschälen zu helfen. Jerry war schon am frühen Morgen aufgebrochen, um einige seiner Freunde für den Bau des neuen Blockhauses zu mobilisieren. Nach dem Mittagessen ließen Clarissa und Dolly Alex allein, um in den Trümmern der niedergebrannten Hütte nach etwas Brauchbarem zu suchen. Dem schweren Herd und dem Ofen hatten die Flammen kaum etwas anhaben können, auch das eiserne Bettgestell war vielleicht noch zu gebrauchen, aber der größte Teil ihrer wenigen Habe war verkohlt oder hatte sich in Asche verwandelt.
    Als sie nach Hause kamen, ging Dolly in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten. Clarissa wollte nach Alex sehen und verspürte bereits ein flaues Gefühl im Magen, als sie den Drehknopf der Tür berührte. Sie öffnete und blieb erschrocken stehen. Alex lag ausgestreckt auf dem Bett, eine halb volle Whiskeyflasche in der Hand, und unterbrach nicht mal sein Schnarchen, als sie ihm die Flasche aus der Hand nahm und mit dem Handtuch, das von seinem verrenkten Fuß gerutscht war, den Schweiß vom Gesicht wischte. »Verdammt!«, fluchte sie leise. »Warum hab ich dich bloß allein gelassen? Ich hätte doch wissen müssen, dass du dir eine Flasche aus dem Gastraum holst. Was soll das, Alex? Glaubst du, das Zeug macht dich schneller gesund?«
    Alex schlief den Nachmittag und die ganze Nacht durch, ohne auch nur einmal sein lautes Schnarchen zu unterbrechen, und litt am Morgen unter einem kräftigen Kater, der seine Laune auch nicht verbesserte. Clarissa war so klug, ihm keine Vorwürfe zu machen, versuchte ihn aufzumuntern und ließ ihn einen Grundriss der neuen Blockhütte zeichnen, ohne dass sich seine Miene deswegen aufhellte. Sie nahm ihn sogar zum Füttern der Hunde mit, half ihm auf das Geländer vor dem Eingang, von dem aus er bequem mit ihnen reden konnte. »Siehst du?«, rief Clarissa ihm zu. »Emmett meint auch, dass du ruhig ein bisschen lächeln könntest. Dir geht es schon viel besser.«
    »Emmett hat doch keine Ahnung«, erwiderte er mürrisch.
    Clarissa nahm ihren Leithund in die Arme und kraulte ihn liebevoll. »Hast du das gehört?«, rief sie in gespielter Entrüstung. »Alex sagt, du hättest keine Ahnung, dabei bist du der klügste Husky zwischen Valdez und dem Nordpol.« Sie lächelte Alex zu. »Komm, sag Alex, dass wir alle zu ihm halten!«
    Emmett bellte zweimal laut.
    »Siehst du, Alex? Emmett hält auch zu dir.«
    Während der nächsten beiden Tage blieb Alex nüchtern, aber seine Laune besserte sich kaum. Er schlief viel oder lag tatenlos auf seinem Bett und blickte aus dem Fenster. »Jetzt wird’s bald Frühling«, war alles, was er an einem Nachmittag sagte, und Clarissa spürte, dass er am liebsten die Krücken weggeworfen und nach draußen gerannt wäre. Ein Fallensteller, der fast sein ganzes Leben in der freien Natur verbrachte, mochte keine geschlossenen Räume. Am nächsten Morgen schleppte er sich vors Haus und humpelte über den verschneiten Trail, fluchte ungeniert, als er ausrutschte und Clarissa und Dolly ihm mit vereinten Kräften vom Boden hochhelfen musste. Clarissa glaubte Tränen in seinen Augen zu sehen und reagierte mit einem Lächeln.
    So konnte es nicht weitergehen, dachte sie, ohne sich anmerken zu lassen, welches Problem sie belastete. Alex litt weniger unter den Kopfschmerzen, die Dr. Blanchard ihm vorausgesagt hatte, sondern vor allem unter der psychischen Belastung, die seine langwierige Genesung mit sich brachte. Er war es nicht gewohnt, nach zwei Stunden Holzhacken oder einer Schlittenfahrt außer Atem zu sein. Und noch weniger gefiel ihm, von immer öfter auftretenden Stimmungsschwankungen gepeinigt zu werden und sich immer entschuldigen zu müssen. Er hatte Angst, nicht mehr als Mann für voll genommen zu werden und sie zu verlieren, so oft sie ihm auch versicherte, treu an seiner Seite auszuharren und sich auch durch seine Anfälle nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Er war außer Lebensgefahr und musste doch um sein Leben fürchten, wenn er seine Probleme in der Whiskyflasche ersäufen wollte.
    Mehrmals unternahm Clarissa den Versuch, ihm von der Bereitschaft des greisen Medizinmannes zu berichten, ihn bei sich aufzunehmen und ihn auf indianische Weise zu heilen. Doch jedes Mal gab sie schon nach wenigen Versuchen wieder auf. Sie fand einfach

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