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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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den Trail führt?«
    »Sie meinen, bei diesem Tauwetter?« Smith verstand es wie schon in Fairbanks, seinen wahren Charakter hinter einer freundlichen Maske zu verstecken. »Das fragen wir uns auch, Lieutenant. Ich glaube, wir arbeiten für denselben Mann. Ist Thomas Whittler nicht an der Telegrafenlinie beteiligt?«
    »Thomas Whittler? Natürlich, Sir, das ist wohl allgemein bekannt. Ohne einen erfahrenen Mann wie ihn könnte die Armee ein solches Projekt niemals durchziehen.« Er stockte plötzlich. »Sie arbeiten auch für Thomas Whittler?«
    »So ist es, Lieutenant«, erwiderte Smith scheinheilig. »Wir waren schon in Kanada als Kutscher für ihn tätig. Wir halten sehr große Stücke auf ihn, Sir. Wenn jemand eine Telegrafenlinie und eine Eisenbahn bauen kann, dann er.«
    Clarissa wurde beinahe übel, als sie erkannte, dass Smith noch keine einzige Lüge erzählt hatte und den Lieutenant dennoch hinters Licht führte. Es war ein erniedrigendes Gefühl, nur wenige Schritte von den Soldaten entfernt auf dem Wagen zu liegen und nichts tun zu können, stattdessen hilflos mit anhören zu müssen, wie Smith auch diese Hürde nahm. Am liebsten hätte sie dem Lieutenant die Wahrheit zugerufen, ihm verraten, dass sie das Opfer eines schweren Verbrechens geworden war, doch sie schwieg nur.
    »Ich frage nur, weil wir eine Nachricht vom Deputy U.S. Marshal in Fairbanks erhalten haben. Die Frau eines Fallenstellers, eine gewisse Clarissa Carmack, und eine junge Krankenschwester sollen spurlos verschwunden sein. Wir haben den Befehl, alle Reisenden auf dem Trail anzuhalten. Ich nehme an, Sie haben die beiden Frauen nicht auf Ihrem Wagen.« Clarissa glaubte zu spüren, wie der Lieutenant lächelte. »Wissen Sie was über sie?«
    »In Fairbanks gab es eine Krankenschwester, die hieß Betty-Sue. Ihren Nachnamen kenne ich nicht. Ich weiß nur, dass sie mit einem Indianer zusammen war und deshalb gekündigt wurde. Würde mich nicht wundern, wenn sie sich in einem der Indianerdörfer aufhalten würde. Sie war oft dorthin unterwegs.«
    »Das haben wir auch gehört, Mister …«
    »Sherwood … Mike Sherwood«, dachte sich der Mann, der wahrscheinlich auch nicht Smith hieß, einen neuen Namen aus. »Das ist John Blue Thunder.«
    »So etwas Ähnliches haben wir auch gehört, Mister Sherwood. Und die Frau des Fallenstellers ist wahrscheinlich mit ihrem Mann unterwegs. Marshal Novak deutete so etwas an. Seitdem Gold in der Nähe von Fairbanks gefunden wurde, geht es dort drunter und drüber. Wir müssen dennoch Ihre Ladung untersuchen, Mister … reine Routine, das verstehen Sie doch sicher …«
    »Aber der Wagen ist leer, Lieutenant, und wir haben es, ehrlich gesagt, auch sehr eilig. Mister Whittler wartet nicht gern, das wissen Sie doch.« Er kramte in seiner Manteltasche. »Aber ich habe einen Brief von ihm dabei.«
    Clarissa hörte Papier knistern und den Lieutenant nach einer Weile sagen: »Ein Brief von Mister Whittler … so schnell wie möglich den Wagen … Das ist natürlich etwas anderes, Mister Sherwood. Fahren Sie bitte weiter! Und passen Sie auf den Wagen auf! Im Frühjahr ist die Straße besonders schlecht.«
    Sie erreichten Valdez am späten Nachmittag des elften Tages. Die Sonne verschwand bereits hinter den Chugach Mountains und warf lange Schatten auf die Hauptstraße. Durch den Riss in der Plane erkannte Clarissa das glitzernde Wasser des Prince William Sound, der beinahe spiegelglatt unter dem Himmel lag und rötlich im Licht der untergehenden Sonne schimmerte. Im Hafen zeichneten sich die Masten und Schlote mehrerer Segelschiffe und Dampfer gegen den Himmel ab. Es roch nach Salz und Tang und Teer, ein Geruch, der ihr nur zu vertraut war. Bis zum Tode ihrer Eltern, einem Fischer und seiner Frau, hatte sie in Vancouver gewohnt und war mit ihrem Vater aufs Meer gefahren. Obwohl das Meer und die Wildnis im Landesinneren nicht unterschiedlicher sein konnten, fühlte sie sich von beiden angezogen.
    Auf den Knien und ungeachtet der Erschütterungen, die der Wagen auf dem holprigen Boden erdulden musste, blieb sie vor dem Riss hocken und seufzte leise, als die Geschäfte und Kneipen auf der Hauptstraße an ihr vorbeizogen. So nahe und doch so unerreichbar, solange sie sich in der Gewalt ihrer Entführer befand. Sie erkannte Hazels Pension, in der Alex und sie sich zum ersten Mal nach der Operation geliebt hatten, und den Laden, in dem sie das Buffalo-Bill-Heft gefunden hatte. Seltsamerweise fuhren sie am Valdez Hotel, in

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