Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis
dem Thomas Whittler gewohnt hatte, vorbei und bogen in eine Seitenstraße, die zum Stadtrand und einem Blockhaus am Ufer der Bucht führte.
Smith stellte den Wagen so, dass man ihn von der Straße nicht sehen konnte, und stieg vom Kutschbock, dicht gefolgt von Raven, der sich diesmal etwas abseits hielt und es seinem weißen Partner überließ, sie vom Wagen zu holen. Smith war weniger grob als der Indianer und durchtrennte ihre Fesseln, bevor er zweimal an die Tür klopfte. Raven hielt sein Gewehr auf sie gerichtet, den Finger am Abzug und anscheinend finster entschlossen, sofort zu schießen, falls sie zu fliehen versuchte oder eine andere Dummheit beging.
Thomas Whittler öffnete die Tür und lächelte zufrieden, als er sie erblickte. »Schön, dass Sie doch noch kommen konnten, Mrs. Carmack«, begrüßte er sie wie eine sehnlichst erwartete Besucherin. »Oder darf ich Clarissa sagen?« Er trug einen einfachen Anzug und schwarze Schuhe, ein Hemd mit aufgestelltem Kragen und schmaler Krawatte. Seine Schuhe blitzten. »Kommen Sie doch rein! Meine Haushälterin hat frischen Tee zubereitet. Sie wird in ungefähr einer Stunde zurück sein und uns etwas zu essen machen.« Er zog die Tür noch weiter auf und bat sie herein, nickte dabei seinen beiden Leibwächtern zu, die sie wohl nicht aus den Augen lassen sollten. »Setzen Sie sich!«
Das Blockhaus war wesentlich luxuriöser als die Hütten eingerichtet, die sie bisher gesehen hatte. Es war beinahe so groß wie Dollys Roadhouse und verfügte über zwei Stockwerke mit mehreren Zimmern. Es gab ein Wohnzimmer mit einer Couch und zwei bequemen Sesseln, einen Schrank mit Büchern und kostbarem Geschirr, einen Esstisch mit vier Stühlen und einen Ofen, der wesentlich moderner als die Kanonenöfen in der Wildnis war und angenehme Wärme verbreitete. Durch eine offene Tür konnte man in die Küche sehen. Oben befanden sich wohl die Schlafzimmer. Sie nahm an, dass er das Hotelzimmer leid war und sich dieses luxuriöse Haus gemietet hatte.
Sie setzte sich in einen der Sessel und wartete mit klopfendem Herzen darauf, dass Whittler seine Maske ablegte und ihr sagte, was er von ihr wollte. Bevor er sich ihr zuwandte, reichte er Smith und Raven jeweils einen Umschlag und sagte: »Ich werde morgen verreisen … für ein paar Wochen, vielleicht sogar einen Monat. Meldet euch bei Gregory Stanwell, meinem Ingenieur. Er ist mein engster Vertrauter beim Bau der Alaska Central Railroad. Ich habe ihm gesagt, dass ihr euch sofort nach eurer Rückkehr bei ihm melden werdet. Für zuverlässige Männer haben wir immer Arbeit.« Er blickte auf das Gewehr in den Händen des Indianers und deutete an, welcher Natur die Arbeit sein würde. »Wenn ich zurückkomme, lasse ich euch rufen.«
»Aye, Boss.«
»Mister Whittler, wenn ich bitten darf.«
»Mister Whittler«, wiederholte Smith gehorsam. Er kämpfte gegen die Versuchung an, den Umschlag zu öffnen und das Geld zu zählen, und ging langsam zur Tür. »Und Sie brauchen uns heute Abend wirklich nicht mehr?«
»Ich komme zurecht, Smith. Keine Angst.«
Thomas Whittler wartete, bis seine beiden Wachhunde das Haus verlassen hatten, ging in die Küche und kehrte wenig später mit einem Tablett mit zwei Tassen Tee, einem Kännchen Dosenmilch und Zucker zurück. Er kam sich wohl selbst ein wenig seltsam dabei vor, ihre frühere Arbeit zu übernehmen.
Sie nippte ungeduldig an dem Tee und fragte: »Was wollen Sie von mir, Mister Whittler? Sie glauben doch nicht, dass ich für Ihren Sohn aussage.«
»Sie werden alles tun, was ich Ihnen sage, Clarissa«, sagte er immer noch freundlich, aber sehr bestimmt. »Sie werden morgen früh mit mir nach Vancouver fahren, vor den Richtern eine Aussage zugunsten meines Sohnes machen und sich des Diebstahls für schuldig erklären. Ein Entgegenkommen, wie ich betonen möchte. Sie werden mit ein paar Monaten Gefängnis davonkommen und danach wieder zu ihrem Mann nach Fairbanks reisen können.«
Seine Ankündigung war so absurd und niederschmetternd, dass sie eine ganze Weile brauchte, bis sich die Worte in ihr Gehirn gebrannt hatten. »Niemals!«, reagierte sie erstaunlich leise. »Ich hatte damit gerechnet, dass Sie mich zwingen würden, eine Aussage zugunsten Ihres Sohnes zu unterschreiben, aber auf gar keinen Fall werde ich ins Gefängnis gehen. Ich bin schwanger, Mister Whittler, und ich denke nicht daran, mein Kind hinter Gittern zu bekommen. So etwas Unmenschliches können Sie nicht von mir
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