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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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verlangen.«
    »Und ob ich das kann, Clarissa.« Die Freundlichkeit war aus seinem Gesicht verschwunden. »Sehen Sie das hier?« Er zog eine Fotografie aus der Innentasche seines Anzugs und reichte sie ihr. »Erkennen Sie Ihre Freundin?«
    Sie hielt die Aufnahme in den Lichtschein der Petroleumlampe und erstarrte. Auf dem Bild war Betty-Sue zu sehen. Sie stand zwischen zwei Männern, die sie jeder an einem Arm festhielten und dabei freundlich in die Kamera lächelten. Einer der beiden Männer hielt ein Messer an Betty-Sues linkes Ohr.
    »Die Männer halten Betty-Sue in einer abgelegenen Hütte versteckt«, erklärte Whittler, »dort, wo sie niemand finden kann, und doch nahe genug an einem Telegrafen, dass ich sie jederzeit erreichen kann. Wenn Sie auch nur das Geringste versuchen oder sich meinen Befehlen widersetzen, schneiden die Männer ihr zuerst die Ohren und dann noch etwas ganz anderes ab. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt, Clarissa? Sie bearbeiten Ihre Freundin so lange mit dem Messer, bis sie verblutet, und werfen sie den Wölfen vor.«
    Sie war nahe daran, sich zu übergeben. »Sie … Sie Dreckskerl!«

26
    Clarissa schlief kaum in dieser Nacht. Obwohl sie zum ersten Mal seit über einer Woche wieder in einem bequemen Bett lag, ließ sie sich von ihren schmerzhaften Gedanken peinigen und wälzte sich unruhig von einer Seite auf die andere. Sie schwitzte und zitterte zugleich. Zu ungeheuerlich waren die Worte des Millionärs gewesen. Die Aussicht, den Albtraum, den sein Sohn durch sein Verhalten bei ihr ausgelöst hatte, noch einmal durchleben zu müssen, brachte sie beinahe um den Verstand. Wie konnte man nur so abgrundtief böse sein?
    Fast noch schlimmer war, dass sie nichts dagegen tun konnte. Solange sich Betty-Sue in der Gewalt seiner Männer befand, waren ihr die Hände gebunden. Sie zweifelte nicht daran, dass Whittler seine Drohung wahrmachen und seinen Handlangern den Befehl geben würde, Betty-Sue zu verstümmeln oder zu töten. Er war ein eiskalter Egoist, der über Leichen ging, um seine privaten und geschäftlichen Ziele zu erreichen. Wie er einigermaßen unbeschadet aus dem Skandal hervorgegangen war, wusste sie nicht. Mit dem Geld, das er auf amerikanischen Konten versteckt hatte, nahm sie an, und dank seiner Verbindungen, die bis in die Unterwelt reichen sollten. Natürlich musste er jetzt kleinere Brötchen backen. Die Alaska Central war nicht die Canadian Pacific, aber sie zweifelte nicht daran, dass er auch in Alaska auf seine Kosten kam.
    Ob er seinem Sohn verziehen hatte, wusste sie nicht. Eher nicht, wahrscheinlich hielt er ihn für einen Schwächling, zu dumm und träge, eine Frau wie sie einzufangen, und einfältig genug, sich nicht nur einmal, sondern zweimal erwischen zu lassen. Der Gefängnisausbruch würde ihm einige Jahre extra einbringen. Thomas Whittlers einzige Hoffnung bestand darin, die Strafe seines Sohnes durch ihre Aussage von »lebenslänglich« auf zwanzig Jahre zu drücken, ein besseres Urteil würde auch er mit seinen Beziehungen und seinem Geld nicht erreichen. Vielleicht hatte er deshalb vor, sie ebenfalls ins Gefängnis zu schicken. Nicht aus Liebe zu seinem Sohn, sondern aus billiger Rachsucht, weil er es nicht ertragen konnte, von einer Frau besiegt worden zu sein. Als könnte er damit die Ehre seiner Familie wiederherstellen.
    Am frühen Morgen, draußen war es noch stockfinster, wurde sie von einer beleibten Indianerin geweckt. »Ich bin Mary«, sagte die Frau in gebrochenem Englisch. Sie füllte warmes Wasser in die Waschschüssel und legte ein Handtuch daneben. Nachdem sie noch einmal in den Flur gegangen war, kehrte sie mit einer vollen Reisetasche zurück und nahm einen Rock, eine Bluse, einen Mantel, Schnürschuhe und frische Unterwäsche heraus. »Mister Whittler erwartet Sie in einer halben Stunde zum Frühstück«, verkündete sie lächelnd.
    Whittler hatte an alles gedacht. In der Tasche befanden sich weitere Kleidungsstücke und so ziemlich alles, was eine Frau während einer langen Reise brauchte, sogar ein Kamm und ein Handspiegel. Clarissa hätte die Tasche am liebsten aus dem Fenster geworfen und wäre wütend davongerannt, wusste aber, dass sie durch eine solche Aktion nur das Leben ihrer Freundin gefährdete, und beherrschte sich. Ihr würde etwas Besseres einfallen müssen, wenn sie Thomas Whittler und einer Verurteilung entkommen wollte. Es war schon schlimm genug, dass Betty-Sue überhaupt ihretwegen in Gefahr geraten war.
    Sie

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