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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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bereit. Zu fast allem, wie ihr einfiel, als sie an die leichten Mädchen in Skaguay dachte.
    »Ich biete fünfzig Dollar in Gold«, sagte sie.
    »Das ist zu wenig«, erwiderte Slocum Joe.
    »Hundert Dollar … fünfzig gleich und fünfzig, wenn wir in Dawson City sind.« Sie schlüpfte aus ihren Handschuhen, zog den Lederbeutel aus ihrer Anoraktasche und schüttete ungefähr ein Zehntel der Goldkörner in ihre offene Hand. Die Indianer beobachteten sie genau und bekamen ähnlich gierige Augen wie Weiße, wenn sie Gold sahen. Sie ließ den Beutel rasch wieder verschwinden. »Fünfzig Dollar für den, der mich über den White Pass bringt.«
    »Ich fahre dich«, sagte der junge Mann mit dem Nasenring. Er drängte sich nach vorn und hielt beide Hände auf. »Der Schlitten, mit dem du gefahren bist, gehört mir. Ich kenne einen Weg über die Berge, den niemand kennt.«
    Clarissa blickte den Anführer an.
    »Tommy ist ein guter Jäger«, bestätigte Slocum Joe.
    »Einverstanden«, sagte Clarissa und gab dem jungen Mann den ersten Teil seines Lohns. Tommy füllte das Gold in einen Beutel, verschnürte ihn fest und steckte ihn in seine Hosentasche. Er war wie ein Weißer gekleidet, trug eine Wollhose, eine Jacke aus dickem Stoff und feste Stiefel. Die Mütze über seinen halblangen Haaren war aus Biberfell. »Ich möchte gleich aufbrechen.«
    »Aber es wird bald dunkel«, wandte Tommy ein.
    »Ich habe es eilig. Wie lange brauchst du?«
    »Nicht lange.« Anscheinend begierig darauf, möglichst bald auch den zweiten Teil seines Lohns zu erhalten, lief er zu seinem Zelt und lud mehrere Decken, zwei Zeltplanen und den Rest seiner Ausrüstung auf seinen Schlitten. Anscheinend hatte er während der letzten Monate gut verdient. Einen Sack mit Proviant verstaute er in dem Vorratssack unter der Haltestange. Mit einem Winchester-Gewehr über den Schultern kehrte er zurück. »Ich bin fertig.« Es gab offensichtlich niemand, den er zum Abschied umarmen musste.
    »Du bist auf der Flucht, nicht wahr?«, vermutete Slocum Joe.
    »Ich will so schnell wie möglich über den Pass«, wich sie aus.
    Unter den neugierigen Blicken der Goldsucher, die sich ebenfalls darüber wunderten, dass eine Frau so gut mit einem Hundeschlitten umgehen konnte und es so eilig hatte, über den Pass zu kommen, dass sie nicht mal eine Nacht in dem Camp verbrachte, fuhren Clarissa und ihr indianischer Führer davon. Während er den Schlitten lenkte, saß Clarissa eingerollt in eine Decke auf der Ladefläche und beobachtete, wie leichtfüßig sich die Huskys bewegten. Besonders Taku tat sich hervor. Er bestimmte die Richtung und gab das Tempo vor, wenn Tommy keinen anderen Befehl gab. Er war ein erstklassiger Leithund, ungefähr sieben Jahre alt und so erfahren und durchtrainiert, dass ihm keiner der anderen Hunde etwas vormachen konnte.
    Sie folgten dem Pfad, der als »Dead Horse Trail« traurige Berühmtheit erlangt hatte, und nach wenigen Meilen erkannte Clarissa auch, warum er diesen Namen bekommen hatte. Noch jetzt ragten die Kadaver und Gebeine zahlreicher Pferde aus dem Schnee, trauriges Zeugnis dafür, wie unbarmherzig manche Männer in ihrer Goldgier die Pferde angetrieben hatten, und wie gefährlich der Trail war. Tommy war trotz seiner Jugend ein erfahrener Musher, etwas hitzköpfig, wenn er seine Hunde mit derben Ausdrücken wie ein Maultiertreiber anfeuerte oder so schnell in eine Kurve ging, dass er vom Trittbrett springen musste, um den Schlitten am Ausbrechen zu hindern, aber mutig und auch erfahren genug, um sein Glück nicht zu sehr zu strapazieren.
    Das Schneetreiben hatte nachgelassen, aber je mehr sich der Tag seinem Ende zuneigte, umso stärker nahm der Wind zu. Eisig kalt blies er von den Gletschern herab, so stark und ungestüm, dass Clarissa gezwungen war, ihren Schal bis über die Nase zu ziehen, um wenigstens einigermaßen geschützt zu sein. Die Böen wirbelten den Neuschnee auf und trieben ihn in dichten Schleiern über den Boden, wie die Gischt eines stürmischen Meeres, das gegen die Küste brandet. Tommy schien der aufgebrachte Wind nur noch wütender zu machen. Er schimpfte auf das Wetter, den schlechten Trail und seine Huskys, die sich glücklicherweise weder von ihm noch von dem Wind beeinflussen ließen und nur ihr Tempo etwas verringerten. »Nicht nachlassen, ihr faulen Biester!«, feuerte Tommy sie an.
    Clarissa hätte den jungen Indianer gern abgelöst. Bei seiner ungestümen Fahrweise musste sie sich mit beiden Händen am

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