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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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sein Tonfall bald ändern und er ihr wahrscheinlich Handschellen anlegen würde.
    »Wir haben nicht mehr weit«, versprach er lächelnd. »In spätestens einer halben Stunde sind wir da. Und das Schlimmste liegt bereits hinter uns.«
    Er überprüfte die Lederriemen, mit denen er sie an den Schlitten gebunden hatte, und kümmerte sich um seine Hunde, die offensichtlich eifersüchtig waren, weil er der Frau auf dem Schlitten so große Aufmerksamkeit schenkte und sie vollkommen zu vergessen schien. »Keine Angst, ich weiß, was ich an euch habe!«, beruhigte er vor allem Bunker, seinen Leithund, der stets besondere Beachtung verlangte. Er kraulte ihn hinter den Ohren und klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken. »Du bist ein ganzer Kerl, Bunker!« Er wandte sich an die anderen Hunde. »Und ihr natürlich auch! So, jetzt müssen wir aber weiter! Bald wird es dunkel, und die Lady braucht dringend Ruhe, kapiert?«
    Durch eine weitere Senke fuhren sie zwischen lichten Baumbeständen hindurch und am Ufer eines zugefrorenen Sees entlang nach Nordwesten. Der Sturm hatte merklich abgeflaut, dafür war es kälter geworden, und Sherburne hielt noch einmal an und zog Clarissa den Schal über die Nase, bevor er seinen eigenen zurechtrückte und die Hunde anfeuerte. In dem Neuschnee, der mit dem Wind gekommen war, fanden die Huskys besonders sicheren Halt, und weil der Mountie die Kufen gründlich eingefettet hatte, glitt auch sein Schlitten sicher über den Trail. Sie waren bereits auf kanadischer Seite und folgten einem der befestigten Wege, die Indianer für die North West Mounted Police erkundet hatten. Die ersten Schatten der Dämmerung legten sich über das Land, und nur über den schneebedeckten Gipfeln der Gletscher hing noch ein heller Schimmer.
    Der Grenzposten lag im Schutz einer steilen Felswand, der ihn vor den eisigen Nordwinden schützte, und war von Kiefern umgeben, die in dieser Höhe aber eher klein und verkrüppelt aussahen. Die Blockhäuser, ein Haupthaus mit dem Büro, dem Gemeinschaftsraum, der Küche und dem Zimmer des Inspectors, ein zweites mit dem Schlafraum der vier Constables, die ihm unterstellt waren, und einem weiteren, das vor allem als Gerätekammer diente, hoben sich selbst im Dämmerlicht deutlich gegen den Schnee ab. Der an dieser Stelle breite White Pass Trail führte direkt an den Blockhäusern vorbei, war aber im Winter meist verlassen, weil die meisten Goldsucher in Skaguay auf den Frühling warteten und erst dann über den Pass wollten.
    Clarissa erwachte gerade wieder aus ihrer Bewusstlosigkeit, als Sherburne den Schlitten vor dem Haupthaus anhielt und seine Constables nach draußen rief. »Constables Raleigh und Benson«, sagte er zu den beiden Männern, die erst vor Kurzem nach Norden versetzt worden waren. »Sie bringen die Lady in mein Zimmer. Aber seien Sie vorsichtig, sie hat wahrscheinlich eine starke Gehirnerschütterung und etliche Prellungen. Benson, soweit ich weiß, arbeitet Ihr Vater als Arzt, also zeigen Sie mal, was Sie sich von ihm abgeschaut haben, und untersuchen Sie die Lady. Colfax …« Damit war das jüngste Mitglied seines Trupps gemeint. »Sie richten mein Nachtlager her und bringen meine persönlichen Sachen ins Schlafhaus. Und Sie, McGill …«, er blickte einen rothaarigen Burschen an, der nicht viel älter als Colfax sein konnte. »Sie kochen frischen Tee und wärmen die Hühnersuppe aus der Vorratskammer auf … Aber gehen Sie etwas vorsichtiger mit dem Pfeffer um, verstanden?«
    »Zu Befehl, Sir. Inspector.«
    Während die Soldaten seine Befehle ausführten, spannte Sherburne die Hunde aus und bedankte sich bei jedem Einzelnen von ihnen. Er band sie an ihre Leinen zwischen den Blockhäusern und brachte ihnen das wohlverdiente Futter und lauwarmes Wasser. »So«, sagte er, nachdem er Bunker noch einmal ordentlich liebkost hatte, »jetzt muss ich mich wohl um meinen Damenbesuch kümmern. Bin gespannt, was mir die junge Lady zu erzählen hat …«
    Clarissa spürte, wie die beiden Polizisten sie unter den Armen und an den Beinen packten und sie in das Zimmer des Inspectors trugen. Sie hätte vor Schmerz am liebsten geschrien, als einer der Polizisten über die Schwelle stolperte, und verlor noch mal das Bewusstsein. Sie merkte nicht, wie ihr die beiden Constables die Stiefel und nach einigem Zögern auch die restliche Kleidung bis auf die Unterwäsche auszogen und sie säuberlich gefaltet auf die Kiste legten, in der Inspector Sherburne seine persönlichen Sachen

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