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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Chance haben wollte, über die Grenze zu kommen. Bei diesem Wetter war es unmöglich! Sie musste warten, bis der Wind und das Schneetreiben nachließen, aber wann würde das sein? Oder war sie gezwungen, den Rückweg anzutreten und sich den Mounties zu stellen, um wenigstens dem Kopfgeldjäger zu entkommen? Der Gedanke, noch einmal die Senke überqueren zu müssen, ließ sie schaudern.
    Ein vertrautes Geräusch trieb sie vom Boden hoch. Die Anfeuerungsrufe eines Mannes, das Scharren der Schlittenkufen, das Hecheln der Hunde, sie hatte sich also doch nichts eingebildet, und als sie in den Wald blickte, sah sie ihn auch kommen, eine dunkle Gestalt auf einem Schlitten, von sechs oder acht Hunden gezogen, eine Hand an der Haltestange und die andere erhoben, so nahe schon, dass er sie längst gesehen haben musste und nur noch sein Gewehr von der Schulter zu nehmen brauchte. »Der Fremde!«, flüsterte sie.

31
    In ihrer Verzweiflung stürmte Clarissa in den Schneesturm hinein. Sie kam keine drei Schritte weit, schien gegen eine unsichtbare Wand zu laufen und wurde von dem böigen Wind zu Boden geschleudert. Sie stemmte sich hoch, rannte wieder gegen den Wind an, schaffte taumelnd ein paar Schritte, bevor sie erneut stürzte. Einen Atemzug lang blieb sie auf dem harten Schnee liegen, sie weinte vor Wut und Verzweiflung und kam noch einmal hoch. Dann wandte sie ihre ganze Kraft auf, um den stürmischen Wind zu besiegen, schaffte sogar ein paar Schritte mehr, um gleich darauf von einer heftigen Böe erfasst und an den Waldrand zurückgeschleudert zu werden. Sie prallte mit der Hüfte gegen einen Baum und mit dem Kopf gegen einen zweiten Baum. Sie konnte von Glück sagen, dass ihre dicke Fellmütze den Aufprall so stark bremste, dass sie nur das Bewusstsein verlor. Reglos blieb sie im vereisten Schnee liegen.
    Sie bemerkte nicht, wie der Mann, der inzwischen den Waldrand erreicht hatte, seinen Schlitten bremste und die aufgeregten Huskys beruhigte. Ihre Augen waren fest geschlossen, als er vom Trittbrett sprang und zu ihr lief, sie flüchtig untersuchte und erleichtert aufatmete, als er erkannte, dass sie sich nichts gebrochen und offensichtlich nur starke Prellungen und wahrscheinlich eine starke Gehirnerschütterung davongetragen hatte. »Bleiben Sie ganz ruhig, Ma’am«, sagte er, obwohl er wusste, dass sie ihn nicht hören konnte. »Sie sind in Sicherheit! In einer halben Stunde liegen Sie in einem warmen Bett!«
    Er breitete ein paar Wolldecken auf seinem Schlitten aus, legte Clarissa darauf und wärmte sie mit weiteren Decken. Er band sie mit Lederschnüren an die Ladefläche. »Tut mir leid, Ma’am«, sagte er. »Der Trail ist nicht besonders eben, und die Fahrt wird ein wenig rau werden, aber anders geht es leider nicht.« Er zog den Anker aus dem Schnee und bedeutete den Hunden, dass es weiterging. »Hey … Nicht so stürmisch, Bunker!«, warnte er seinen Leithund. »Wir haben eine wertvolle Fracht! Sei vorsichtig! Bobby! Elliott! Das gilt auch für euch! Spart euch eure Alleingänge für den nächsten Trip!«
    Clarissa stöhnte leise, als die Hunde losrannten und den Schlitten über die erste Bodenwelle zogen. Durch den Wald trieb der Fremde sein Team über den festen Schnee, bog in einen Hohlweg, der in eine tiefe Schlucht zu führen schien, aber schon bald wieder nach oben ging und am Waldrand auf tiefe Schneeverwehungen stieß. »Ich dachte mir schon, dass hier Arbeit auf uns wartet«, sagte er, »aber keine Angst, Ma’am, das haben wir gleich.« Er sicherte den Schlitten und schnallte seine Schneeschuhe über die Stiefel, lief ein paar Schritte auf der Stelle, bis sie fest saßen, und schob den Schlitten an. »Vorwärts, Bunker! Jetzt heißt es arbeiten! Der Winter ist zurück, falls du’s noch nicht gemerkt hast! Streng dich an, sonst kommen wir nie mehr nach Hause!«
    Die Huskys erkannten schon an seinem Tonfall, dass sie besonders gefordert waren, und gruben sich tief in die Schneewehen. Der Mann, der sie antrieb, unterstützte sie nach Leibeskräften, stemmte sich mit seiner ganzen Kraft gegen den Schlitten und schob ihn durch den angehäuften Schnee. Nur die Schneeschuhe verhinderten, dass er bis zu den Knien einsank. Die Hunde zeigten, wozu sie fähig waren, wenn man sie genügend forderte, und stießen wagemutig mit ihren Schnauzen in den tiefen Schnee. Sie gruben sich durch das Hindernis, bis sie wieder festen Boden erreichten, und der Mann sie anhielt.
    Er band gerade seine Schneeschuhe an die

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