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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Sägespäne, die der letzte Besucher vor dem Holzstapel angehäuft hatte, eine Angewohnheit, die auch Alex zu eigen gewesen war, und griff nach einem Holzscheit, das so geschnitten war, wie Alex es gern hatte, schlank und keilförmig, damit sie die Flammen nicht erstickten.
    Sie starrte ungläubig auf das Holzscheit. Alex tauchte in ihren Gedanken auf, wie er vor der Hütte stand und Holz hackte, die Axt so geschickt führte, dass die Scheite schlank und keilförmig aussahen. »Meine Spezialität«, sagte er, »hab ich lange geübt. Damit geht kein Feuer aus.« Sie glaubte förmlich sein Lachen zu hören und lief zum Fenster. Plötzlich hatte sie das Gefühl, er könnte tatsächlich vor dem Haus sein, doch sie sah nur die Hunde, die scheinbar unbeteiligt im Schnee lagen.
    »Ein Zufall«, flüsterte sie, während sie das Holzscheit in die Flammen warf, »nur ein Zufall.« Alex konnte nicht hier gewesen sein. Sie dachte an den einsamen Musher, den sie in der Neujahrsnacht gesehen hatte. Oder doch? War er doch noch am Leben und auf dem Landweg zum Yukon gekommen?
    Unsinn, schalt sie sich. Rede dir nichts ein, verdammt!
    Sie deckte den Mountie mit einigen Wolldecken zu, schob ihm eine weitere vorsichtig unter den Kopf und kehrte zum Fenster zurück. Erschöpft von der Anstrengung und der Aufregung, zog sie sich einen Stuhl heran. Sie nahm die Fellkappe ab, lehnte den Kopf gegen die Wand und wartete. Die Angst, von dem Fremden überrascht zu werden, war immer noch groß, und sie nahm sich vor, auf keinen Fall einzuschlafen, nicht einmal die Augen zu schließen.
    Das lang gezogene Heulen eines Wolfes ließ sie aufschrecken. Es klang wie der Triumphschrei eines Kriegers, der einen starken Feind besiegt hatte, und hallte als vielfaches Echo durch den Wald. Sie sprang auf und starrte auf die Lichtung. Der Schatten eines Tieres bewegte sich über den Schnee. Ein Wolf, der langsam näher kam, ein hagerer Bursche mit leuchtenden Augen und aufgestellten Ohren. Er humpelte kaum merklich. »Bones!«, flüsterte sie.
    Wie unter einem Zwang lief sie zur Tür und öffnete sie. Der Wolf kam langsam auf sie zu, reckte ihr seine blutverschmierte Schnauze entgegen und schien zu lächeln. Clarissa ahnte, was er ihr mitteilen wollte. Er war der Grund, warum der Mann nicht aufgetaucht war. »Bones!«, sagte sie wieder. »Bones!«
    Als sie am nächsten Morgen aus dem Schlaf schreckte, glaubte sie alles nur geträumt zu haben. Sherburne saß mit dem Gewehr neben ihr. Er lächelte etwas gequält. »Ich wollte Sie nicht wecken«, sagte er, »und mir geht es schon viel besser.« Er griff sich an die Schläfe. »Vielleicht nur ein betrunkener Jäger, der mich mit einem Elch verwechselte und sich schleunigst aus dem Staub gemacht hat, als er seinen Irrtum erkannte. Sonst wäre er schon hier.«
    »Vielleicht«, erwiderte sie, doch als sie nach draußen ging, um nach den Hunden zu sehen, entdeckte sie eine frische Wolfsspur im Schnee. »Ich glaube eher, die Wölfe haben ihn erwischt. Hier sind frische Spuren … und Blut.«
    Er folgte ihr und betrachtete die Spur. »Sobald wir in Dawson sind, schicke ich zwei Constables raus. Wenn es der Fremde war, finden sie den Mann.«
    Clarissa wusste es besser, sagte aber nichts.

36
    Dawson City lag auf einem Hochplateau über der Mündung des Klondikes in den Yukon River und empfing sie mit leichtem Schneefall. Die Stadt platzte aus allen Nähten. In den Außenbezirken bestand sie aus mehreren Hundert Zelten, in denen die Goldsucher wohnten, die sich keine feste Bleibe leisten konnten, und auf der Front Street und einigen Nebenstraßen aus hastig errichteten Holzhäusern, die meisten einstöckig und mit falschen Fassaden. Der Schnee, der während der Nacht gefallen war, ließ die Straßen sauberer aussehen, als sie in Wirklichkeit waren, und verdeckte den Abfall in den schmalen Seitengassen.
    Um die Mittagszeit erreichten Clarissa und Sherburne die Stadt. Der Mountie stand auf dem Trittbrett und lenkte den Schlitten am Stützpunkt der North West Mounted Police vorbei, mehrere Blockhäuser, die durch einen hohen Palisadenzaun gesichert waren, und trieb die Huskys auf die breite Front Street. So hieß die Hauptstraße von Dawson City. Clarissa hatte das Fort mit der Aufschrift »North West Mounted Police« über dem Eingang wohl gesehen und fragte sich, was Sherburne mit ihr vorhatte, wagte aber nicht zu fragen. Seine Pflicht wäre es gewesen, sie direkt ins Fort zu bringen.
    Als er den Schlitten vor dem Pacific

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